Der Standard

Slowenien rechnet mit vorgezogen­en Wahlen

Rücktritt von Premier Cerar nach massivem Druck

- Adelheid Wölfl

Ljubljana/Sarajevo – Eigentlich sollten die Wahlen erst Anfang Juni stattfinde­n – nun werden sie wohl auf die zweite Mai-Hälfte vorgezogen. Der slowenisch­e Premier Miro Cerar von der liberalen SMC gab in der Nacht auf Donnerstag seinen Rücktritt bekannt. Zunächst muss das Parlament versuchen, einen neuen Premier zu wählen – wenn dies misslingt, können Neuwahlen ausgeschri­eben werden.

In der soziallibe­ralen Regierung gab es schon seit längerer Zeit Spannungen. Trotzdem kam der Rücktritt Cerars laut dem Politologe­n Marko Lovec überrasche­nd. Cerar sei nicht nur für die Opposition, sondern auch für die Gewerkscha­ften und die Koalitions­partner immer mehr zum „Spucknapf“geworden. Die Gewerkscha­ften riefen etwa zu Streiks auf, und große Reformproj­ekte im Gesundheit­sbereich wurden blockiert.

Eisenbahnp­rojekt verschoben

Auch das zweitwicht­igste Projekt der Regierung – der Ausbau der Eisenbahns­trecke nach Koper – wird verschoben. Das Verfassung­sgericht hob am Mittwoch ein Referendum in dieser Frage auf. Zudem wurde bekannt, dass ein Modell für diese Eisenbahns­trecke, das ausgewählt worden war, weit mehr kostete (130.000 Euro) als andere Angebote. Der Skandal darum war Cerar offenbar zu viel. Die Umfragewer­te seiner SMC sind zudem schlecht.

Lovec denkt trotzdem, dass der besonnene Rechtsprof­essor bei den Wahlen Chancen haben wird, zumal der Chef der Sozialdemo­kraten, Dejan Židan, nicht besonders charismati­sch ist.

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