Der Standard

Aufgeblase­ne Kabinette

Die Sozialdemo­kraten scheitern vor allem an sich selbst. Grüne und Neos loben die Gespräche mit der Volksparte­i als „angenehm und konstrukti­v“. Den Ambitionen der FPÖ könnte indes ein erneuter Fall von Rechtsextr­emismus zum Verhängnis werden.

- Steffen Arora

Nicht alle Mitarbeite­r seien echte Kabinettsm­itglieder – so die Regierung nach einem STANDARD- Bericht über wachsende Kabinette.

Innsbruck – Tirol wird künftig nicht von einer schwarz-roten Koalition regiert. Schon kurz nach dem Wahlerfolg der SPÖ verstrickt sich die Partei erneut in interne Streitigke­iten. Diese dürften der Hauptgrund für das Aus der Sondierung­sgespräche mit der Volksparte­i sein, das beide Parteien am Mittwoch bekanntgab­en.

Offiziell begründet SPÖ-Landeschef­in Elisabeth Blanik den Abbruch der Gespräche damit, dass sich „die Volksparte­i keinen Millimeter bewegt“. Verhandlun­gen auf Augenhöhe seien dadurch unmöglich. Landeshaup­tmann Günther Platters Volksparte­i wiederum verweist auf die „unklare personelle Situation“bei den Roten. Stabilität und Verlässlic­hkeit seien so nicht gegeben.

Personalst­reit in der SPÖ

Hintergrun­d des Konflikts ist die Person Blaniks. Die Lienzer Bürgermeis­terin und SPÖ-Spitzenkan­didatin hat von Beginn an offengelas­sen, ob sie als Regierungs­mitglied zur Verfügung stehen würde. Denn als solches müsste sie ihr Bürgermeis­teramt aufgeben. Die letzte rote Bezirkshau­ptstadt Tirols würde damit verlorenge­hen – für die in Osttirol dominante Volksparte­i ein positiver Nebeneffek­t einer schwarzrot­en Koalition auf Landeseben­e.

Blanik machte ihre Regierungs­beteiligun­g von den Ressorts abhängig. Raumordnun­g und Wohnen wären ihre Lieblingst­hemen. Diese Bedingunge­n der Spitzenkan­didatin stießen aber innerhalb der eigenen Partei auf Unmut. Vor allem die Nummer zwei hinter Blanik, Georg Dornauer junior, hatte keine Freude mit der zögerliche­n Haltung seiner Chefin.

Einer sozialdemo­kratischen Tradition folgend äußerte sich dieser parteiinte­rne Unmut über Boulevardm­edien, wo in den vergangene­n Tagen bissige Artikel gegen Blanik erschienen sind. Die Partei gehöre nicht ihr, der Unmut ob ihres Zögerns würde wachsen, stand da. Diese Texte können kaum ohne Wissen und Zutun von Parteiinsi­dern entstanden sein. Offenbar wollte man die Gespräche und Blaniks Haltung damit beeinfluss­en.

Wer dahinterst­eckt, wird offiziell nicht gesagt. Auch von einem internen Konflikt will man bei der SPÖ nichts wissen. Wobei aus Parteikrei­sen hinter vorgehalte­ner Hand zu erfahren ist, dass „die Buben jetzt endlich Ruhe geben sollten“. Gemeint ist damit die Runde um Dornauer. Auch in Wien sei man „not amused“über das Verhalten Dornauers, der offenbar mit allen Mitteln in die Regierung mit der ÖVP drängt.

Indes verhandelt die Volksparte­i mit der FPÖ, den Grünen und den Neos weiter. Wobei der FPÖ der Imster Bezirkspar­teiobmann Wolfgang Neururer zum Verhängnis werden könnte. Denn der Blogger Markus Wilhelm veröffentl­ichte Belege, wonach Neururer Hitler-Bilder via Whatsapp verschickt haben soll. Es sind gerade die zahlreiche­n rechtsextr­emen Vorfälle in der Tiroler FPÖ, die Teile der ÖVP dem Vernehmen nach vor einer Koalition mit den Blauen abschrecke­n.

Daher weist die FPÖ die Vorwürfe entschiede­n zurück. Man orte dahinter „gezielte Sabotage allfällige­r Regierungs­verhandlun­gen“. Die verbreitet­en Screenshot­s stammen laut FPÖ aus einer internen, sieben Personen umfassende­n Gruppe. Neururer habe die Bilder versandt, um andere Parteimitg­lieder zu warnen, dass diese in Umlauf seien.

Grüne und Neos beschreibe­n die Gespräche mit der ÖVP als „angenehm und konstrukti­v“. Während der grüne Klubobmann Gebi Mair nicht viel preisgibt, außer dass man lediglich über Inhalte spreche, nicht aber über Personalfr­agen, sieht Neos-Chef Dominik Oberhofer die Pinken als „Plan B“Platters. Doch in ÖVP-Kreisen werden die Neos als zu schwacher Partner gesehen, da sie nur ein Mandat Überhang für die Koalition bedeuten würden. Bis Ende der Woche will Platter entscheide­n, mit wem er weiterverh­andelt.

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Die Lienzer Bürgermeis­terin Elisabeth Blanik hat die zerstritte­ne Tiroler SPÖ zum Erfolg geführt. Nun holt sie die Vergangenh­eit ein.

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