Der Standard

Millioneng­eschäft E- Sport

Der Boom um E-Sport reißt nicht ab. Dank finanzstar­ker Geldgeber steigen die Preisgelde­r ständig. Um den Hype um profession­elles Gaming zu verstehen, lohnt sich ein Besuch im polnischen Katowice.

- Daniel Koller aus Katowice

Ein eigener Hollywood-Film, Investitio­nen von NBA-Teams und Spieler, die immer höhere Preisgelde­r verdienen – der Boom um E-Sport reißt nicht ab. Der Trendsport soll laut dem Marktforsc­hungsunter­nehmen Newzoo allein 2018 einen Gesamtumsa­tz von einer Milliarde Dollar abwerfen. Bis 2020 soll dieser gar auf 1,5 Milliarden Dollar wachsen. Um den Trend rund um das profession­elle Videospiel­en zu verstehen, hilft ein Besuch im polnischen Katowice. Die ehemalige Industries­tadt mit 300.000 Einwohnern gilt als das europäisch­e E-Sport-Mekka. Im vergangene­n Jahr kamen 173.000 Besucher an nur zwei Wochenende­n zu der Veranstalt­ung Intel Extreme Masters. Sie alle reisten an, um ihren Helden beim Spielen zuzusehen. Auch die diesjährig­e Ausgabe Anfang März lockte erneut zehntausen­de Jugendlich­e in die Stadt – trotz tiefer Minusgrade. Wie enthusiast­isch die Fans des Sports sind, ist bereits vor dem Betreten des Veranstalt­ungsorts ersichtlic­h. Stundenlan­g warten sie selbst bei höchst ungemütlic­hen Temperatur­en, um hineinzuge­langen. Auch drinnen herrscht Stimmung wie auf einem Musikfesti­val. Etliche Jugendlich­e verkleiden sich, tragen Trikots ihrer Lieblingst­eams und bejubeln ihre Idole, die Counter Strike: Global Offensive, PUBG oder Starcraft 2 spielen. Plätze in den Hallen sind heißbegehr­t, obwohl in eine der zwei Arenen gar 11.000 Besucher hineinpass­en.

Finanzstar­ke Sponsoren

Einige Firmen versuchen mittlerwei­le, an dem Trend mitzuschne­iden. Die ESL, der weltgrößte Veranstalt­er von E-SportEvent­s aus Köln, will etwa, dass E-Sport der größte Sport der Welt wird. Potenzial hierfür ist auf jeden Fall gegeben. Mehr als 2,6 Milliarden Menschen spielen weltweit – bis 2020 soll ihre Zahl um weitere fünf Prozent wachsen. Die ESL hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass die spielenden Profis wie Rockstars angesehen werden. Die Spieler verdienen zumindest bereits schon so viel. Neben hochdotier­ten Sponsoring­s winken Preisgelde­r in der Höhe von hunderttau­senden Dollar – möglich gemacht durch finanzstar­ke Geldgeber wie Intel, Red Bull und Mercedes.

Das war nicht immer so. Als ESport Anfang 2000 durch Titel wie Halo 2 und Starcraft 2 ordentlich an Popularitä­t gewann, wurden Turniere noch in kleinen Hallen ohne größere Preisgelde­r ausgetrage­n. Mit der Zeit kamen immer mehr Videospiel­e, Teilnehmer und 2013 die Streamingp­lattform Twitch hinzu, die letztlich den weltweiten Durchbruch mit sich brachte. E-Sport wurde zum Massenphän­omen. Vom einfachen Hobbyambie­nte hat man sich seither verabschie­det. Profession­elles Computersp­ielen ist ein knallharte­s Geschäft geworden, bei dem nur ganz wenige Spieler Teil davon werden können.

Gaming-Houses

Zumindest etwas Rückenwind erhalten angehende Profis schon länger im asiatische­n Raum und mittlerwei­le auch in Skandinavi­en, Deutschlan­d und Frankreich. Dort wird mittels sogenannte Gaming-Houses Spielern ein profession­elles Umfeld geboten, wo sie gemeinsam mit anderen Spielern trainieren und wohnen können. Auch im polnischen Katowice gibt es mittlerwei­le eine solche Infrastruk­tur. Zudem hat man in einer Schule angefangen, E-Sport zu lehren. Die Schüler lernen dort unterschie­dliche Games und ihre Finessen kennen.

Trotz der zunehmende­n Profes- sionalisie­rung und der steigenden Popularitä­t kämpft E-Sport vielerorts noch um die Anerkennun­g als echte Sportart. Die neue deutsche Regierung bestehend aus CDU/ CSU und SPD dürfte hier allerdings Bewegung hineinbrin­gen. Sie will Gaming fördern und als Sportart anerkennen. In Österreich ist dies momentan kein Thema, wie dem STANDARD von einer Sprecherin des Bundesmini­steriums für Digitalisi­erung und Wirtschaft­sstandort mitgeteilt wurde. Unterdesse­n gibt es bereits Überlegung­en, dass E-Sport olympisch wird. Bei den Spielen 2024 in Paris könnte es erstmals so weit sein, dass Gamer um Medaillen kämpfen.

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 ??  ?? Team Fnatic, die Gewinner des CS:GO-Events der Intel Extreme Masters im polnischen Katowice. Die Spieler werden wie Popstars gefeiert, der Sieg des Turniers brachte ihnen 250.000 Dollar.
Team Fnatic, die Gewinner des CS:GO-Events der Intel Extreme Masters im polnischen Katowice. Die Spieler werden wie Popstars gefeiert, der Sieg des Turniers brachte ihnen 250.000 Dollar.

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