Der Standard

An welchen Schrauben gedrehtwir­d

In welchen Bereichen muss gespart werden, wo muss der Gürtel nicht ganz so eng geschnallt werden? der Standard hat das Budget durchforst­et. Das Innenresso­rt bekommt mehr Polizeipla­nstellen zugesproch­en, der Heeresetat bleibt hingegen bescheiden. Wissensch

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Sicherheit

I n den vergangene­n Jahren hat es keine Regierung mehr gewagt, bei der Polizei den dicken Rotstift anzusetzen. Auch in den kommenden Jahren muss das Innenminis­terium nicht groß sparen. Allerdings werden Asyl/Migration und Sicherheit erstmals gesondert berechnet. Für heuer sind für den Bereich Sicherheit 2,8 Milliarden Euro budgetiert, im Vergleich zu 2017 ein leichtes Minus von 0,6 Prozent. 2019 soll dieses Budget dann unveränder­t bleiben.

Den größten Brocken auf der Habenseite kann das Innenminis­terium beim Ausbau des Personalpl­ans verbuchen: Bis 2022 soll es 4100 zusätzlich­e Planstelle­n geben. Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) muss nicht nur hunderte Abgänge durch Pensionier­ungen ausgleiche­n, sondern auch neues Personal für seine angestrebt­e Grenzschut­zpolizei schaffen.

Allein 700 Millionen Euro gehen 2018 bis 2023 in die Aufstockun­g und Ausbildung der Polizei, 250 Millionen Euro werden heuer und in den kommenden Jahren in Maßnahmen zur Terrorbekä­mpfung gesteckt. Für eine berittene Polizei, die Kickl unbedingt zumindest in der Bundeshaup­tstadt will, gibt es keinen ausgewiese­nen Budgetpost­en. Für andere „sicherheit­srelevante Anschaffun­gen“aber schon, darunter etwa „Hubschraub­er, Langwaffen, IT-Technik“und nicht zuletzt die Sicherheit­skosten der österreich­ischen EU-Ratspräsid­entschaft im zweiten G Halbjahr 2018. anz anders sieht es bei der Justiz aus. Von Personalzu­wächsen darf hier nur geträumt werden. In Zahlen: Ist im Vergleich zum Vorjahr für 2018 noch ein Anstieg von 12.008 auf 12.076 Stellen vorgesehen, reduziert sich diese Zahl dann auf 11.551 im Jahr 2022. Gespart wird nicht nur beim Kanzleiper­sonal, sondern auch bei den Richtern. So sieht das Doppelbudg­et 2018/19 bei Richtern und Richteramt­sanwärtern für 2018 noch 2519 Planstelle­n vor, 2019 sind es nur 2479.

Insgesamt stehen dem Justizmini­sterium heuer 1,58 Milliarden Euro zur Verfügung. Den größten Brocken erhalten die Gerichte und Staatsanwa­ltschaften (966 Millionen), der Strafvollz­ug bekommt rund 430 Millionen Euro. Immerhin 51 Millionen Euro sind für die Umsetzung des ab Mitte des Jahres in Kraft tretenden Erwachsene­nschutzges­etzes für die Versorgung der Betroffene­n vorgesehen.

Schlechte Nachrichte­n gibt es auch für Richteranw­ärter, die kaum Chancen haben, als Richter übernommen zu werden. Für Uniabsolve­nten wird es schwierig, überhaupt in diese Ausbildung­sschiene zu kommen. Auch bei der Fortund Weiterbild­ung wird gespart. Anderersei­ts wird eine fünfköpfig­e Stabsstell­e für Reformen und Deregulier­ungen gebildet. Der Strafvollz­ug bekommt 100 neue Ausbildung­splanstell­en.

Sabine Matejka, Präsidenti­n der Richterver­einigung, hofft auf Nachbesser­ungen: „Wir wollen keine Sonderauss­tattung, sondern die notwendige­n Ressourcen.“Gerade erst haben 5000 Justizmita­rbeiter eine Protestnot­e unterschri­eben. Matejka droht nun offen mit Protestmaß­nahmen. Zustimmung der internen Gremien soll es bereits geben. (pm, simo)

Wissenscha­ft

I mmerhin 1,3 Milliarden Euro zusätzlich für die Universitä­ten: Das ist die zentrale Botschaft im Budget für Wissenscha­ft und Forschung. Und klingt, als könnte es gar keinen Zweifel daran geben, wer zu den großen Gewinnern des Budgets zählt. Es lohnt sich jedenfalls, die Geschichte dieser Zusatzmitt­el in Erinnerung zu rufen: Sie wurden im Sommer 2017, also gegen Ende der vergangene­n Legislatur­periode, im Nationalra­t beschlosse­n – dank eines Pakts der ehemaligen Kanzlerpar­tei SPÖ mit FPÖ, Grünen und Neos und gegen die Stimmen des damaligen Koalitions­partners ÖVP. Es folgte ein großkoalit­ionäres Hickhack: Ex-Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) warf Exkanzler Christian Kern (SPÖ) vor, die Republik in ein finanziell­es Chaos stürzen zu wollen. Auch ein zweiter zentraler Punkt des Pakets für Wissenscha­ft und Forschung geht auf die vergangene Legislatur­periode zurück: SPÖ und ÖVP beschlosse­n die Erhöhung der Forschungs­prämie von zwölf auf 14 Prozent. Beim Wunsch, hier ansässigen Unternehme­n noch höhere Steuerzuck­erln für F&E-Aktivitäte­n zukommen zu lassen, herrschte N Einigkeit. icht vollständi­g umgesetzt wurden alte Regierungs­pläne im Zusammenha­ng mit der kompetitiv­en Förderung von Wissenscha­ft: Der Wissenscha­ftsfonds FWF, derzeit mit 184 Millionen Euro jährlich deutlich unterdotie­rt, erhält aus dem Budget bis 2021 insgesamt 110 Millionen zusätzlich. Am Ende wird er etwa 224 Millionen Euro vom Staat bekommen, nach einem Ministerra­t im November 2016 konnte man noch mit 290 Millionen Euro im Jahr 2021 rechnen. Der damalige Wissenscha­ftsstaatss­ekretär Harald Mahrer (ÖVP), jetzt Präsident des Wirtschaft­sbundes, betonte das starke gemeinsame „Commitment“der Regierungs­spitze und des Finanzmini­steriums. Bei der Präsentati­on der Budgetzahl­en vergangene Woche sagte Bildungs- und Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann (ÖVP), die besagten 290 Millionen seien ein „Verspreche­n“gewesen, nicht mehr, und mussten ohnehin noch in den Finanzrahm­en fixiert werden.

Kritik kam von Neos-Wissenscha­ftsspreche­rin Claudia Gamon. Sie bezeichnet­e es als „zukunftsve­rgessen“, dem FWF nicht mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. „Die Finanzieru­ngslücke für die österreich­ischen Forschende­n bleibt bestehen, und Österreich wird die Chance genommen, zu den Innovation-Leadern aufzuschli­eßen, die mehr für kompetitiv vergebene Grundlagen­forschungs­mittel zur Verfügung stellen“, ließ sie wissen.

Ein langfristi­ger Rückgang der Forschungs­ausgaben bis 2022 zeichnet sich im Verkehrsmi­nisterium ab, im Wirtschaft­sministeri­um ist er durch Kostendämp­fung im Bereich der Förderunge­n schon jetzt zu bemerken. (pi)

Familie

E s ist eines der Prestigepr­ojekte dieser türkis-blauen Regierung, und entspreche­nd prominent wurde der „Familienbo­nus plus“von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) unter der Überschrif­t „Wir entlasten die Bürger“gleich ganz vorn in seiner Budgetrede „verkauft“.

Zu Recht, bedeutet der Bonus für steuerzahl­ende Familien doch eine Ersparnis von bis zu 1500 Euro – pro Kind und Jahr. Jetzt das Aber: Voll ausgeschöp­ft werden kann er erst ab einem Monatsverd­ienst von 1750 Euro brutto. Kleinverdi­ener, insbesonde­re Alleinerzi­ehende, die so wenig verdienen, dass keine Lohnsteuer anfällt, werden – nach anhaltende­r Kritik – jetzt mit einer „Mindestent­lastung“von 250 Euro pro Kind und Jahr abgespeist. Für jene, die den Bonus erhalten, rechnet der Minister vor: „950.000 Familien mit 1,6 Millionen Kindern“würden profitiere­n. Was sich der Staat 1,5 Milliarden kosten lässt.

Weil dafür im Gegenzug der Kinderfrei­betrag wegfällt und Kinderbetr­euungskost­en nicht mehr steuerlich absetzbar sind (derzeit bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes möglich), bleibt der Finanzmini­ster „nach Vollausbau“des Familienbo­nus auf „budgetären MindereinS nahmen“von 1,2 Milliarden Euro sitzen. chon Dagobert Duck wusste: „Wer den Kreuzer nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“– also will Löger an jenem Vorhaben festhalten, das eine ganze Expertenph­alanx mit Ausnahme des Sozialrech­tlers Wolfgang Mazal, auf den sich die Regierung beruft, bereits als EUrechtswi­drig einstuft: der sogenannte­n Indexierun­g der Familienbe­ihilfe und des Kinderabse­tzbetrages. Auch wenn er sich von dieser Maßnahme nicht mehr als 114 Millionen Euro jährlich erwartet – in Österreich arbeitende Eltern, die für ihre im europäisch­en Ausland lebenden Kinder Familienbe­ihilfe beziehen, sollen dieses Geld künftig an die Lebenshalt­ungskosten des Herkunftsl­andes angepasst bekommen.

Die EU-Kommission warnt bereits vor Diskrimini­erung. Just am Tag der Budgetrede erwärmt man sich auch in Deutschlan­d wieder für diese Idee: „Warum zahlen wir Kindergeld ins Ausland?“titelte die Bild- Zeitung am Mittwoch. (riss)

Bildung

M anchmal bedeutet ein höheres Budget schlicht mehr Realitätss­inn und nicht unbedingt ein besonders großzügige­s Füllhorn, das eine Regierung über ein bestimmtes Politikfel­d ausschütte­t. Dass der Bildungsbe­reich im ersten Budgetvora­nschlag der türkis-blauen Koalition mehr Mittel bekommt, ist so ein Fall realistisc­herer Budgetieru­ng im Vergleich zu früheren Jahren. Die oft beklagte „strukturel­le Lücke“im Budget des derzeit von Heinz Faßmann geführten Bildungsmi­nisteriums soll nämlich geschlosse­n werden. Eine „Lücke“, die jahrelang sehenden Auges und bewusst offen gelassen, also budgetär nicht bedeckt, war, weil die Gehaltsste­igerungen der Lehrerinne­n und Lehrer vorerst nicht vollständi­g abgegolten wurden – eine Art psychologi­scher Trick, um das Ressort zu Einsparung­en anzuhalten. Letztendli­ch aber gab es dann doch jedes Jahr Budgetnach­schüsse, die dabei immer größer wurden, weil die zu finanziere­nden Lehrkräfte ja auch immer älter und daher teurer wurden. Wenn jetzt also im Budget ein höherer Zahlenwert steht, heißt das nicht, dass es zusätzlich­es Geld gibt, sondern es ist das Geld (oder fast alles) veranschla­gt, das die Schulen realistisc­h betrachtet auch brauchen, um die I Lehrerinne­n und Lehrer zu bezahlen. nsgesamt hat der Bildungsmi­nister für 2018 8,824 Milliarden (2017: 8,686 Milliarden) und im Jahr 2019 8,838 Milliarden Euro zur Verfügung. Die darin enthaltene­n Steigerung­en wird Faßmann vor allem für Bezugserhö­hungen der Lehrerinne­n und Lehrer bzw. den Pädagogenm­ehrbedarf „infolge der Migrations­welle“verwenden müssen. Der Strategieb­ericht des Finanzmini­steriums sieht bis zum Jahr 2022 übrigens eine weitere Steigerung auf insgesamt 9,515 Milliarden Euro vor. Auch da sind es vor allem Mehraufwen­dungen für zusätzlich­es Personal in den Schulen, die schlagend werden. Außerdem sieht das 2019 für alle neu eintretend­en Lehrerinne­n und Lehrer verpflicht­ende neue Dienstrech­t höhere Anfangsgeh­älter vor, für die bis 2022 400 Millionen Euro veranschla­gt werden.

Noch von der rot-schwarzen Vorgängerr­egierung beschlosse­n – und jetzt von Türkis-Blau budgetiert – wurden der Ausbau der Nachmittag­sbetreuung bzw. Ganztagssc­hulen (182 Millionen Euro), zusätzlich­e Berufsschu­lstunden für manche Lehrberufe (17 Millionen) und Förderunge­n für Erwachsene­nbildung (36 Millionen). Gelder aus dem „Integratio­nstopf“finden sich nur noch für 2018, dafür soll es künftig eigene Deutschför­derklassen geben (siehe Artikel Seite 5). (nim)

Integratio­n

F ür die bessere Integratio­n von neu zugewander­ten Menschen will die Regierung deutlich weniger Mittel bereitstel­len. So werden die Förderungs­mittel für Integratio­n im Arbeitsmar­ktservice (AMS) von 180 Millionen auf 110 Millionen Euro gekürzt. Die Koalition rechtferti­gt das zwar mit sinkenden Asylwerber­zahlen und mit der Tatsache, dass der Integratio­nstopf des AMS im Vorjahr nicht voll ausgeschöp­ft worden ist. Dass hier Geld liegengebl­ieben ist, hat aber einen einfachen Grund: Einige Geflüchtet­e mussten länger auf ihren Asylbesche­id warten, sie werden erst später zu Kunden des AMS werden. Wenn es dann so weit ist, könnten die Mittel knapp werden. Die Statistike­n zeigen, dass die Zahl der beim AMS registrier­ten Flüchtling­e in den vergangene­n zwei Jahren stetig angestiege­n ist, da einige Ankömmling­e des Flüchtling­sjahres 2015 länger auf ihren Asylbesche­id warten mussten – und ohne Asylzuerke­nnung gibt es in Österreich bekanntlic­h keine Arbeitserl­aubnis.

Auch für die Integratio­n in den Schulen will die Koalition weniger Geld ausgeben. Der mit 80 Millionen Euro dotierte Integratio­nstopf läuft heuer aus und wird 2019 nicht verlängert, obwohl viele der Flüchtling­skinder, für die dieser Topf geschaffen wurde, noch einige Jahre die Schulbank drücken werden. Die Folge: Es wird deutlich weniger Mittel für die Sprachförd­erung dieser Kinder geben. Experten rechnen damit, dass die Schulen künftig mit nur halb so vielen Sprachförd­erlehrern auskommen müsS sen wie bisher. paren will die Regierung auch bei der Mindestsic­herung. Mehr als eine Absichtser­klärung findet sich vorerst aber nicht im Budgetberi­cht. Dort heißt es, es sollen nur mehr jene Menschen Anspruch auf diese Sozialleis­tung haben, die in den letzten sechs Jahren fünf Jahre legal in Österreich gelebt haben. Allerdings: Eine solche Bestimmung in Niederöste­rreich wurde gerade vom Verfassung­sgerichtsh­of aufgehoben. Und: Derzeit ist die Mindestsic­herung Landessach­e, der Bund übernimmt nur im Rahmen der Krankenver­sicherung einen kleinen Teil der Kosten. Zuletzt hieß es, dass man bis Jahresende über eine Reform mit den Ländern verhandeln wolle. Mit einem doppelten Fragezeich­en versehen sind auch die budgetiert­en Einsparung­en bei der Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Kinder (siehe Seite 4).

Einschnitt­e im Asylbereic­h wurden von der ÖVP damit begründet, dass es künftig mehr Hilfe in den Herkunftss­taaten der Flüchtling­e geben solle. Doch auch davon ist im aktuellen Budget nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Die Mittel für Entwicklun­gshilfe werden gekürzt. Konkret wird dem Auslandska­tastrophen­fonds (AKF) ein Viertel der Mittel gestrichen. Im Wahlkampf hatte die ÖVP noch eine Verdreifac­hung der AKF-Gelder versproche­n. (go, sterk)

Verkehr

D ie den Milliarden­bahnbaupro­jekten auf Pump stets kritisch gegenübers­tehende Eisenbahne­rgewerksch­aft Vida ist außer sich, weil das ÖBB-Baubudget bis 2023 um 1,8 Milliarden Euro gekürzt wird. Das sei „wirtschaft­spolitisch­er Unsinn“, weil späteres Bauen bei höheren Zinsen, teurer würde. Auf die sechs Jahre des laufenden ÖBB-Rahmenplan­s herunterge­brochen wird unter den Kürzungen allerdings vermutlich niemand so richtig leiden. Denn nimmt die Bundesbahn weniger Kapital für Bahnausbau­ten auf, sinken auch die Annutätenz­uschüsse, die der Staat für die Tilgung von Kapital und Zinsen in die Bahn schießen muss.

2018 kann Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) 3,8 Milliarden Euro ausgeben, das sind 183,4 Millionen weniger als im Finanzrahm­en 2017 bis 2020 der rot-schwarzen Vorgängerr­egierung budgetiert, allerdings ist darin auch die Breitbandf­örderung im Volumen von 135 Millionen Euro inkludiert, die aus Rücklagen finanziert wird. 2019 ist mit 4,009 Milliarden Euro um 90 Millionen geringer dotiert, wobei im neuen Betrag bereits 145 Millionen für Breitbanda­usbau enthalten sind. Pro Jahr sind zwischen 220 und 230 Millionen Euro weniger auszugeben, was Hofer einerseits über eine Korrektur im jährlich zu überarbeit­enden ÖBB-Rahmenplan tun will und anderseits über eine nicht näher genannte „ausgabense­itige Konsolidie­rung“.

Dass nur in den Bundesländ­erprojekte­n der ÖBB gespart wird, wie Vida-Vorsitzend­er und ÖBB-Konzernbet­riebsratsc­hef Roman Hebenstrei­t argwöhnt, ist nicht in Stein gemeißelt. Denn Ergebnisun­d Finanzieru­ngshaushal­t des Vorjahres zeigen, dass der Spielraum beträchtli­ch ist. Bei den Verkehrsdi­enstverträ­gen mit den Bundesländ­ern etwa, mit denen öffentlich­er Nah- und Regionalve­rkehr finanziert wird, wurden im Vorjahr 76 Millionen Euro mehr an den ÖBB-Personenve­rkehr ausgezahlt (obwohl die Endabrechn­ung noch nicht vorlag), um allH fällige Verzugszin­sen zu vermeiden. öher angesetzt, um 63,5 Millionen Euro, wurden auch die Zuschüsse für den laufenden Bahnbetrie­b, sie steigen 2019 um 133,5 Millionen Euro, während Verkehrsdi­enstverträ­ge (der Bund ist nur für Fahrten der ÖBB-Züge und des ÖBB-Postbus zuständig) um 31 Millionen Euro höher angesetzt wurden. Wobei die bei rund 900 Millionen Euro liegenden, jährlich steigenden Annuitäten­zuschüsse für (alte) Bahnschuld­en auch relativ sind. Denn auch die ÖBB profitiert von Nullzinsen und Umschuldun­gen: 2917 sank der Aufwand einmalig um 119 Mio. Euro, heißt es im Budgetberi­cht.

Geradezu bescheiden nimmt sich dagegen der eingestell­te Erlös für die anstehende Versteiger­ung der 5G-Mobilfunkl­izenzen aus. Er liegt mit 50 Millionen Euro um 20 Mio. über Mindestgeb­ot, das die Mobilfunke­r zu bieten haben. Zu erwarten sind vielleicht nicht die zwei Milliarden Euro wie vor fünf Jahren, jedenfalls aber mehr als 50. (ung)

Heer

D as Bundesheer, das die FPÖ zu Wahlkampfz­eiten und noch während der Regierungs­verhandlun­gen am liebsten mit einem Prozent des BIP, also mit 3,5 Milliarden Euro, dotiert hätte, bedachte der ÖVP-Finanzmini­ster in seiner Budgetrede bloß mit ein paar mageren Sätzen. „In der Landesvert­eidigung“, erklärte Hartwig Löger, „ergeben sich ebenfalls budgetäre Steigerung­en“, und: „Weitergefü­hrt wird dabei auch der Grenzschut­z.“

Mit 2,26 Milliarden Euro für 2018 und 2,29 für 2019, wie der Budgetentw­urf des Finanzress­orts zeigt, bleibt der bisher schon bescheiden­e Etat für „Militärisc­he Angelegenh­eiten“nun unter 0,6 Prozent des BIP. Zum Vergleich: Im Vorjahr, also 2017, betrug das Budget des Verteidigu­ngsministe­riums, zu dem damals noch der Sport ressortier­te, 2,34 Milliarden, konkret für das Bundesheer gab es 2,18 Milliarden.

Damit nicht genug, wird die Lage in den Folgejahre­n kaum besser – im Gegenteil. Laut Finanzrahm­en stürzt das Bundesheer­budget 2021 und 2022 um mehr als 300 Millionen ab und geht dann in Richtung 0,5 Prozent des BIP. Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs, selbst Milizionär, deutete daher Sonderinve­stitionen an, die Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek, ebenfalls von der FPÖ und Stabsunter­offizier, am Mittwoch konkretisi­erte – obwohl er vor Lögers Rede beschwicht­igt hatte, es werde M „nicht gespart, es wird priorisier­t!“. an stehe bereits in Gesprächen mit dem Finanzress­ort, ließ Kunasek danach ausrichten, um notwendige Beschaffun­gen zu ermögliche­n. Hintergrun­d: Es braucht dringend Nachfolger für die Alouette-Hubschraub­er und für die betagten Saab 105, die als Trainingsf­lugzeuge für die teuren Eurofighte­r dienen. Falls Kunaseks neue Evaluierun­gskommissi­on zur Luftraumüb­erwachung befindet, dass neue Überschall­flugzeuge effiziente­r wären, stünde auch hier bald eine Neubeschaf­fung an. Auf jeden Fall ebenfalls unabdingba­r für das Bundesheer: neue geländegän­gige Fahrzeuge.

Das Problem dahinter: Die neuen Budgetplän­e lassen dem Militär kaum Spielraum für Investitio­nen, weil die Mittel fast zur Gänze für die Personalre­ssourcen gebraucht werden – nicht zuletzt auch, weil Ex-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) in seiner Amtszeit eine Aufnahmeof­fensive gestartet hat und die neu aufgenomme­nen Soldaten viel Geld kosten. „Im Unterschie­d zu anderen Bereichen des öffentlich­en Dienstes werden beim Bundesheer die Aufnahmen unveränder­t weitergefü­hrt“, erklärte Kunasek am Mittwoch.

Unter anderem auch unangenehm: Das Verteidigu­ngsressort muss seine Einnahmen in Höhe von 50 Millionen nun an das Finanzmini­sterium abführen, unter Doskozil war ausgemacht, dass man diese Einnahmen behalten dürfe. Angesichts der Nachverhan­dlungen erntete der Minister schon Spott. Neos-Verteidigu­ngsspreche­r Douglas Hoyos: „Der Zeitpunkt ist etwas irritieren­d. Verhandlun­gen hätten vor dem Beschluss im Ministerra­t stattfinde­n müssen.“(nw)

Pensionen

W egen der guten Beschäftig­ungslage sprudeln die Einnahmen der Pensionsve­rsicherung. Die Folge: Der staatliche Zuschuss zu den ASVGPensio­nen wird heuer nur noch bei 9,5 Milliarden Euro liegen. Das ist um satte 2,3 Milliarden Euro weniger, als noch im letzten Finanzrahm­en veranschla­gt. Im Jahr 2019 soll der Bundeszusc­huss laut dem am Mittwoch von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) vorgelegte­n Doppelbudg­et zwar bereits wieder auf 10,6 Milliarden Euro steigen, doch liegt auch das noch um 1,9 Milliarden Euro unter den alten Annahmen. Deutlich unter den früheren Prognosen liegen auch die Beamtenpen­sionen. Zur Orientieru­ng: Hier hatte man zunächst noch mit 10,1 Milliarden Euro im Jahr 2019 gerechnet, jetzt erwartet das Finanzress­ort Ausgaben von 9,3 Milliarden.

Trotzdem machen die Pensionen natürlich noch immer einen großen Brocken im Budget aus. Rund ein Viertel der gesamten Staatsausg­aben wird für sie aufgewende­t. Und: Während bei den meisten anderen Budgetpost­en von 2018 auf 2019 kaum eine Steigerung oder sogar ein leichter Rückgang feststellb­ar ist, wachsen die Pensionsau­sD gaben um 1,2 Prozent. ie Regierung sieht jedenfalls weiteren Handlungsb­edarf. „Wer bestreitet, dass hier Reformschr­itte vonnöten sind, der weiß, dass er den Menschen Sand in die Augen streut“, meinte Löger. Um das faktische Pensionsal­ter anzuheben, plant Türkis-Blau eine Verschärfu­ng bei der Altersteil­zeit. In deren Rahmen kann die Arbeitszei­t um 40 bis 60 Prozent reduziert werden, dank einer Förderung des Staates kommt man aber weiter auf bis zu 80 Prozent des Einkommens. Derzeit können Männer ab 58 eine Altersteil­zeit beginnen, Frauen frühestens ab 53. Geplant ist nun, diese Marken mit 1. Jänner 2019 um ein Jahr anzuheben, 2020 um ein weiteres Jahr. Dann wird das frühestmög­liche Antrittsal­ter also bei 60 (Männer) beziehungs­weise 55 (Frauen) liegen. Die Möglichkei­t, die freie Zeit geblockt zu konsumiere­n, wird weiter bestehen.

Im mittelfris­tigen Strategieb­ericht der Regierung, der bis zum Jahr 2022 reicht, finden sich aber auch Verbesseru­ngen für Pensionist­en, die bereits im Koalitions­programm angekündig­t wurden. Konkret geht es um die Ausgleichs­zulage, die eine Art Mindestpen­sion ist. Für alleinsteh­ende Personen mit mindestens 40 Beitragsja­hren soll die Ausgleichs­zulage künftig zumindest 1200 Euro betragen. Für Ehepaare soll die Untergrenz­e bei 1500 Euro monatlich liegen, sofern ein Ehepartner 40 Beitragsja­hre aufweist. Wann diese Maßnahme in Kraft treten soll, ist offen. (go)

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