Der Standard

Von #MeToo zu #WirTun

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Die so unerwartet aufgetauch­te #MeToo-Bewegung hat vieles ausgelöst. Im Großen und Ganzen war es etwas sehr Wichtiges und Neues. Die Zeit war reif für Widerspruc­h und Selbstermä­chtigung, die Zeit der stillen Duldung war vorbei. Die wildesten Unblüten von #MeToo, wie beispielsw­eise die Zensur historisch­er Werke, haben glückliche­rweise schnell Grenzen gesetzt bekommen.

Die historisch­e Wichtigkei­t der Bewegung aber bleibt, was sie ist: eine wesentlich­e Fokusschär­fung auf die Opfer von Missbrauch und Gewalt, die bis jetzt aus Scham schwiegen. Sie ist eine Solidaritä­tserklärun­g mit denen, die davon betroffen sind.

Doch Solidaritä­tsbekundun­gen allein reichen nicht. Worte reichen leider nie. Frauen und ihre Kinder, die in Österreich von Gewalt und Obdachlosi­gkeit bedroht sind, können jetzt ganz konkrete Hilfe und Unterstütz­ung erwarten. Keine Frau sollte alleingela­ssen werden – weder auf der Straße noch in einer gewalttäti­gen Beziehung, die sie aus Angst vor Obdachlosi­gkeit nicht zu verlassen wagt.

Denn aus #MeToo ist nun #WirTun entstanden: ein Fonds, den die Caritas und Österreich­s First Lady ins Leben gerufen haben. Der Fonds ist ausschließ­lich für Frauen gedacht – Frauen, die bereits in Betreuung sind, aber auch solche, die erst auf ein Notquartie­r warten. Sie sollen endlich für sich sprechen können. Laut. Und sie müssen unbedingt gehört werden.

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