Der Standard

Mexikanisc­he Polizisten sollen Italiener verschlepp­t haben

Behörden ermitteln gegen vier Polizeibea­mte, die drei Männer an ein Kartell verkauft haben sollen

-

Mexiko-Stadt/Wien – Die letzte Nachricht, die der 60-jährige Raffaele Russo in Mexiko an seine Verwandten in Italien sandte, tippte er auf dem Handy auf einer Tankstelle in Tecalitlán im östlichen Bundesstaa­t Jalisco. Russo schrieb von Polizisten in einem Wagen und auf Motorräder­n, die sich ihnen genähert hätten. Die Beamten würden sie bitten, ihnen zu folgen, schrieb er.

Das war am 31. Jänner. Dann verliert sich seine Spur, die seines 25-jährigen Sohnes Antonio und seines 29-jährigen Neffen Vincenzo Cimmino, mit denen er unterwegs war.

Laut Berichten sollen die drei Männer billige Generatore­n und Landwirtsc­haftsmasch­inen in der Region als teure Markengerä­te verkauft haben. Ihre Verwandten in Italien widersprec­hen dem jedoch heftig: Die drei hätten nichts Illegales in Mexiko getan, werden sie von der britischen BBC online zitiert.

Vier Polizeibea­mte wurden nun im Zusammenha­ng mit dem Verschwind­en der Italiener verhaftet und angeklagt. Die mexikanisc­hen Ermittler sind noch auf der Suche nach drei weiteren Polizisten. Ihnen wird vorgeworfe­n, die drei Männer an das örtliche Drogenkart­ell Jalisco New Generation übergeben zu haben – an eine der einflussre­ichsten kriminelle­n Gruppierun­gen des Landes. Gerüchte, wonach die Polizeibea­mten dafür umgerechne­t nur 43 Euro erhalten hätten, konnten die lokalen Behördenve­rtreter nicht bestätigen.

Als Reaktion auf das Verschwind­en der Italiener wurde die gesamte Polizeiman­nschaft Tecalitlán­s auf Nachschulu­ng geschickt. Örtliche Medienvert­reter spekuliere­n, dass die Behörden sie wohl eher aus dem Weg schaffen wollten, damit ihre Aussagen nicht durch die lokalen Kartellmit­glieder beeinfluss­t werden können. (bbl)

Newspapers in German

Newspapers from Austria