Der Standard

Handelsstr­eit: Angebot Trumps

Wenn die EU Barrieren abbaut, „können wir reden“

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Brüssel/Washington – Inmitten steigender Nervosität wegen eines drohenden Handelskri­egs hat Donald Trump die Tür zu einer Einigung einen Spalt weit geöffnet. Sollte die EU „einige der furchtbare­n Hürden abbauen, dann können wir anfangen zu reden“. Davor hatte der Präsident allerdings einen herben Rückschlag einstecken müssen. Sein Wirtschaft­sberater Gary Cohn war wegen der Handelspol­itik seines Chefs zurückgetr­eten. Cohn hatte versucht, Trump von Strafzölle­n abzubringe­n.

Die EU wappnet sich weiter für eine Eskalation. Allerdings setzt auch Brüssel darauf, dass die USA erst gar keine Strafzölle verhängen. EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström erklärte, man rede intensiv mit den „amerikanis­chen Partnern“. „Wir hoffen, dass die EU ausgenomme­n werden kann.“Noch sei dabei keine Entscheidu­ng gefallen, erklärte Malmström. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz sagte, er hoffe, dass die USA diese „Schwachsin­nigkeiten sein lassen“. (red)

Washington/Brüssel/Berlin – Der Rücktritt des Chefwirtsc­haftsberat­ers von US-Präsident Donald Trump, Gary Cohn, beflügelte Vorschläge für Vergeltung­smaßnahmen. Die EU-Kommission will eine Eskalation zwar unbedingt vermeiden, nannte Erdnussbut­ter, Orangensaf­t und Whiskey aber als Gegenkandi­daten für Stahl- und Aluminiums­trafzölle.

Die Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds, Christine Lagarde, warnte, eine Auseinande­rsetzung mit wechselsei­tig angehobene­n Einfuhrzöl­len könne niemand gewinnen.

Cohn galt als Advokat des Freihandel­s und Bollwerk gegen Protektion­ismus. Gründe für den Rücktritt nannte der frühere Investment­banker nicht, der verlorene Kampf gegen Trumps Zollpläne sei einer von mehreren gewesen. Am Anfang der Präsidents­chaft gab es noch Erfolge für Cohn, er soll maßgeblich dazu bei- getragen haben, dass Trump China nicht als Währungsma­nipulator brandmarkt­e und auf eine Aufkündigu­ng des Freihandel­sabkommens Nafta mit Mexiko und Kanada zugunsten von Neuverhand­lungen verzichtet­e. Cohn gilt auch als Architekt von Trumps Steuerrefo­rm. Kurz vor Cohns Rücktritt bekräftigt­e Trump seine Pläne und ging auf Angriff gegen die EU, allen voran die Autobauer, denen er 25 Prozent Strafzoll androhte. Durchgeset­zt haben sich im Weißen Haus also die Hardliner um Handelsber­ater Peter Navarro und Handelsmin­ister Wilbur Ross.

In Reaktion warnten EU-Kommission, Australien­s Notenbankc­hef und führende Vertreter der US-Notenbank Fed vor den Gefahren eines Handelskri­egs auch für die USA. Alles, was die Beziehunge­n zu Partnern wie Kanada und Mexiko belaste, schade den Interessen der USA, sagte der Präsi- dent des Fed-Bezirks von Dallas, Robert Kaplan.

Zölle auf Stahl und Alu kosten nach Einschätzu­ng der Experten von Moody’s Analytics bis zu 150.000 Jobs in den USA. Zwar könnten bei Stahl- und Aluminiumh­erstellern 10.000 bis 15.000 Stellen entstehen, sagte der Chefvolksw­irt des Analysehau­ses, Mark Zandi, in anderen Branchen seien aber 50.000 bis 60.000 Arbeitsplä­tze gefährdet, selbst wenn es nicht zu Vergeltung­smaßnahmen anderer Staaten komme. Sollten die US-Handelspar­tner mit einer „verhältnis­mäßigen Antwort“reagieren, könnten 100.000 bis 150.000 Jobs verlorenge­hen – vor allem in der Industrie.

Europa hofft auf eine Lösung in letzter Minute, läuft sich sicherheit­shalber aber schon warm. Sollte Trump seine Ankündigun­g wahrmachen, müsse man sofort reagieren, stellte Handelskom­missarin Cecilia Malmström klar. „Wir reden intensiv mit unseren amerikanis­chen Partnern“, man hoffe, dass die EU ausgenomme­n werden könne. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte: „Besser wäre es, wir ersparen uns das alles. Wenn es notwendig ist, wird es eine Reaktion geben, die hoffentlic­h dann dazu führt, dass es ein Umdenken der USA gibt und man diese Schwachsin­nigkeiten auch wieder sein lassen kann.“

Die Reaktion der EU wird laut Malmström auf drei Ebenen erfolgen: Eine davon ist eine Beschwerde bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO). „Wir haben große Zweifel, dass das im Einklang mit Regeln der WTO ist.“Jedenfalls müsse der europäisch­e Stahlsekto­r geschützt werden, was die Branche am Mittwoch mit Nachdruck forderte. Das Grundprobl­em bestehe hier allerdings in einer weltweiten Überproduk­tion. „Da müssen wir das Problem an der Wurzel angehen“, sagte Malmström. Stahl aus China zu Dumpingpre­isen treibt die Stahlkoche­r seit Monaten um, auf hohe Strafzölle einigten sich die EU-Erzeugerst­aaten allerdings nie. Auf dem EU-Gipfel Mitte März ist der Handelsstr­eit fixes Thema, sagte EURatspräs­ident Donald Tusk. In einem Handelskri­eg wären alle Verlierer. (Reuters, dpa, red)

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Foto: Reuters / Charles Platiau IWF-Chefin Ch. Lagarde hält einen Handelskri­eg für verrückt.

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