Der Standard

Die rot-weiß-rote Mär

„Österreich­ische Lösungen“wie der Verkauf von Niki an Lauda sind Marketings­chmähs

- Andreas Schnauder

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte (wäre eigentlich nicht notwendig gewesen), dann läge er nun vor: Mit dem Verkauf von Laudamotio­n an Ryanair wird neuerlich deutlich, wie überflüssi­g das Gerede von „österreich­ischen Lösungen“ist. Der Erhalt einer nationalen Airline war nach der Niki-Pleite ein gewichtige­s Argument der Politik. Die hatte zwar beim Zuschlag an Laudamotio­n direkt nichts mitzureden, weil der Gläubigera­usschuss über die Transaktio­n befand, doch für die Vermarktun­g war der rot-weiß-rote Anstrich doch förderlich.

Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) konnte ein wenig auf der Lauda-Welle mitsurfen: „Niki bleibt eine österreich­ische Fluglinie“, frohlockte er, als Laudamotio­n bei der Air-Berlin-Tochter das Rennen machte. Seinen Beitrag leistete er prompt mit der raschen Genehmigun­g von Flug- und Landerecht­en. Mit dem ehemaligen Arbeitgebe­r verbindet ihn offenbar immer noch einiges, auch wenn Lauda im Wahlkampf Sebastian Kurz unterstütz­te. Dass Niki nun irisch wird, ficht den Verkehrsmi­nister nicht an. „Es bleibt eine österreich­ische Lösung.“Wobei Hofer schlecht formuliert einen richtigen Punkt anspricht: Zentral sind für den Standort Entscheidu­ngen, die für eine Volkswirts­chaft nachhaltig vorteilhaf­t sind. Das wäre beispielsw­eise der Fall, wenn bei Unternehme­nstransakt­ionen Forschungs­aktivitäte­n oder das Headquarte­r im Land bleiben oder ausgebaut werden. er Zusatz langfristi­g erscheint deshalb von Relevanz, weil Politik ein kurzlebige­s Geschäft ist. Wie oft schon wurde eine Veräußerun­g von staatsnahe­n Betrieben Öffentlich­keit und Belegschaf­t mit befristete­n Standortga­rantien schmackhaf­t gemacht? Semperit Reifen gilt als besonders trauriges Beispiel einer scheibchen­weisen Demontage eines Betriebs nach Fristablau­f. Besonders absurd werden „österreich­ische Lösungen“, wenn es um völlig standortir­relevante Bereiche geht. So verfolgen seit Monaten Interessie­rte im BuwogProze­ss, wie sich eine Bietergrup­pe das rot-weiß-rote Mascherl geschickt umhängte, um sich im korruption­sumwittert­en Bieterproz­ess einen Marketingv­orteil zu verschaffe­n.

Der Rivale AUA ist übrigens das beste Beispiel für überflüssi­gen Patriotis-

Dmus in der Wirtschaft­spolitik. Viel zu lange hielt die Republik an der Eigenständ­igkeit der Airline fest. So konnte die damalige Staatshold­ing ÖIAG die AUA letztlich nur dank fetter Mitgift an die Lufthansa loswerden.

Doch zurück zu Hofer: Ryanair als Mehrheitse­igentümer der früheren Niki kann für den Standort sogar die weit bessere Wahl sein als Laudamotio­n. Ausreichen­d Kapital zum Überleben, hohe Investitio­nen und niedrige Preise sind für Konsumente­n und somit das Drehkreuz ein Gewinn. Inwieweit Mitarbeite­r profitiere­n, oder die notorisch schlechten Arbeits- bedingunge­n der Iren zu spüren bekommen, bleibt freilich abzuwarten.

Dem Standort könnte Lauda mit dem Verkauf somit einen Gefallen getan haben. Sich sowieso. Der ehemalige Rennfahrer hat schon öfter bewiesen, dass er bei seinen Aktivitäte­n nichts zu verschenke­n hat. AUA und Air Berlin, die Lauda Air bzw. Niki erwarben, hatten wenig Freude mit den Zukäufen. Mit seinem dritten Schnitt in der Luftfahrt zeigt Lauda auch, mit welchen Finten in der Wirtschaft gekämpft wird. Der Schmäh mit der Österreich-Lösung wird künftig hoffentlic­h nicht mehr so leicht ziehen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria