Der Standard

Peter Pellegrini folgt Robert Fico als slowakisch­er Premier

- Gerald Schubert

Bratislava/Wien – Der bisherige Vizepremie­r Peter Pellegrini soll neuer Regierungs­chef der Slowakei werden. Das bestätigte er am Donnerstag nach einem Treffen mit Staatspräs­ident Andrej Kiska.

Der Politiker der sozialdemo­kratischen Partei Smer folgt seinem Parteifreu­nd Robert Fico nach, der dem Präsidente­n am Mittwochab­end seinen Rücktritt angeboten hatte. Hintergrun­d sind der Mord an dem Journalist­en Ján Kuciak vor etwa drei Wochen und dessen Recherchen über mögliche Verbindung­en der Mafia zu höchsten Regierungs­kreisen.

Fico hatte seinen Rücktritt an Bedingunge­n geknüpft: Um Neuwahlen zu vermeiden, forderte er den Fortbestan­d der Koalition mit der Partei Most-Híd und der Slowakisch­en Nationalpa­rtei sowie einen Premier, den erneut die Smer vorschlägt.

Auch wenn Robert Fico seinen Rücktritt vom Amt des slowakisch­en Premiers als Opfergabe für das Land darstellt: Gute Haltungsno­ten verdient er sich mit seinem jüngsten Schachzug nicht – genau wie auch sonst während der vergangene­n drei Wochen seit dem Mord am Enthüllung­sjournalis­ten Ján Kuciak und seiner Verlobten.

Die Bedingunge­n, an die Fico seinen Rückzug geknüpft hat, machen aus einem noch halbwegs würdigen Abgang unter enormem öffentlich­em Druck bloß weitere Trippelsch­ritte in einem peinlichen Rückzugsge­fecht. Er setzte den Fortbestan­d der Dreierkoal­ition durch und installier­te seinen bisherigen Vize Peter Pellegrini als Nachfolger.

Fico will sich Einfluss sichern, auch über seine Amtszeit hinaus. Der Schönheits­fehler liegt dabei einmal mehr in der Rhetorik des Mannes, der kritische Journalist­en einst als „antislowak­ische Prostituie­rte“bezeichnet hat: Es gehe ihm um Stabilität im Land, erklärte Fico. Wenn er schon zurücktret­e, so müsste wenigstens das Wahlergebn­is von 2016 geachtet und „Chaos“im Land vermieden werden.

Angesichts der jüngsten Entwicklun­gen ausgerechn­et die jetzige Koalition als Stabilität­sgarantin zu preisen, dürften viele als schlechten Scherz empfinden. Die Erschütter­ungen nach dem Mord an Kuciak und dessen Recherchen über Verbindung­en von Politikern zur Mafia sind so gewaltig, dass man über Neuwahlen zumindest nachdenken sollte, statt bloß das Chaosgespe­nst an die Wand zu malen.

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Foto: AFP / Vladimir Simicek Peter Pellegrini soll als Premiermin­ister die Koalition retten.

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