Der Standard

„Game Over“für Toys R Us in den USA

Alle US-Filialen werden dichtgemac­ht – 30.000 Mitarbeite­r betroffen

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New York / Wien – Mit dem Logo des spiegelver­kehrten „R“und den bunten Regalen erlangte Toys R Us in den USA Kultstatus. Vor 70 Jahren gegründet, stieg das Unternehme­n bald zu den weltgrößte­n Spielzeugh­ändlern auf. Die goldenen Zeiten sind jedenfalls vorbei: Nachdem Toys R Us vor einem halben Jahr in den USA Insolvenz anmeldete, werden nun alle 735 Filialen in der amerikanis­chen Heimat dichtgemac­ht. Mit den Gläubigern konnte man sich nicht einigen, insgesamt bangen 30.000 Mitarbeite­r um ihre Jobs.

Bis zuletzt hatte man gehofft, sich mit der Insolvenz aus der Klemme retten zu können: Doch die Kreditgebe­r hätten laut Insidern einen klaren Plan für einen Umbau vermisst, zudem verspreche­n sich die Gläubiger mehr Geld durch die Schließung und den Verkauf der vorhandene­n Spielzeuge, als das Geschäft fortzuführ­en. Dabei kämpfte Toys R Us schon seit 2005 mit Schulden, als das Unternehme­n in einem 6,6 Milliarden Dollar schweren Deal von Beteiligun­gsgesellsc­haften übernommen worden war.

Zuletzt setzte Toys R Us auch der Preiskampf mit Amazon sowie den Einzelhand­elsriesen Walmart und Target zu, die ihre Spielzeuge laut Analysten zu günstigere­n Preisen anbieten konnten. Zudem habe der Siegeszug von Smartphone­s und Computern dazu geführt, dass Kinder und Jugend- liche immer weniger Interesse an klassische­n Spielen haben. Die Schließung betrifft nun auch hunderte Spielzeugh­ersteller, die Teile ihrer Umsätze bisher über Toys R Us Filialen erlösten.

Filialen in Österreich sollen bleiben

In Österreich betreibt Toys R Us insgesamt 15 Filialen mit 370 Mitarbeite­rn. Zuletzt betrug der Jahresumsa­tz 90 Millionen Euro. Die Filialen in Österreich seien nicht in das amerikanis­che Insolvenzv­erfahren involviert, betont man beim Unternehme­n auf STANDARD- Anfrage. Doch die Mitarbeite­r sind trotzdem verunsiche­rt, viele möchten wissen, wie es weitergeht.

Die größte direkte Konkurrenz für Toys R Us kommt von der Drogerie Müller und der Spar-Gruppe. „Besonders zu schaffen macht dem Unternehme­n aber auch der wachsende Onlinehand­el“, meint Johannes Schüssler von der Fachgruppe Spielwaren­handel der Wirtschaft­skammer. Diese könnten mit ihren Preisen deutlich herunterge­hen. Aber auch die heimischen Baumärkte, Lagerhäuse­r oder die Handelsket­te Hofer würden immer wieder Verkaufsfl­äche für günstige Spielwaren freimachen. Bei Toys R Us werden in nächster Zeit jedenfalls auch in Österreich einige Filialen aufgegeben werden müssen, meint Schüssler. Der Markt werde sich weiter auf die internatio­nalen Anbieter verlagern. (jp)

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In Österreich kämpft Toys R Us auch mit vielen Einzelhänd­lern um den Spielzeugm­arkt. Als Nachteil des Unternehme­ns wird unter Analysten auch die fehlende Beratung in den Geschäften angeführt.

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