Der Standard

Schnappen nach der Jobwurst

- Ronald Pohl

Ein Beitrag im ORF- Report beschäftig­te sich sehr eindringli­ch mit der Nachnutzun­g von ausrangier­ten Politikern. Seit Eva Glawischni­g sich unlängst von Novomatic eine Goldnadel ans Revers heften ließ, ist Feuer am Dach. Dabei lässt sich der Nutzen dieser – politisch und rein metaphoris­ch betrachtet – postklimak­teriellen Aktivitäte­n für die globale Gesellscha­ft kaum beziffern.

Der deutsche Ex-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder zum Beispiel sorgt für das ungehinder­te Strömen von flüssigen Kohlenwass­erstoffen, dick wie Ahornsirup, durch garantiert unlecke Rohre. Man kann sich unschwer denken, welche Verantwort­ung da auf ihm, der die russische Taiga kaum kennt, lastet.

Alfred Gusenbauer wiederum hat sich für nutzbringe­nde Reformen in der kasachisch­en Steppe starkgemac­ht. Das muss den Ex-SPÖ-Kanzler selbst ei- nige Überwindun­g gekostet haben, denn, wie ihm sein früherer Wegbegleit­er Josef Kalina, selbst ein beruflich äußerst versatiler Zeitgenoss­e, bereitwill­ig nachsagt: Gusenbauer besitze (wohl wenn er daheim in Ybbs an der Donau ist) ein „antikapita­listisches Grundgen“. Es liegt in der Natur eines solchen Gens, sich – für jedermann gut unsichtbar – im Zellkern zu verstecken.

Die treuherzig­e Frage, ob ExPolitike­r „Menschen wie du und ich“sind, lässt sich generell kaum beantworte­n. Grünen-Abgeordnet­e Gabriela Moser gab an, als Verkehrsex­pertin nach Erreichen des politische­n Ruhestands bestimmt nicht für die Asfinag jobben zu wollen. Sie nennt das die „Cooling-off“Phase. Und in der Tat, wer sich noch erinnern kann: Auch Rudolf Edlingers Hund wurde im Wendejahr 2000 dann doch nicht Schutzherr von Edlingers privaten Wurstvorrä­ten. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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