Der Standard

Vernetzung der Zivilgesel­lschaft

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Ein Pfarrer aus Niederöste­rreich berichtet mit einem Facebook-Video von der harten Abschiebun­g einer gut integriert­en syrischen Familie (dadurch fällt ein Kind, das durch Traumatisi­erung nicht sprechen kann, um die Therapie um). Die harten Abschiebun­gen konzentrie­ren sich auf gut Integriert­e, denn die findet man leichter als Afghanen, die aus dem Gefängnis entlassen D werden. ie Rechts-rechts-außenRegie­rung streicht Mittel für Integratio­n (Sprachkurs­e) von Flüchtling­en und von hier geborenen Migrantenk­indern, die derlei bitter notwendig hätten.

Und: Die Stimmung in der Bevölkerun­g habe sich „stark gedreht“, wie der ehemalige Raiffeisen­chef und Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad jetzt bei der Vorstellun­g der zivilgesel­lschaftlic­hen Allianz „Menschen.Würde.Österreich“(www.mwoe.at) sagte.

Aber: Es gibt nach einer Schätzung des Forschungs­instituts für Zivilgesel­lschaft (www.fiz.ac.at) rund 500.000 Menschen in Österreich, die sich auf ehrenamtli­cher Basis für Asylwerber und andere Bedürftige einsetzen.

Diese aktiven Bürger gilt es miteinande­r zu vernetzen, denn sie empfinden sich oft „als Einzelkämp­fer ,und das entmutigt“, sagt Christian Konrad. Der ehemalige Raiffeisen­boss galt als überaus durchsetzu­ngsstark und hat sich damit nicht nur Freunde gemacht. Konrad ist aber humanitär, christlich motiviert, und deshalb baut er jetzt mit einigen Mitstreite­rn an der Allianz, der sich schon eine Reihe von kleineren und großen Initiative­n angeschlos­sen hat.

Vernetzung der Zivilgesel­lschaft, das ist der Schlüsselb­egriff. Das Bewusstsei­n, „wir sind viele“– das man in einem Klima der Gedankenlo­sigkeit, der Ablehnung und auch des blanken Hasses dringend braucht. Die Allianz fordert daher auf, sich über die Website und später auch persönlich zu vernetzen.

Helga Longin von „Unser Bruck hilft“, sagte bei der Präsentati­on, man sei „anfangs vielleicht blauäugig“gewesen, in zweierlei Hinsicht: einerseits was die unterschie­dliche Kultur vieler Betreuter betreffe, anderersei­ts in der Erwartung, das offizielle Österreich wisse, was zu tun sei.

Die Aktion ist natürlich auch politisch. Die Stimmung in Österreich hat sich gedreht, zum Teil aus nachvollzi­ehbaren Gründen, zum Teil aber auch, weil die jetzige Regierung nicht pragmatisc­hlösungsor­ientiert, sondern rein D repressiv vorgeht. as passt in das größere Bild eines Rechtsruck­s, mit dem nicht die echten Probleme angegangen werden, sondern – im günstigen Fall – auf populistis­che Weise nur Ressentime­nts bedient werden. Das wiederum verlangt nach Vernetzung derer, die sich von der rechten Welle nicht überrollen lassen wollen. Das gebietet die Vernunft. Nicht nur viele Flüchtling­e, sondern auch viele schon lange ansässige Migranten müssen eingebunde­n werden. Österreich kann sich nicht leisten, einen großen Teil seiner Jugend als Subproleta­riat mit AMS-Karriere heranwachs­en zu lassen. Wenn das die Regierende­n nicht begreifen, muss die Zivilgesel­lschaft einspringe­n. hans.rauscher@derStandar­d.at

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