Millionengeschäft E- Sport
Der Boom um E-Sport reißt nicht ab. Dank finanzstarker Geldgeber steigen die Preisgelder ständig. Um den Hype um professionelles Gaming zu verstehen, lohnt sich ein Besuch im polnischen Katowice.
Ein eigener Hollywood-Film, Investitionen von NBA-Teams und Spieler, die immer höhere Preisgelder verdienen – der Boom um E-Sport reißt nicht ab. Der Trendsport soll laut dem Marktforschungsunternehmen Newzoo allein 2018 einen Gesamtumsatz von einer Milliarde Dollar abwerfen. Bis 2020 soll dieser gar auf 1,5 Milliarden Dollar wachsen. Um den Trend rund um das professionelle Videospielen zu verstehen, hilft ein Besuch im polnischen Katowice. Die ehemalige Industriestadt mit 300.000 Einwohnern gilt als das europäische E-Sport-Mekka. Im vergangenen Jahr kamen 173.000 Besucher an nur zwei Wochenenden zu der Veranstaltung Intel Extreme Masters. Sie alle reisten an, um ihren Helden beim Spielen zuzusehen. Auch die diesjährige Ausgabe Anfang März lockte erneut zehntausende Jugendliche in die Stadt – trotz tiefer Minusgrade. Wie enthusiastisch die Fans des Sports sind, ist bereits vor dem Betreten des Veranstaltungsorts ersichtlich. Stundenlang warten sie selbst bei höchst ungemütlichen Temperaturen, um hineinzugelangen. Auch drinnen herrscht Stimmung wie auf einem Musikfestival. Etliche Jugendliche verkleiden sich, tragen Trikots ihrer Lieblingsteams und bejubeln ihre Idole, die Counter Strike: Global Offensive, PUBG oder Starcraft 2 spielen. Plätze in den Hallen sind heißbegehrt, obwohl in eine der zwei Arenen gar 11.000 Besucher hineinpassen.
Finanzstarke Sponsoren
Einige Firmen versuchen mittlerweile, an dem Trend mitzuschneiden. Die ESL, der weltgrößte Veranstalter von E-SportEvents aus Köln, will etwa, dass E-Sport der größte Sport der Welt wird. Potenzial hierfür ist auf jeden Fall gegeben. Mehr als 2,6 Milliarden Menschen spielen weltweit – bis 2020 soll ihre Zahl um weitere fünf Prozent wachsen. Die ESL hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass die spielenden Profis wie Rockstars angesehen werden. Die Spieler verdienen zumindest bereits schon so viel. Neben hochdotierten Sponsorings winken Preisgelder in der Höhe von hunderttausenden Dollar – möglich gemacht durch finanzstarke Geldgeber wie Intel, Red Bull und Mercedes.
Das war nicht immer so. Als ESport Anfang 2000 durch Titel wie Halo 2 und Starcraft 2 ordentlich an Popularität gewann, wurden Turniere noch in kleinen Hallen ohne größere Preisgelder ausgetragen. Mit der Zeit kamen immer mehr Videospiele, Teilnehmer und 2013 die Streamingplattform Twitch hinzu, die letztlich den weltweiten Durchbruch mit sich brachte. E-Sport wurde zum Massenphänomen. Vom einfachen Hobbyambiente hat man sich seither verabschiedet. Professionelles Computerspielen ist ein knallhartes Geschäft geworden, bei dem nur ganz wenige Spieler Teil davon werden können.
Gaming-Houses
Zumindest etwas Rückenwind erhalten angehende Profis schon länger im asiatischen Raum und mittlerweile auch in Skandinavien, Deutschland und Frankreich. Dort wird mittels sogenannte Gaming-Houses Spielern ein professionelles Umfeld geboten, wo sie gemeinsam mit anderen Spielern trainieren und wohnen können. Auch im polnischen Katowice gibt es mittlerweile eine solche Infrastruktur. Zudem hat man in einer Schule angefangen, E-Sport zu lehren. Die Schüler lernen dort unterschiedliche Games und ihre Finessen kennen.
Trotz der zunehmenden Profes- sionalisierung und der steigenden Popularität kämpft E-Sport vielerorts noch um die Anerkennung als echte Sportart. Die neue deutsche Regierung bestehend aus CDU/ CSU und SPD dürfte hier allerdings Bewegung hineinbringen. Sie will Gaming fördern und als Sportart anerkennen. In Österreich ist dies momentan kein Thema, wie dem STANDARD von einer Sprecherin des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort mitgeteilt wurde. Unterdessen gibt es bereits Überlegungen, dass E-Sport olympisch wird. Bei den Spielen 2024 in Paris könnte es erstmals so weit sein, dass Gamer um Medaillen kämpfen.