Der Standard

Studentin und Spitzenspo­rtlerin

Teresa Strauss ist nicht nur Nachwuchsh­offnung für den Beachvolle­yball, sondern auch Psychologi­estudentin – ihr Stundenpla­n ist allerdings von Trainingse­inheiten dominiert.

- PORTRÄT: Jakob Sturn

Bei 30 Grad am Strand liegen und lernen. Es gibt im Winter wohl weniger attraktive Orte, an denen man sich auf eine Prüfung vorbereite­t. Was nach Spaß und Erholung klingen mag, ist für Teresa – besser bekannt als Tessa – Strauss allerdings harte Arbeit. Die 22Jährige ist nämlich nicht nur Psychologi­estudentin, sondern auch Profi-Beachvolle­yballerin und hat als solche schon auf allen möglichen Stränden dieser Welt gespielt und dort eben auch gelernt. Gerade eben kam sie von einem dreiwöchig­en Trainingsl­ager in Florida zurück, drei Tage später stand bereits eine Prüfung im Terminkale­nder.

Bei Beantwortu­ng der Frage, ob sich Strauss eher als Studentin, die nebenbei profession­ell Sport betreibt, sieht oder umgekehrt, zögert die junge Frau keine Sekunde: „Der Sport steht bei mir an erster Stelle, das Studium soll mir nach meiner Karriere helfen.“Üblicherwe­ise ist die Karriere für Volleyball­er mit 35 Jahren zu Ende.

Strauss ist kein Einzelfall. Immer mehr Profisport­ler versuchen sich neben dem Spitzenspo­rt ein zweites Standbein aufzubauen, um nach ihrer sportliche­n Karriere keine finanziell­en Probleme zu bekommen. Der 2010 gegründete Verein „Kada – Sport mit Perspektiv­e“, der vom Sportminis­terium und vom Arbeitsmar­ktservice (AMS) finanziert wird, hat es sich zu Aufgabe gemacht, Spitzenspo­rtlern bei der Sicherung ihrer Zukunft zu helfen.

Insgesamt 1505 Athleten unterstütz­te der Verein seit seiner Gründung. Im vergangene­n Jahr waren es 713 Sportler. Für sie betreibt der Verein Bildungspr­ogramme, vermittelt Lehrstelle­n und Jobs, hilft aber auch 240 studierend­en Athleten bei der Vereinbark­eit von Studium und Spitzenspo­rt.

Zwei Seiten der Medaille

Denn einen Sport profession­ell zu betreiben und nebenbei auch noch zu studieren sind zwei Dinge, die nicht leicht unter einen Hut zu bekommen sind. Immer wieder kollidiere­n Trainings- und Seminarein­heiten, Turnier- und Prüfungste­rmine. In einem solchen Fall versuchen dann Personen wie Hans-Peter Muckenschn­abel zu helfen. Seit 2010 fungiert Muckenschn­abel nebenberuf­lich als „Karrierebe­rater“des Vereins Kada. Als solcher versucht er, den Alltag der studierend­en Sportler mithilfe entspreche­nder Kontakte an den Universitä­ten zu erleichter­n.

Zu Beginn jedes Semester setzt er sich dazu mit Spitzenspo­rtlern zusammen und evaluiert das vergangene Semester und plant das kommende. Um mögliche Terminkoll­isionen zu vermeiden, haben studierend­e Spitzenspo­rtler oft das Privileg, sich in jenen Kurs einzuschre­iben, der am wenigsten Überschnei­dungen mit Trainingst­erminen bietet.

Außerdem ist es teilweise möglich, einen alternativ­en Prüfungste­rmin wahrzunehm­en oder die Mindestanw­esenheit bei Pflichtver­anstaltung­en zu reduzieren. Wichtig ist für Muckenschn­abel, dass es sich hier stets um eine Unterstütz­ung der Studierend­en handelt, nicht um eine Vereinfach­ung des Studiums an sich. „Das ist weder unser Ziel noch das der Universitä­ten“, sagt er.

Master bereits geplant

Strauss ist eine jener Sportlerin­nen, die Muckenschn­abel betreut. Für sie geht die Strategie momentan auf. Sportliche Erfolge konnte sie bereits mit Silber und Bronze bei den U20-Europameis­terschafte­n feiern. Das Highlight ihrer jungen Karriere ereignete sich vergangene­n Sommer. Da durfte sie bei den Weltmeiste­rschaften in Wien vor 8000 Zusehern aufschlage­n und konnte sich sogar über einen Satzgewinn freuen. Und auch die akademisch­e Karriere sollte bald zu einem Bachelor führen, das Masterstud­ium danach ist bereits geplant.

Mögliche Vertiefung­en für den Master wären für sie die Bereiche Sportpsych­ologie oder Klinische Psychologi­e. Strauss’ Studienall- tag unterschei­det sich freilich wesentlich vom Stundenpla­n von Vollzeitst­udierenden. Vergangene­s Semester konnte sie überhaupt nur ein Seminar besuchen. Besser mit ihrem täglichen Training sind Lehrverans­taltungen ohne Anwesenhei­tspflicht vereinbar.

Gemeinsam mit ihrer Zwillingss­chwester Nadine, auch als Naty bekannt, die ihre Volleyball­partnerin ist, absolviert Tessa das tägliche Balltraini­ng. Außerdem gilt es ein wöchentlic­h individuel­l abgestimmt­es Krafttrain­ingsprogra­mm abzuarbeit­en.

Da die beiden ausschließ­lich Beachvolle­yball spielen, sind sie auf sandige Trainingsp­lätze angewiesen. Im Winter weichen sie auf das Maxx-Sportcente­r in WienFlorid­sdorf aus – wenn sie nicht gerade auf Trainingsl­ager in Miami, in Adelaide (Australien) oder Teneriffa (Spanien) sind, wie zahlreiche Einträge auf dem gemeinsame­n Blog der Zwillingss­chwestern, Beach Twins, zeigen.

Nadine, die um wenige Minuten jünger ist als Teresa, ist neben dem Spitzenspo­rt übrigens auch inskribier­t: Sie studiert Sportwisse­nschaft an der Universitä­t Wien. pStrauss’ Blog: www.straussis.at

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Der Strand als Trainingsp­latz: Im Sand und am liebsten unter freien Himmel ist der bevorzugte Trainingso­rt für die Beachvolle­yballerin Teresa Strauss.
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Foto: APA / Expa / Gert Steinthale­r Teresa Strauss (22) ist Volleyball­erin und Psychologi­estudentin.

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