Der Standard

KOPF DES TAGES

Opfer von Diskrimini­erung im Aufwind

- Luise Ungerboeck

Eines hat Peter Franzmayr mit seiner Vorgängeri­n gemein: Seine Bestellung zum Magistrats­direktor der Stadt Wels wird von seiner Vorgängeri­n bekämpft. Ähnlich war es dem promoviert­en Juristen 2011 ergangen. Als Straßensek­tionschef hatte er sich für die von Verkehrsmi­nisterin Doris Bures (SPÖ) fusioniert­e Sektionsle­itung Straße und Schiene beworben, bekommen hat den Job aber eine Frau: die Chefin der Schienen-Control, Ursula Zechner.

Sie passte der späteren Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures auch parteipoli­tisch viel besser ins Konzept als Franzmayr, der in der Zeit der „Wende-Regierung“als Kabinettsc­hef von Justizmini­ster Dieter Böhmdorfer (FPÖ) fungierte, ehe er 2003 unter Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ) ins Verkehrsmi­nisterium gewechselt war. Dort stieg er vom Infrastruk­turreferen­ten rasch zum Gruppenlei­ter Straße auf, ehe er 2006 zum Sektionsle­iter Straße und Luftfahrt ernannt wurde. Diese Position übernahm er von Arnold Schiefer, der nun in der Neuauflage von Schwarz-Blau unter Kanzler Sebastian Kurz ( ÖVP) die Fäden zieht bei Postenbese­tzungen und Umfärbunge­n in der blauen Reichshälf­te der Staatswirt­schaft. Das führt Franzmayr zu alter Zuständig- keit zurück, denn für die Asfinag, deren Präsident er nun wird, war er auch damals zuständig.

Anders als bei Telekom- und Innovation­ssektionsc­hef Andreas Reichhardt, ebenfalls schlagende­r Burschensc­hafter, der alle roten Verkehrsmi­nister von Werner Faymann bis Jörg Leichtfrie­d „überlebte“und nun mächtiger Generalsek­retär ist, kam es bei Franzmayr 2011 zum Bruch: Nach der Niederlage um die Supersekti­on klagte er wegen Diskrimini­erung – und entschied das Verfahren sechs Jahre später für sich. Theoretisc­h könnte der 45-Jährige jederzeit ins Verkehrsmi­nisterium zurückkehr­en, denn er ließ sich karenziere­n. Dagegen spricht, dass die von Bures gezimmerte Supersekti­on Straße, Schiene, Seilbahnen, Luftfahrt wieder geteilt werden könnte und Franzmayr inzwischen in Vöcklabruc­k eine Rechtsanwa­ltskanzlei eröffnet hat. Fleiß und Disziplin attestiere­n Parteigäng­er dem bei den Benediktin­ern in Lambach und beim Bundesheer sozialisie­rten Sohn eines Juristen, der in Schwanenst­adt für die FPÖ im Gemeindera­t sitzt. Für seine Hobbys Jagd und Tauchen hat der Vater zweier Söhne – die Ehefrau arbeitet ebenfalls im Magistrat in Wels – in Oberösterr­eich sicher das bessere Umfeld als in Wien.

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Foto: Franzmayr Ex-Sektionsch­ef Peter Franzmayr erhält 319.368 Euro Schadeners­atz.

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