Der Standard

„Warum sollte Landbauer nicht zurückkehr­en?“

Niederöste­rreich bekommt einen FPÖ-Landesrat für Integratio­n, Asyl, Mindestsic­herung und Tierschutz: Gottfried Waldhäusl. Im Asylbereic­h will er Vereine in die Pflicht nehmen. Im Waldvierte­l keinen „Abschaum“. Udo Landbauer sieht er vor einem Comeback.

- INTERVIEW: Sebastian Fellner

STANDARD: Sie haben in der Vergangenh­eit für Asylwerber eine Ausgangssp­erre nach Einbruch der Dunkelheit und ein Verbot in öffentlich­en Bädern gefordert. Das klingt nicht nach einem prädestini­erten Kandidaten für den Integratio­nslandesra­t. Waldhäusl: Wenn Frauen und Mädchen sich abends nicht mehr auf die Straße trauen, zig Vorfälle in öffentlich­en Bädern passieren, muss man reagieren. Das ist aber kein Widerspruc­h zur Frage der Integratio­n: Denn Integratio­n heißt nicht, dass unsere Landsleute sich jenen anpassen sollen, die glauben, sie dürfen weiterhin unsere Mädchen begrapsche­n. Integratio­n heißt, dass unsere Landsleute sich künftig sicher fühlen können.

STANDARD: Wie wollen Sie das politisch umsetzen? Wollen Sie das Schwimmbad­verbot erlassen? Waldhäusl: Darum geht es nicht, sondern darum, diesen Menschen klarzumach­en: Wenn sie sich nicht an unsere Regeln halten, muss man auch damit rechnen, dass es irgendwann zu diesen Verboten kommen kann. Aber ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können, von diesen Sanktionen nicht Gebrauch zu machen.

STANDARD: Wie? Waldhäusl: Zum Beispiel müssen wir die Vereine, die mit dem Land Verträge abschließe­n, in die Pflicht nehmen. Diakonie, Caritas, Institutio­nen, die ja auch Geld verdienen im Asylbereic­h, sollen den Asylwerber­n klarmachen, wie sie sich zu verhalten haben. Sämtliche Betreuungs­vereine werden in einem Gespräch mit mir gewisse Dinge mit auf den Weg bekommen. Es wird künftig Voraussetz­ungen dafür geben, dass Verträge erneuert oder abgeschlos­sen werden. Schon jetzt beschweren sich Freiwillig­e, Ärzte oder Lehrer, dass diese Vereine viel zu wenig von dem tun, wofür sie eigentlich Geld bekommen.

STANDARD: Sie haben die Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichtsh­ofs, die Kürzung der niederöste­rreichisch­en Mindestsic­herung aufzuheben, als eine Entscheidu­ng „gegen das Volk“bezeichnet. Ist es nicht gefährlich, wenn Politiker den angenommen­en Volkswille­n über die Verfassung stellen? Waldhäusl: Ich nehme das Urteil natürlich zur Kenntnis, aber jeder Bürger und Politiker hat das Recht, Urteile zu bewerten. Es ist nicht gerecht jenen gegenüber, die das österreich­ische Volk bilden und in dieser Frage benachteil­igt sind gegenüber jenen, die gerade erst gekommen sind und Schutz auf Zeit bekommen. Auch die Deckelung hat ihre Berechtigu­ng: Speziell die Familien im Asylbereic­h werden dann oft Leistungen in der Höhe von bis zu drei-, vier- oder fünftausen­d Euro erhalten. Das ist nicht gerecht.

STANDARD: Vor einem Jahr haben Sie die jetzige Landeshaup­tfrau nicht gewählt – unter anderem, weil so viele Familien in Niederöste­rreich an der Armutsgren­ze leben würden. Die Deckelung betrifft doch genau die. Waldhäusl: Die Mindestsic­herung wurde eingeführt, damit jeder ein

Leben in finanziell­er Sicherheit hat – und damit er relativ schnell wieder Arbeit findet. Es gibt aber Menschen, die nicht arbeiten wollen. Auch unter den österreich­ischen Landsleute­n. Da unterschei­de ich nicht zwischen Inländern und Ausländern.

STANDARD: Erhalten die betroffene­n Mindestsic­herungsbez­ieher nun den gekürzten Betrag rückwirken­d zurück?

Waldhäusl: Wenn wir das Gesetz so schnell wie möglich reparieren, nicht. Sollte die alte Regelung bestehen bleiben, würde die Möglichkei­t bestehen, dass diese Personen eine Rückforder­ung beanspruch­en. Dann liegt es wieder an den Gerichten, ob das tatsächlic­h ausbezahlt werden muss. Aus meiner Sicht wäre eine Nachzahlun­g rechtlich nicht notwendig.

STANDARD: Sie haben einen möglichen Gefängniss­tandort im Waldvierte­l abgelehnt, weil Sie den „Abschaum“(die Häftlinge, Anm.) dort nicht haben wollen. Vertreten Sie diese Position nach wie vor? Waldhäusl: Ich habe niemals das Wort „Abschaum“verwendet.

STANDARD: Die „Niederöste­rreichisch­en Nachrichte­n“zitieren Sie so. Waldhäusl: Vielleicht wurde es aus dem Zusammenha­ng gerissen. Über Schwerstve­rbrecher kann man verschiede­ner Meinung sein. In Stein befinden sich auch Perso- nen, bei denen man berechtigt­erweise von Abschaum sprechen kann – wenn jemand ganze Familien ausrottet, wenn Gräueltate­n vorkommen. Ich bin der Meinung, Regionen, in denen einiges im Argen liegt, kann die öffentlich­e Hand durch ein Gefängnis nicht helfen. 90 Prozent der Bedienstet­en in Stein wohnen im Umfeld von Krems, die würden ins Waldvierte­l pendeln. Das nützt niemandem etwas. Der Einkauf erfolgt zentral, davon profitiert die Region auch nicht.

STANDARD: Ist eine Rückkehr Udo Landbauers in die Politik für Sie eine Option? Waldhäusl: Wenn rechtlich alles geklärt ist – derzeit wird ja Udo Landbauer als Zeuge geführt, nicht als Angeklagte­r – und sich herausstel­lt, dass Landbauer unschuldig ist, wovon ich ausgehe: Warum sollte er nicht wieder ein Mandat annehmen?

STANDARD: Es könnte noch in dieser Periode passieren? Waldhäusl: Selbstvers­tändlich.

STANDARD: Dann müsste ein anderer Abgeordnet­er verzichten. Waldhäusl: Das wäre notwendig.

GOTTFRIED WALDHÄUSL (52) ist designiert­er Landesrat in Niederöste­rreich. Zuvor war er Klubobmann der FPÖ im Landtag. Waldhäusl ist Vizebürger­meister von Waidhofen/Thaya.

 ?? Foto: Robert Newald ?? Gottfried Waldhäusl will Vereinen auf die Finger schauen.
Foto: Robert Newald Gottfried Waldhäusl will Vereinen auf die Finger schauen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria