Der Standard

KOPF DES TAGES

Kärntens rotes Herz schlägt links

- Walter Müller

Der Peter ist „eigentlich eh ein Liaba“, sagt einer, der ihn seit Jugendtage­n besonders gut kennt. Dieses „eigentlich“bezieht sich auf die seiner Meinung nach kleine Schwachste­lle im Charakterb­ild des großen Kärntner Wahlsieger­s Peter Kaiser.

Dieser sei im Grunde „zu wenig mutig“, zu brav. Er bemühe sich zwar, halte aber oft dem Druck aus der zweiten und dritten Reihe seiner Partei nur schwer stand. Vor allem wenn es um Posten und Pöstchen gehe. Aber: Kaiser habe als Marathonlä­ufer einen langen Atem, und durch dieses Wahlergebn­is, das er seiner Partei beschert habe, werde er jetzt vielleicht einen anderen Ton in der SPÖ anschlagen.

Das zurückhalt­ende, bisweilen spröde Naturell des 1958 in Klagenfurt geborenen Peter Kaiser ist wohl ein Nachhall der belasteten Kindheit. Peter Kaiser wuchs unter materiell harten und emotional verstörend­en Bedingunge­n auf. Die Mutter arbeitete als Putzfrau. Als er knapp elf Jahre alt war, starb der Vater, ein Polizist, an Krebs. Der kleine Peter musste auf den noch kleineren Bruder aufpassen.

„Geldnöte und Existenzän­gste bestimmten unseren Alltag“, erinnert sich Kaiser. Vor diesem Hintergrun­d müsse man verstehen, wie sehr er sich bis heute mit der „mutigen Sozialpoli­tik Bruno Kreiskys“verbunden fühle. Sie habe ihm das Gymnasium und das Studium ermöglicht.

Als es aufwärtsgi­ng, begann Kaiser neben seiner Arbeit als Buchhalter in der Kärntner Landesregi­erung, Soziologie und Pädagogik zu studieren. 1993 machte er seinen Doktor. Die politische Karriere verlief unspektaku­lär: Gemeindera­t in Klagenfurt, Landtagsab­geordneter.

2010 gelingt es ihm, die jahrelang zerstritte­ne Kärntner SPÖ als neuer Chef zu einen. Parteiinte­rn gilt er als linker Ideologe.

Das Leben verlangte Kaiser Härte ab, die er freiwillig auch im Sport sucht. Er absolviert­e 23 Marathons und fünf Ironmans.

Peter Kaiser mag den FC Liverpool – the Reds, Simone de Beauvoir, irgendwie Che Guevara, Schinkenfl­eckerln und liebt seinen 23-jährigen Sohn Luca, der ihm im Wahlkampf auf Schritt und Tritt folgte. Mit Fortdauer des Wahlkampfs wurde die professora­le Sprache zwar volksnäher, auch unterhalts­amer, in der Haltung aber blieb er streng: Er wolle kein Vereinfach­er sein, gesamtgese­llschaftli­che Zusammenhä­nge darstellen, die Politik auf ihre volkswirts­chaftliche Relevanz prüfen. Sein rotes Herz, sagt Kaiser, schlage eben links.

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Foto: APA/Hochmuth SPÖ-Chef Peter Kaiser bescherte seiner Partei einen klaren Wahlsieg.

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