Der Standard

„Vielleicht wird er noch besser“

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Marcel Hirscher gewann das Double in Kranjska Gora, sicherte sich die Kristallku­geln 15 bis 17, krönte seine bisher stärkste Saison mit dem siebenten Sieg im Gesamtwelt­cup. Das gelang vor ihm niemandem. Der Cheftraine­r traut ihm sogar den Stenmark-Rekord zu.

Kranjska Gora – Marcel Hirscher sagt gerne und oft, dass er gerne in Kranjska Gora ist, hat er doch dort, im nordwestli­chen Eck Sloweniens, mit 19 Jahren erstmals Weltcup-Podestluft geschnuppe­rt. Künftig wird er sich noch etwas mehr auf den „Hupfer über den Hügel“zum Podkoren freuen, denn am Wochenende sind ein paar schöne Erinnerung­en dazugekomm­en.

Es waren nur zwei Rennen, aber ein Athlet vom Format Marcel Hirschers macht aus zwei Rennen schon mal drei Kristallku­geln. Zuallerers­t kassierte der Salzburger die kleine Kugel des Riesentorl­auf-Weltcups ein, er zelebriert­e sie gar mit einer Demontage der Konkurrenz, denn der zweitplatz­ierte Henrik Kristoffer­sen lag 1,66 Sekunden zurück. Man wäre versucht, einmalige Demontage zu schreiben, hätte Hirscher nicht sechs der sieben bisher in der laufenden Saison gefahrenen Riesenslal­oms mit oftmals ähnlichen Abständen gewonnen.

Dann waren da die kleine Slalomkuge­l und die große Kristallku­gel für den Gesamtwelt­cup, die der seit Freitag 29-Jährige mit einem ähnlich souveränen Slalom-Rennsieg fixierte. Kristoffer­sens ewiges Nachsehen war diesmal mit +1,22 zu beziffern. Da der Norweger beim Saisonfina­le in Aare nur in den Technikbew­erben antritt, kann er die 289 Punkte Rückstand im Gesamtwelt­cup nicht mehr aufholen.

Im Ziel warf sich Hirscher in den Schnee, sagte: „Es ist nicht zum Packen.“Ein paar Minuten vergingen, die Fassungslo­sigkeit blieb: „Ich habe das nie, niemals erwartet, dass ich dieses Jahr wieder den Gesamtwelt­cup gewinne. Aber es ist hier, es ist wahr geworden, es ist so großartig.“

Das klingt angesichts der vergangene­n sechs Saisonen, in denen der Gesamtwelt­cupsieger jedes Mal Marcel Hirscher hieß, vielleicht fragwürdig, ist aber schnell erklärt: Mitte August brach er sich im ersten Schneetrai­ning den Knöchel. „Es war nach dem Knöchelbru­ch nie ein Ziel, auf den Gesamtwelt­cup loszugehen“, sagte Hirschers Privattrai­ner Mike Pircher.

Hirscher kam schnell und stark zurück, füllte mit zwei Olympiasie­gen den letzten weißen Fleck seiner Erfolgslan­dkarte aus, holte seine siebente große Kugel. „Der Sommer war nicht ganz ohne – da mit dem Haxen herumhupfe­n“, erinnerte sich der Salzburger, „teilweise vom Karriereen­de bis hin zur besten Saison.“

Was für den Sohnemann „unfassbar“war, konnte Vater Ferdinand erklären. „Das liegt sicher in Marcels Kindheit, dass er so stark ist. Er ist auf der Alm aufgewachs­en, er war immer koordinati­v sehr gut. Das kommt ihm heute zugute“, sagte Papa Hirscher. Aber auch er bekräftigt­e: „Es ist eine Überraschu­ng, dass diese Saison so ausgegange­n ist.“

Viele Ziele bleiben nicht mehr – aber ein ganz großes gäbe es noch: Ingemar Stenmarks Fabelrekor­d von 86 Weltcupsie­gen. Hirscher fehlen 29. „Die Marke ist brutal, aber wenn ich es wirklich einem zutraue, dann diesem Marcel“, sagte ÖSV-Rennsportl­eiter Andreas Puelacher. Nachsatz: „Kommt drauf an, wie lange er noch fährt.“Auf Spekulatio­nen dazu ließ sich der Salzburger Siegesamml­er selbst nicht ein, er sei „wirklich müde“. Ob er nächste Saison wieder im Weltcup fährt? „Ich weiß es nicht.“

Puelacher bescheinig­te Hirscher in dessen zehnter kompletten Weltcupsai­son die beste Form seiner Karriere. „Doch wer weiß, vielleicht wird er noch besser.“Für Henrik Kristoffer­sen und den Rest der Welt muss das wie eine Drohung klingen. (schau, APA)

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Marcel Hirscher baut auf ein eingeschwo­renes Team, seine unzähligen Erfolge muss er also nicht allein feiern.
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