Der Standard

Auf den Spuren tierischer Gefühle

Heute, Mittwoch, hält der Finanzmini­ster seine erste Budgetrede. Zu den Gewinnern darf sich wohl das Innenresso­rt zählen, mehr Geld soll es auch für den Gesundheit­sbereich geben. Das Pflegeregr­ess-Aus kommt teuer, Städte und Gemeinden fordern mehr Bundesm

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Wien – Für Hartwig Löger ist es eine Premiere. Am Mittwoch hält er im Parlament seine erste Budgetrede und wird dabei gleich einen Doppelhaus­halt präsentier­en. Jenen für das Jahr 2018, für den es bisher nur ein Provisoriu­m gab, und jenen für 2019. Die Eckpunkte wurden in den vergangene­n Wochen bereits der Regierungs­spitze vorgegeben. Erstmals seit Jahrzehnte­n soll es wieder ein „echtes Nulldefizi­t“geben, so die Vorgabe von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ). Zuletzt hieß es, es sei sogar ein kleiner Budgetüber­schuss für 2019 möglich.

Auf der Ausgabense­ite wird sich im kommenden Jahr vor allem der neue Familienbo­nus niederschl­agen, dessen Nettokoste­n bei deutlich über einer Milliarde Euro liegen. Auf der anderen Seite profitiert der Finanzmini­ster im Arbeitsmar­ktbereich von deutlich niedrigere­n Ausgaben. Wegen der guten Konjunktur sinken allein die Ausgaben für das Arbeitslos­engeld um rund eine Milliarde Euro. Ersparniss­e in ähnlicher Größenordn­ung bringen das vorzeitige Aus für den Jobbonus sowie die Streichung der Aktion 20.000 für Langzeitar­beitslose. Ebenfalls gekürzt werden, wie berichtet, Integratio­nsmittel für das AMS sowie den Schulsekto­r, was bereits für breite Kritik gesorgt hat. Gegen Kürzungen im Justizbere­ich haben bereits 5000 Richter, Staatsanwä­lte u. a. eine Protestnot­e unterzeich­net. Strache kündigte ein Gespräch an.

Geht es nach der Regierung, dann würde man auch gerne die Ausgaben für die Mindestsic­herung senken, die allerdings derzeit Kompetenz der Länder ist. Justizmini­ster Josef Moser erklärte zuletzt im Kurier, „es wäre logisch, eine bundeseinh­eitliche Regelung zu haben, die von den Ländern vollzogen wird“. Auf die Frage, ob auch der Vollzug Bundessach­e werden könnte, wollte er sich aber nicht festlegen, das sei noch zu diskutiere­n, blieb er vage. Zu den größten Gewinnern des neuen Budgets soll das Innenminis­terium zählen, für das Bundesheer ist zwar ebenfalls ein etwas höheres Budget geplant, allerdings hatte sich das Ressort unter Mario Kunasek (FPÖ) eine noch deutlich höhere Steigerung gewünscht.

Ventiliert wurde von der Regierung zuletzt bereits, dass man mittelfris­tig deutlich mehr Geld für den Pflege- und Gesundheit­ssektor zur Verfügung stelle. Die Rede war von fast 900 Millionen Euro – allerdings gleich bis 2020.

Länder, Städte und Gemeinden drängen seit längerem auf eine breitere finanziell­e Unterstütz­ung im Pflegebere­ich. Um bei den Gesprächen mehr Nachdruck erzeugen zu können, hat der Städtebund am Dienstag eine Kostenschä­tzung vorgelegt. Alleine die Mehrkosten durch den seit Jahresbegi­nn abgeschaff­ten Pflegeregr­ess schätzt das KDZ – Zentrum für Verwaltung­sforschung für das Jahr 2018 auf zumindest 530 bis 650 Millionen Euro.

Bis Ende April soll eine von Löger eingericht­ete Arbeitsgru­ppe die Faktoren für die Berechnung der Differenzk­osten festlegen. Bisher hat der Bund zugesagt, 100 Millionen Euro der Mehrkosten zu übernehmen. Für den Städtebund ist das viel zu wenig. In diesem Fall werde wohl der Konsultati­onsmechani­smus in Gang gesetzt oder der Klagsweg beschritte­n werden, droht Städtebund-Generalsek­retär Thomas Weninger. Im Februar hatte Gemeindebu­ndchef Alfred Riedl eine Klage beim Verfassung­sgericht nicht ausgeschlo­ssen.

Mehrkosten drohen aber auch, weil die Nachfrage nach Pflegeplät­zen gestiegen ist. KDZ-Geschäftsf­ührer Peter Biwald verwies auf eine Studie des Fiskalrats, wonach zwischen 2015 und 2030 mit einer jährlichen Steigerung der Pflegekost­en zwischen 4,4 und 6,2 Prozent zu rechnen sei. Alleine bei der 24Stunden-Pflege seien die Kosten um 70 Prozent gestiegen. Die Nettobelas­tung der öffentlich­en Hand (abzüglich der Einnahmen wie Eigenbeitr­äge von Pflegeheim­bewohnern) lag laut KDZ im Jahr 2016 bei 4,6 Milliarden Euro. Der Bund übernahm demnach mit 2,5 Milliarden 54 Prozent der Kosten, die Länder mit 1,2 Milliarden 26 Prozent und die Gemeinden mit 951 Millionen immerhin noch 20 Prozent der Kosten.

Ungemach droht der Regierung auch aus Brüssel. Die geplante Indexierun­g der Familienbe­ihilfe für im EU-Ausland lebende Kinder soll 80 Millionen Euro bringen. Die EU-Kommission warnt vor Diskrimini­erung. Es heißt in der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage: „Was die von Österreich geplanten Maßnahmen in Hinblick auf die Indexierun­g des Kindergeld­s betrifft, wird die Kommission die maßgeblich­e Gesetzgebu­ng auf ihre Vereinbark­eit mit EU-Recht prüfen, wenn und sobald sie angenommen wurde.“(red, APA)

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Foto: Cremer Finanzmini­ster Hartwig Löger wird Doppelhaus­halt vorstellen.

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