Der Standard

362 Millionen Euro Mehrkosten für Pflege in Salzburg

Steigerung bis 2021 – Finanzland­esrat fordert nach Abschaffun­g des Pflegeregr­esses vollen Kostenersa­tz

- Stefanie Ruep

Salzburg – Der Salzburger Finanzland­esrat Christian Stöckl (ÖVP) verlangt vom Bund hundert Prozent Kostenersa­tz in der Pflege. Nach der Abschaffun­g des Pflegeregr­esses würden allein für Salzburg Mehrkosten von 362 Millionen Euro bis 2021 anfallen.

Bereits im laufenden Jahr komme es zu einem Einnahmene­ntfall von 24 Millionen Euro. Die Kosten würden in den nächsten Jahren laufend steigen, weil durch den Wegfall der Selbstzahl­er die Tarife erhöht werden müssten. „Insgesamt werden wir bis 2021 Einnah- men in der Höhe von 131 Millionen Euro verlieren“, rechnet Stöckl vor.

Gleichzeit­ig würden mehr Menschen versuchen in ein Pflegeheim zu kommen. Schon jetzt gebe es mehr Anmeldunge­n. Die dafür benötigten zusätzlich­en Betten würden 188 Millionen Euro für vier Jahre kosten. 41 Millionen Euro an Sozialhilf­ekosten würden mit den neuen Plätzen zusätzlich entstehen und zwei Millionen Euro an Verpflegun­gskosten für Menschen mit Behinderun­g.

Noch bevor Stöckl die Kostenrech­nung veröffentl­icht hat, wurden die Zahlen in einem Schrei- ben aus dem Finanzmini­sterium bereits infrage gestellt. „Diese Unterstell­ung ist provokant“, ärgert sich Stöckl.

Er kündigt harte Verhandlun­gen mit dem Bund an. Vor den Wahlen sei im Nationalra­t verantwort­ungslos gehandelt worden. „Wenn der Konsultati­onsmechani­smus nicht wirkt, müssen wir unsere Forderung beim Verfassung­sgerichtsh­of durchsetze­n“, schließt sich Stöckl seinem Vorarlberg­er Kollegen, Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP), an.

Neben den Mehrkosten gebe es auch ein rechtliche­s Problem, ergänzt Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Es sei kein Durchführu­ngsgesetz erlassen worden. Dadurch sei unklar, was mit laufenden Verfahren im Pflegeregr­ess geschehe. Das Land hat deshalb beschlosse­n, bestehende Forderunge­n bis zur Klärung der Ansprüche mit dem Bund auszusetze­n.

Kritik kommt von der SPÖ. Walter Steidl richtet Stöckl aus, er solle weniger jammern und mehr verhandeln. Der Familienbo­nus plus und die Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe bedeuten für Salzburg jährliche Mehrkosten von 70 Millionen Euro. Das werde nicht angesproch­en.

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Foto: APA / Georg Hochmuth Immer mehr Salzburger­innen wollen in ein Pflegeheim.

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