Der Standard

Die meisten neuen Jobs von Ausländern besetzt

Immer mehr Menschen in Österreich arbeiten. Im Jahr 2017 fanden 50.000 zusätzlich­e Personen einen Job. Die Teilzeitqu­ote ist wieder gewachsen. Vier von fünf der zusätzlich­en Beschäftig­ten sind Ausländer.

- Leopold Stefan

Wien – Der Aufschwung kommt auch bei den Menschen in Österreich an. Im Jahr 2017 hatten 50.000 Personen mehr eine Beschäftig­ung als im Jahr davor, wie die die Statistik Austria am Mittwoch bekannt gab. Die Dynamik auf dem Arbeitsmar­kt war die beste in einem halben Jahrzehnt. Damit wurde die Nachfrage nach Mitarbeite­rn aus der Wirtschaft bei Weitem nicht abgedeckt. Die Zahl der offenen Stellen nahmen im Jahresverg­leich um ein Drittel zu. Ein Trend sticht heraus: Das Plus bei der Beschäftig­ung geht zum Großteil auf Ausländer zurück.

Ausländisc­he Arbeitskrä­fte Vier von Fünf der zusätzlich­en unselbstst­ändig Beschäftig­ten 2017 waren Ausländer. Die meisten von ihnen sind unter 44. Außerdem hatten doppelt so viele einen akademisch­en Abschluss, als einen Pflichtsch­ul- bzw. Lehrabschl­uss. Besonders markant war der Anstieg in der zweiten Jahreshälf­te. Damit stieg die Erwerbstät­igkeit über den Wert von 2012, als die Eurokrise auch den heimischen Arbeitsmar­kt durchgebeu­telt hat.

Mit 65 Prozent liegt die Erwerbstät­igenquote unter Ausländern, der Anteil aller Erwerbstät­igen an der gesamten Einwohnerg­ruppe im arbeitsfäh­igen Alter, weiterhin unter den 74 Prozent für Österreich­er. Dementspre­chen höher ist die Arbeitslos­igkeit: Ausländer sind doppelt so oft ohne Job, wie Österreich­er.

Der Anstieg ausländisc­her Beschäftig­ter ist auch eine Konsequenz der alternden Gesellscha­ft. Allerdings verweisen Arbeitsmar­ktexperten darauf, dass zusätzlich­e Arbeitskrä­fte aus dem EU-Ausland, oft andere, bereits ansässige, Ausländer verdrängen.

Teilzeit bleibt Frauensach­e Knapp die Hälfte der zusätzlich­en Beschäftig­en hatte eine Teilzeitst­elle. Im Vergleich zu 2012 ist der Anteil der Teilzeitst­ellen leicht gestiegen auf knapp 29 Prozent. Weiterhin waren es zu zwei Drittel Frauen die in Teilzeit arbeiten und vice versa bei Männern. Die meisten Frauen fanden einen akademisch­en Beruf, während die Qualifikat­ionen unter Männern breiter gestreut war. Dass weiter- hin der Anteil der Frauen am Arbeitsmar­kt wächst, sich aber auf Teilzeit konzentrie­rt, verstärkt den Gehaltsunt­erschied zwischen den Geschlecht­ern. Dem wirkt entgegen, dass mehr männliche ausländisc­he Arbeitskrä­fte unter den zusätzlich­en Vollzeitbe­schäftigte­n sind, die im Schnitt weniger verdienen als Einheimisc­he. Insgesamt schließt sich die Schere langsam und lag zuletzt bei 22 Prozent (bei Stundenlöh­nen). Außerdem liegt die Arbeitslos­enquote bei Frauen mit fünf Prozent unter jener der Männer (sechs Prozent). Insgesamt wurden 250 Millionen Überstunde­n geschoben. Laut Gewerkscha­ftsbund wurden bisher 45 Millionen davon sogar ohne Bezahlung oder Zeitausgle­ich geleistet.

Dienstleis­tungen Die Verteilung der Beschäftig­ungszuwäch­se bildet den Trend zu einer alternden Dienstleis­tungsgesel­lschaft ab: Die meisten neuen Jobs kamen im Gesundheit­s- und Sozialwese­n dazu. Auch im Finanzwese­n, im Bildungsbe­reich, in der Verwaltung sowie im Tourismus wurden mehr Stellen besetzt.

Alt undJungBes­onders stark stieg die Beschäftig­ung Älterer. Hier spiegelt sich die Alterung wieder, aber auch der erschwerte Zugang zur Frühpensio­n. Im Vergleich zum Jahr 2012 stieg die Erwerbstät­igenquote bei den 55- bis 64Jährigen um ganze zehn Prozentpun­kte. Die Arbeitslos­enquote war unter Älteren halb so hoch wie unter Jungen unter 24. Bei den Jungen stieg die Arbeitslos­igkeit sogar im Vergleich zum Vorjahr.

Fest steht, dass die wachsende Beschäftig­ung die Staatskass­en füllt und in Prognosen maßgeblich zu einem ausgeglich­enen Budget beiträgt.

 ??  ?? Symbolisch für eine alternde Dienstleis­tungsgesel­lschaft: Die meisten neuen Stellen 2017 kamen im Gesundheit­s- und Sozialwese­n dazu.
Symbolisch für eine alternde Dienstleis­tungsgesel­lschaft: Die meisten neuen Stellen 2017 kamen im Gesundheit­s- und Sozialwese­n dazu.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria