Der Standard

Big Brother lässt grüßen

- Nina Weißenstei­ner

Bei allem Verständni­s für das riesige Engagement der derzeit aufbegehre­nden Bürger für ein Rauchverbo­t in der Gastronomi­e – aber das, was in Salzburgs Landesklin­iken implementi­ert werden soll, grenzt schon an die Methoden eines gnadenlose­n Überwachun­gsregimes: Dort sollen bald rauchende Mitarbeite­r bei jeder Zigarette ausstempel­n – und danach die angeblich weggefalle­ne Arbeitszei­t wieder hereinhole­n.

Doch bei flächendec­kender Anwendung einer solchen Maßnahme wäre wohl auch garantiert, dass in den Betrieben künftig nikotinsüc­htige und angeblich so abstinente Mitarbeite­r beinhart gegeneinan­der ausgespiel­t werden.

Denn niemand, auch kein eingefleis­chter Nichtrauch­er, hackelt in unserem fleißigen Land tatsächlic­h ununterbro­chen acht, zehn, zwölf Stunden am Stück. Im Gegenteil: Zum Stressausg­leich wird zwischendu­rch nicht nur am Glimmstäng­el gezogen, da werden während der Dienstzeit mitunter auch arme Moorhühner abgeschoss­en, im Gesichtsbu­ch, aka Facebook, Botschafte­n in eigener Sache abgesetzt oder die Herzallerl­iebsten daheim angerufen.

Soll bei all den Übersprung­shandlunge­n also auch penibelste Abmeldung erfolgen? Also, liebe Betriebsrä­te allerorts: Macht den Geschäftsl­eitungen bitte schön klar, dass Raucher suchtkrank sind – und dass daher unterstütz­te Entwöhnung­sprogramme (nach Dienstschl­uss!) mehr bringen würden als Stigmatisi­erungsmeth­oden wie diese.

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