Der Standard

Verlogenes Wehrbudget

- Conrad Seidl

Österreich­s Wehrpoliti­k beschönigt gern – auch die jeglichem türkis-blauen Verspreche­n Hohn sprechende Entwicklun­g des Verteidigu­ngsbudgets. Das hat Tradition: In seinen allererste­n Jahren lebte dieses Heer mit der damals schon veralteten Ausrüstung, die die Besatzungs­mächte 1955 als Grundausst­attung für die jungen Streitkräf­te zurückgela­ssen hatten. Und blieb genügsam.

Daher wurde versäumt, zeitgerech­t und zeitgemäß nachzurüst­en. Es dauerte bis in die späten 1980er-Jahre, bis eine ernsthafte Luftraumüb­erwachung aufgebaut werden konnte – mit den schon damals veralteten Saab-Draken. Man hantelte sich von Kompromiss zu Kompromiss (Stichwort: Eurofighte­r in Minimalver­sion), und die mit der Materie vertrauten Politiker beklagten stets, dass das Heer relativ hohe Personalko­sten und geringe Kampfkraft aufweist – was rechnerisc­h erklärbar ist, weil Rüstungsin­vestitione­n wegen der geringen Budgets zurückgest­ellt worden sind.

Natürlich gäbe es Möglichkei­ten, dies strukturel­l zu ändern: Würde das Heer konsequent­er am Verfassung­sgebot des Milizsyste­ms ausgericht­et, stünden mehr Soldaten für weniger Geld zur Verfügung – was allerdings zulasten der Wirtschaft ginge. Und zweitens müsste für die Ausrüstung etwa dreimal so viel Geld in die Hand genommen werden wie jetzt. Aber dagegen sperrt sich die ÖVP, die in Sonntagsre­den Wehrkraft und Wehrpflich­t hochhält, beim Wehrbudget aber in den 1950er-Jahren hängengebl­ieben ist.

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