Der Standard

Pensionen bleiben im Budget größter Kostentrei­ber

Aber Anstieg niedriger als prognostiz­iert Löger verspricht 541 Millionen Überschuss

- Günther Oswald

Wien – Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) hat am Mittwoch bei der Präsentati­on des Doppelbudg­ets 2018/2019 erklärt, dass er weitere Reformschr­itte bei den Pensionen für notwendig erachte. Als konkrete Maßnahme findet sich vorerst aber nur eine Anhebung des Antrittsal­ters bei der Altersteil­zeit um zwei Jahre im Budgetgese­tz.

Der Kostendruc­k hat im Pensionsbe­reich durch das derzeit äußerst gute konjunktur­elle Umfeld aber deutlich nachgelass­en. Im Vergleich zum alten Finanzrahm­en geht Löger von einem um 2,3 Milliarden Euro niedrigere­n Bundeszusc­huss zu den ASVG-Pensionen im Jahr 2018 aus. Auch die Kostenprog­nose für die Beamten- pensionen sowie den Arbeitsmar­ktbereich wurde deutlich zurückgeno­mmen. Allerdings: Im Vergleich zu den anderen Ressorts sind die Pensionen, für die rund ein Viertel aller Staatseinn­ahmen aufgewende­t wird, noch immer der größte Kostentrei­ber.

Auf Bundeseben­e rechnet Löger für 2019 mit einem kleinen Überschuss in Höhe von 541 Millionen Euro. Er profitiert unter anderem von niedrigen Zinsen. Nach dem aktuellen Fahrplan hätte man laut Finanzmini­sterium für eine per 1. Jänner 2020 geplante Steuerrefo­rm bereits einen Spielraum von rund 3,5 Milliarden Euro. (red)

Es gab schon Finanzmini­ster, die knackigere Budgetrede­n hielten als Hartwig Löger. Als reiner Showman wie seinerzeit Karl-Heinz Grasser will der frühere Uniqa-Manager beim Wahlvolk nicht ankommen. Eineinvier­tel Stunden spulte der neue Finanzmini­ster am Mittwoch im Nationalra­t routiniert und weitgehend unaufgereg­t sein Programm herunter. Auf der Tagesordnu­ng: die Präsentati­on des Doppelbudg­ets 2018/2019.

Die Kernbotsch­aft, die in zahlreiche­n Varianten wiederholt wurde: Nach 65 Jahren, in denen Schulden angehäuft wurden, sei es nun Zeit für einen Kurswechse­l. „Wir starten in eine neue Zukunft“, lautete folglich der euphorisch­e Titel seiner Rede. Ein Rechenbeis­piel, das schon seine Vorgänger gerne verwendete­n, durfte auch nicht fehlen. Satte 33.000 Euro an Schulden habe jedes neugeboren­e Kind, so Löger. Natürlich nur rechnerisc­h, aber trotzdem: „Das können, wollen und dürfen wir nicht verantwort­en.“

Näher angesehen hat sich der Finanzmini­ster nicht nur die Budgetzahl­en, sondern auch die Geburtsdat­en der 183 Abgeordnet­en. Nur acht seien im Jahr 1954, als es das letzte Mal einen Überschuss gegeben hat, schon auf der Welt gewesen. „Alle anderen von uns kennen nichts anderes als Schuldenma­chen.“

Wobei man darüber streiten könnte, ob Türkis-Blau nun wirklich einen Überschuss im Jahr 2019 erwirtscha­ften wird. Der er- gibt sich nämlich nur bei der Gegenübers­tellung der Einzahlung­en und Auszahlung­en des Bundes. Üblicherwe­ise verwendet wird aber das gesamtstaa­tliche Maastricht-Defizit (siehe Wissen). Und das soll heuer noch bei minus 0,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung (BIP) liegen und nächstes Jahr dann genau bei null.

Nimmt man das um Konjunktur­effekte bereinigte strukturel­le Defizit, welches die EU-Kommission für ihre Länderbewe­rtungen heranzieht, dann wird Österreich sogar heuer und auch 2019 noch ein Defizit von 0,5 Prozent des BIP machen. Für 2018 geht das Finanzmini­sterium zudem davon aus, dass Brüssel noch einmal akzeptiert, dass die Flüchtling­skosten herausgere­chnet werden dürfen. Ansonsten wäre das strukturel­le Defizit noch deutlich höher (0,9 Prozent). Leistungsb­ilanz

Nicht unerwähnt bleibt bei solchen Anlässen natürlich die eigene Leistungsb­ilanz. Löger zählte den Familienbo­nus auf, der ab 1. Jänner 2019 pro Kind und Jahr die Steuerlast um bis zu 1500 Euro senken wird und für den die Regierung netto rund 1,2 Milliarden Euro in die Hand nimmt, sowie die Bereiche Sicherheit und Bildung (siehe Seite 4).

Der Minister verwahrte sich auch gegen Opposition­skritik, wonach die Regierung bei den „Ärmsten“spare und den Sozialstaa­t demontiere. „Nichts von dem ist richtig.“Zähle man alle Posten für

soziale Sicherheit zusammen, gebe man heuer 49,6 Prozent und nächstes Jahr bereits 50,7 Prozent aller Steuermitt­el für diese Bereiche aus.

Im Laufe der Legislatur­periode wird es aber wohl noch zu dem ein oder anderen Eingriff in den Sozialstaa­t kommen. Man werde „ineffizien­te Zöpfe“abschneide­n, versprach Löger, ohne dann aber konkret zu werden. Im Raum steht, wie berichtet, eine Reform der

Mindestsic­herung, die derzeit alleinige Kompetenz der Länder ist.

Auch bei den Pensionen seien weitere Reformen nötig, meinte Löger. Vorerst findet sich im Budget aber nur das Vorhaben, das Antrittsal­ter bei der Altersteil­zeit um zwei Jahre anzuheben (siehe Seite

5). Ebenfalls noch ungelöst ist die Frage des Pflegeregr­esses. Länder und Gemeinden haben zuletzt vorgerechn­et, dass ihnen durch den Wegfall des Regresses Mehrkosten von bis zu 650 Millionen Euro anfallen. Im Haushalt wurde aber vorerst nur Vorsorge für 100 Millionen Euro getroffen. Mehr Personal

Der groß angekündig­te Sparkurs beim Bundespers­onal spiegelt sich im aktuellen Stellenpla­n noch nicht wider. Wegen der vielen Neuaufnahm­en bei der Polizei wird der gesamte Personalst­and des Bundes von 2018 auf 2019 um 804 auf 140.481 Stellen zulegen. Die Nichtnachb­esetzung jeder dritter Pensionier­ung außerhalb der Bereiche Sicherheit und Bildung wird sich somit erst mittelfris­tig niederschl­agen. Ein deutliches Plus (von 29,9 auf 41 Millionen) bringt der Bud- getentwurf bei der Parteienfö­rde

rung. Der Großteil ist auf die im kommenden Jahr geplante EUWahl zurückzufü­hren, für die die Parteien eine Wahlkampfk­ostenrücke­rstattung bekommen.

Rechtlich klargestel­lt wird von Türkis-Blau zudem die umstritten­e Rolle der Generalsek­retäre der Ministerie­n. Mit dem Budgetbegl­eitgesetz wird nun festgehalt­en, dass die Generalsek­retäre und ihre Büroleiter nur befristet auf die Dauer der Amtszeit ihres Ministers bestellt werden und deren Jobs nicht ausgeschri­eben werden müssen. Zuletzt hatte es Zweifel an der Nichtaussc­hreibung dieser Posten gegeben.

Ab Donnerstag erfolgt nun die erste parlamenta­rische Behandlung des Budgets, Mitte April soll der Nationalra­tsbeschlus­s folgen. Die Opposition, auch das gehört zum parlamenta­rischen Spiel, kritisiert­e den Löger’schen Entwurf bereits scharf.

SPÖ-Parteichef Christian Kern wollte dem Finanzmini­ster gleich den „Karl-Heinz-Grasser-Anerkennun­gspreis“verleihen. Die Regierung spare nicht „im System“, sondern „bei den Menschen“, bleibt er bei seiner Interpreta­tion des Budgets. Auch für Bruno Rossmann von der Liste Pilz wird „am falschen Platz gespart“. Den Neos geht es wieder einmal nicht schnell genug. Sie brachten einen dringliche­n Antrag zur Etablierun­g einer Schuldenbr­emse im Verfassung­srang ein. Versproche­n wird eine solche auch von der Regierung.

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