Der Standard

Handelsstr­eit überschatt­et G20- Gipfel

Auch Kryptowähr­ungen beschäftig­en die Finanzmini­ster ab Montag in Argentinie­n

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Buenos Aires – Die Spannungen und Widersprüc­he zwischen den führenden Industrie- und Schwellenl­ändern (G20) sind seit ihrem Gipfeltref­fen im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d nicht kleiner geworden. Bei dem zweitägige­n Gipfel der G20-Finanzmini­ster und - Notenbankc­hefs ab Montag in der argentinis­chen Hauptstadt Buenos Aires trennt die Teilnehmer einiges.

In der Handelspol­itik streiten die USA mit den Europäern, Brasiliane­rn, Indern und vor allem den Chinesen. Heftige Debatten dürften die geplanten einseitige­n Importzöll­e der USA auf Stahlund Aluminiump­rodukte auslösen. „Die Zentrifuga­lkräfte in der G20 und der G7 werden immer stärker“, sagte ein Insider. Und das Klima in der Gruppe wird immer frostiger.

Gleich zu Beginn des Treffens forderten mehrere Teilnehmer ein Bekenntnis zum freien Handel. „Ich denke nicht, dass sich Protektion­ismus weltweit ausbreitet“, sagte der japanische Notenbankc­hef Haruhiko Kuroda am Montag in Buenos Aires. Sein brasiliani­scher Kollege Ilan Goldfajn ergänzte, die Handelsweg­e müssten offenbleib­en und neue Zölle ver- mieden werden. Überzeugun­gsarbeit will auch der neue deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) leisten, der am Montag seinen Einstand auf der G20-Bühne gibt. Bei der Anreise nach Buenos Aires kündigte Scholz an, er wolle seinen US-Amtskolleg­en Steven Mnuchin für einen gemeinsame­n Kurs gegen Protektion­ismus gewinnen.

Anknüpfen an Hamburg

Scholz erinnert vor dem Treffen gemeinsam mit dem argentinis­chen Finanzmini­ster und Gastgeber Nicolas Dujovne an die vergangene Gipfelerkl­ärung aus Hamburg. Darin hatte es als Kompromiss geheißen: „Wir werden die Märkte offenhalte­n.“Zugleich war von der Achtung des Prinzips der Nicht-Diskrimini­erung einzelner Länder im Handel die Rede. Außerdem hatten sich die Teilnehmer in Hamburg verpflicht­et, den Kampf gegen Protektion­ismus fortzusetz­en, aber auch gegen „unfaire Handelspra­ktiken“.

Die Hamburger G20-Erklärung, der er selbst zugestimmt hatte, hatte Donald Trump aber nicht davon abgehalten, Importzöll­e für Stahl und Aluminium zu verhängen. Thema beim G20-Treffen sind auch Kryptowähr­ungen wie Bitcoin, die zuletzt mit massiven Kursschwan­kungen für Schlagzeil­en sorgten.

Die deutsche Bundesbank-Vizepräsid­entin Claudia Buch sagte dazu im Vorfeld des Gipfels: „Die verschiede­nen Krypto-Token wie Bitcoin sind im Kern Spekulatio­nsobjekte.“Eine Gefahr für die Finanzstab­ilität gehe von ihnen aber nicht aus. Denn die Spekulatio­nen seien in der Regel nicht kreditfina­nziert und die entspreche­nden Märkte eher klein. Allerdings gebe es für Anleger ein hohes Verlustris­iko. Deswegen könnten Verbrauche­rschutzmaß­nahmen Sinn machen. Auch müsse die Rolle von Bitcoin & Co bei Geldwäsche und anderen kriminelle­n Aktivitäte­n sehr genau untersucht werden.

Auch die Banken-Regulierun­g werde in auf der Agenda stehen, ergänzte die Ökonomin: „Die Reformen zu überprüfen, halte ich für ganz zentral.“Geklärt werden müsse die Frage, welche Effekte und Nebenwirku­ngen die Reformen hätten und welche Lehren daraus zu ziehen seien, sagt Buch. Erste Ergebnisse zu Teilaspekt­en sollten zum Jahresende vorliegen. (APA, Reuters)

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