Der Standard

Warum nicht jeder Mitarbeite­r ein echter Mitarbeite­r ist

Regierung: Ministerbü­ros nur geringfügi­g größer als zuletzt – Opposition bringt Anfragense­rien ein

- Günther Oswald

Wien – In der Regierung wurde am Mittwoch fleißig gerechnet. Anlass war ein STANDARD- Bericht über die gestiegene Zahl der Mitarbeite­r in den Ministerka­binetten. Demnach beschäftig­t TürkisBlau bereits mehr als 200 Personen, was ein deutlicher Anstieg gegenüber der letzten Regierung wäre. 2017 gab es 164 Kabinettsm­itarbeiter.

Die Rechnung beruhte ausschließ­lich auf öffentlich zugänglich­en Daten. Das Allermeist­e ist über die staatliche Servicepla­ttform help.gv.at abrufbar, die von den einzelnen Ressorts befüllt wird. Am Dienstag wurde im Büro von Regierungs­sprecher Peter Launsky-Tieffentha­l auf Anfrage versichert, die Daten seien aktuell, aber noch nicht ganz vollständi­g, weil beispielsw­eise das Vizekanzle­ramt von Heinz-Christian Strache dessen zwei Sprecher noch nicht eingetrage­n hatte. Folglich müsste die Zahl eher noch etwas steigen.

Am Donnerstag erklärte der Regierungs­sprecher dem STANDARD dann, dass man nun noch einmal alle Listen durchgegan­gen sei und nicht alle Mitarbeite­r, die unter „Kabinett“laufen, tatsächlic­h echte Kabinettsm­itarbeiter seien. So dürfe man die Assistenze­n der Kabinettsr­eferenten eigentlich nicht zählen. Nur wenn man diese abziehe, könne man die Zahlen mit jenen vergleiche­n, die die einzelnen Ressorts im Vorjahr im Rahmen von parlamenta­rischen Anfragebea­ntwortunge­n gemeldet haben.

171 statt 200

Dann habe man nicht mehr über 200 Kabinettsm­itarbeiter, sondern nur mehr 171, was zwar noch immer ein Plus wäre, aber nur mehr ein leichtes – jedenfalls aber nicht ganz so stark im Widerspruc­h zum öffentlich verkündete­n Sparkurs der Regierung stehen würde.

Im Wirtschaft­sministeri­um von Margarete Schramböck heißt es etwa, die Assistenze­n hätten weniger Rückkoppel­ung zur Ministerin, würden nicht an politische­n Terminen teilnehmen und seien auch hinsichtli­ch Arbeitszei­t und Gehalt anders zu bewerten, weshalb man sie nicht in der Kategorie „Kabinettsm­itarbeiter“zähle.

Das Finanzmini­sterium, das laut help.gv.at 28 Kabinettsm­itarbeiter hat, ließ den STANDARD zunächst wissen, dass von diesen nur 16 Referenten seien. Später wurde noch betont, dass auch diese Zahl eigentlich zu hoch sei, weil einige Personen nicht ausschließ­lich für das Kabinett arbeiten würden, sondern auch noch andere Aufgaben im Ministeriu­m hätten.

Die Opposition­sparteien interessie­ren sich jedenfalls bereits für das Thema. Neos-Verfassung­ssprecher Nikolaus Scherak kündigte eine neue Anfrageser­ie an, der SPÖ-Abgeordnet­e Andreas Kollross hat bereits eine eingebrach­t, in der er auch die Rolle der Generalsek­retäre, die den Sektionsch­efs Weisungen erteilen können, thematisie­rt.

Diese Posten können ohne Ausschreib­ung vergeben werden. Die Generalsek­retäre wiederum können sich eigene Büros aufbauen, im Kanzleramt sind dem dortigen Generalsek­retär Dieter Kandlhofer sieben Mitarbeite­r zugeteilt – alles Stellen, die, sofern die Mitarbeite­r schon im öffentlich­en Dienst waren, ebenfalls nicht ausgeschri­eben werden und die auch nicht dem Kabinett zugerechne­t werden.

Organisato­risch wurde kräftig umgebaut im Kanzleramt. Für die „mittel- und langfristi­ge strategisc­he Planung“wurde die Stabsstell­e „Think Austria“geschaffen, um die Stabsstell­e „Strategisc­he Kommunikat­ion“kümmert sich der langjährig­e Sprecher von Kanzler Sebastian Kurz, Gerald Fleischman­n. Wie berichtet soll auch der Bundespres­sedienst aufgelöst werden und es nur mehr fünf statt bisher sechs Sektionen geben.

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Foto: APA Margarete Schramböck hat zahlreiche Assistenze­n.

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