Der Standard

Seoul hat viel erreicht

- Manuela Honsig-Erlenburg

Donald Trump führt das Tauwetter auf der Koreanisch­en Halbinsel natürlich auf seine Politik zurück. Er ist überzeugt davon, dass die schärferen Sanktionen der USA zur Annäherung der beiden Koreas geführt haben. Es mag sein, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jongun auch wegen der Sanktionen auf den Dialogpfad einlenkt. Gerüchte über einen bevorstehe­nden Bankrott des Regimes gibt es allerdings seit Jahren. Dass es tatsächlic­h Angst vor einem atomaren Erstschlag der USA ist, die Kim zur Friedferti­gkeit treibt, ist wohl ebenfalls zu bezweifeln. Über die wahren Gründe kann also nur spekuliert werden, Skepsis ist jedenfalls geboten.

Nordkorea wird sein Atomwaffen­programm – seine Lebensvers­icherung und das im Land vielbeschw­orene Symbol für absolute Stärke – jedenfalls nicht aufgeben. Das weiß Washington und bleibt deshalb beim alten Ton: Erst wenn Nordkorea auf Atomwaffen verzichtet, werde es den direkten Dialog geben, betont Vizepräsid­ent Mike Pence. So weit also alles beim Alten.

Bis jetzt hat sich nur zwischen Südkoreas Staatschef Moon Jae-in und Kim die Lage atmosphäri­sch deutlich geändert. Die beiden treffen sich im April, und Moon bekommt beim ersten Gipfel seit zehn Jahren im besten Fall die Gelegenhei­t, mehr über die nordkorean­ischen Absichten zu erfahren. Moons viel belächelte­s idealistis­ches Credo „Wandel durch Annäherung“hat zumindest das erreicht. Unter den jetzigen Voraussetz­ungen sehr viel.

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