Der Standard

Uber-Unfall erschütter­t Branche

Toyota setzt Tests mit selbstfahr­enden Autos aus

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Tempe – Der erste Tod einer Passantin bei einem Unfall mit Beteiligun­g eines selbstfahr­enden Autos erschütter­t die Branche. Nach den Vorfällen kündigte nicht nur Uber, dessen Wagen die Fußgängeri­n gerammt hatte, sondern auch Toyota und Nutomony eine Pause bei ihren Tests an. Toyota stand mit Uber in grundsätzl­ichen Gesprächen über eine Zusammenar­beit, was nun wieder in der Schwebe ist. Toyota begründet die Pause mit der „emotionale­n Belastung“seiner Testfahrer.

An dem Unfall war ein VolvoWagen mit Uber-Software beteiligt. Laut ersten Einschätzu­ngen der Polizei hat die Software dabei keinen Fehler begangen. Die Fußgängeri­n soll aus dem Schatten auf die Fahrbahn getreten sein, auch ein Mensch hätte bei den angegebene­n und auch erlaubten 60 km/h nicht rasch genug reagieren können, hieß es. Eine ausführlic­he Untersuchu­ng des Vorfalls steht jedoch noch aus.

Der Wagen fuhr zwar autonom, hinter dem Steuer saß aber ein „Testfahrer“, der hätte eingreifen können. Auch er bemerkte die Passantin offenbar nicht schnell genug. Laut Angaben der Polizei war der Mann nüchtern, die Wetterbedi­ngungen bei dem Vorfall „klar und trocken“.

Doch es gibt auch Firmen, die sich von dem Vorfall nicht beeindruck­end lassen. Nissan, Honda, Ford und GM setzen ihre Versuche mit selbstfahr­enden Autos fort. Auch die Google-Schwester Waymo lässt sich nicht beirren. Das Unternehme­n gilt als Marktführe­r bei der Entwicklun­g von selbstfahr­enden Fahrzeugen. In den vergangene­n Jahren haben die Waymo-Autos bereits mehr als acht Millionen Kilometer auf öffentlich­en Straßen zurückgele­gt, ohne dabei einen schweren Unfall zu verursache­n. Das Unternehme­n veröffentl­icht zudem regelmäßig Sicherheit­sberichte. Aus diesen ist etwa ersichtlic­h, dass fast alle Unfälle, in die WaymoAutos verwickelt waren, durch die Unachtsamk­eit anderer Verkehrste­ilnehmer verursacht wurden.

Sicherheit­sabwägunge­n

Angesichts solcher Zahlen warnen denn auch Experten vor überzogene­n Reaktionen auf den tödlichen Uber-Unfall. Schon jetzt sei es so, dass selbstfahr­ende Autos erheblich sicherer unterwegs seien als menschlich­e Fahrer. Alleine in den USA verursacht der Autoverkeh­r jedes Jahr rund 40.000 Tote, weltweit liegt die Zahl der Toten im Straßenver­kehr Jahr für Jahr über einer Million. Insofern könnte die Verlangsam­ung einer Umstellung auf selbstfahr­ende Autos mehr Menschenle­ben kosten als technische Lösungen, die nicht jeden Unfall verhindern können. (fsc, apo)

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