Grid-Kids, Logo, Song und Slogan
Facelifting für die Formel 1 – Vor der Motorenrevolution kommen Kleinigkeiten
Melbourne – Grid-Kids statt GridGirls – nichts wurde zuletzt in der Formel 1 intensiver diskutiert als diese Maßnahme des neuen Eigners Liberty Media. Doch das Facelifting, das der US-Unterhaltungskonzern vor seiner zweiten Saison der sogenannten Königsklasse des Motorsports verpasst, ist umfangreicher. Ein neues Logo, im Wesentlichen drei rote Linien, soll sich besser für die Nutzung in digitalen Medien eignen. Hollywood-Komponist Brian Tyler hat eine Kennmelodie kreiert, auch ein Slogan („Engineered Insanity“, quasi „technischer Wahnsinn“) soll die Fanleidenschaft schüren, neue Startzeiten – zehn Minuten nach der vollen Stunde und bei den meisten Europarennen 15.10 Uhr – sollen die Einschaltzahlen erhöhen.
„Wir wussten, dass wir damit gemischte Gefühle auslösen würden. Aber wir haben bestimmt nichts nur um des Änderns willen geändert“, sagte Sportgeschäftsführer Ross Brawn dem Fachmagazin Auto Motor und Sport. Es gehe nicht darum, aus Prinzip alle Steine umzudrehen, die der langjährige Promoter Bernie Ecclestone gesetzt habe. Die Vision sei vielmehr, die Formel 1 für das digitale Zeitalter zu rüsten.
So ist wohl auch die Gründung eines Livestreaming-Kanals zu verstehen, der beim Saisonauftakt in Melbourne am Wochenende seine Premiere feiert. F1 TV ist in vier Sprachen verfügbar und gewährt den Abonnenten gegen 80 Euro pro Jahr unter anderem Zugriff auf sämtliche Cockpit-Kameras und Datenkanäle. Liberty will das An- gebot nicht als Konkurrenz für die zahlenden TV-Sender verstanden wissen. Je mehr Fans die Formel 1 habe, desto besser sei das für alle Beteiligten.
Die Maßnahmen, von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff „Aktionismus“genannt, sind ein Lercherlwind gegen das geplante Motorenreglement ab 2021. „Wir könnten faszinierenden Sport für weniger als die Hälfte des Geldes haben“, gab Brawn die Richtung vor. Mercedes und vor allem Ferrari wollen jedoch nichts von einer Nivellierung nach unten wissen. Fiat- und Ferrari-Chef Sergio Marchionne hatte schon Ende 2017 mit dem Ausstieg gedroht, sollte er den Eindruck bekommen, der Sport entwickle sich unter Liberty Media „in die falsche Richtung“. (sid, red)