Die roten Augen des Hausgimpels
Der Hausgimpel leidet nicht selten an einer für ihn gefährlichen Bindehautentzündung in den Augen, Warum das so ist und weshalb die Zahl der Erkrankungen deutlich ansteigt, untersuchte nun ein US-amerikanisches Forschungsteam.
Wien/Blacksburg – Der Hausgimpel, ein kleiner Singvogel, der in den USA und in Kanada zu Hause ist, wird relativ häufig von Bindehautentzündung befallen. Verursacher ist das Bakterium Mycoplasma gallisepticum. Es infiziert das Auge und erhöht damit indirekt die Sterblichkeit des Vogels, der durch die Entzündung deutlich schlechter sieht, manchmal sogar ganz blind wird und somit Angreifern nicht so leicht entfliehen kann wie gesunde Artgenossen.
Ein Team des Virginia Tech, einer staatlichen Universität in Blacksburg im US-Bundesstaat Virgina, hat nun herausgefunden, warum sich diese Gimpel gegen den Erreger langfristig nicht wirklich wehren können und die Zahl der erkrankten Tiere deutlich anstieg. Vögel, die mit einem virulenten Stamm des Erregers infiziert wurden und überlebten, hatten zwar bessere Abwehrkräfte entwickelt als jene, die von einem schwächeren Stamm befallen wa- ren. Das Immunsystem der leichter infizierten Vögel entwickelte aber nur teilweise Abwehrkräfte gegen M. gallisepticum, was wiederum die Stärkung des Bakteriums begünstigte.
Die Schwäche des Vogels wird also für die eigenen Zwecke ausgenützt, schreiben die Wissenschafterinnen Dana Hawley und Arietta Fleming-Davies in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Science. Die Pathogene, die die die nicht gut immunisierten Hausgimpel befielen, waren sogar doppelt so stark wie jene, die Vögel ohne Immunsystem krankmachten.
Das überraschende Ergebnis lässt Schlüsse auf andere Tiere und sogar auf Menschen zu, sagt Hawley in einer Aussendung. Auch hier sei der vom Immunsystem aufgebaute Schutz gegen neuerliche Infektionen oft nicht ausreichend – das könnte aus Sicht der Wissenschafterin zu einer tödlichen Superinfektion führen.