In der Luft machen die Gehälter keine großen Sprünge
AUA streicht wieder Flüge – Ryanair-Chef sucht mit Lauda laut einem Experten Statthalter in Österreich
Wien – Heute Donnerstag fallen bei der AUA 70 von 380 Flügen aus. Gewerkschaft und Betriebsrat trommeln die Belegschaft zusammen, um über die stockenden Gehaltsverhandlungen zu informieren. Die Rede ist von inakzeptablen Angeboten, von Gehältern, die eher Billigfliegern zuzurechnen, einer Premiumairline wie der AUA aber unwürdig seien.
Seit Monaten wird um Gehaltshöhe und Arbeitszeiten gefeilscht. Die AUA kontert, man zahle marktkonform, ja sogar mehr. Wie ist es um den Traumjob in der Luft also tatsächlich bestellt? Grundsätzlich gilt: gehaltsmäßig gar nicht gut. Mit einem jährlichen Bruttoeinstiegsgehalt von 21.000 Euro (dazu kommen manche Zulagen) für Flugbegleiter steht die AUA nicht alleine da. Ob nun von Billigairlines wie Eurowings, Wizzair oder Laudamotion die Rede ist, das Niveau unterscheide sich kaum, sagt der Karriereberater Conrad Pramböck. Selbst bei Laudamotion mit einem Grundeinstiegsgehalt von brutto knapp 960 Euro monatlich stünden am Gehaltszettel dank Zulagen und Diäten nicht sehr viel weniger als bei der AUA. Der Unterschied liegt in Details und spielt sich bei Zulagen und Freizeitregelungen ab.
Da liegt auch der Spielraum für die Airlines, deren Geschäftsmodelle sich in den vergangenen Jahrzehnten kräftig geändert haben. „Das enge Korsett der Tarifund Kollektivverträge passt da nicht mehr dazu“, sagt Christoph Brützel, Professor für Aviation Management an der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn. Deswegen werde an Schrauben wie Ruhe- und Einsatzzeiten gedreht. Den Gewerkschaften ist das naturgemäß ein Dorn im Auge.
Dazu kommt ein anstrengender Job: Bezahlung und Arbeitsbedingungen seien vergleichbar mit jenen in der Tourismusbranche, sagt Pramböck. Sehr viel üppiger werde es auch später nicht. Nach fünf Jahren könne man im Schnitt mit einem Jahresbrutto von 25.000, nach 15 Jahren mit 30.000 Euro rechnen. Altverträge von 50.000 bis 60.000 Euro, etwa bei der Lufthansa, sind lange passé. Flugbegleiter verdienen heute brutto, was es früher netto gab. Anders sieht es bei den ungleich besser ausgebildeten Piloten aus. Auch wenn deren Bedingungen über die Jahre eher schlechter geworden sind: Auf ein Jahresgehalt von 100.000 Euro kommt ein AUA-Pilot auch heute schnell einmal. Einen Mangel an Bewerbern für die Kabinencrews beklagen die Airlines dennoch nicht. „Der Wert liegt darin, an Vergünstigungen für Reisen, etwa bei Hotels und Flügen zu kommen“, glaubt Pramböck. Bei manchen Airlines lasse sich aber auch das reine Gehalt noch sehen: „Dass die Lufthansa über 30.000 Euro zahlt, drückt auch ihren Premiumstatus aus.“
Der Schluss, Billigairlines würden grundsätzlich schlecht bezahlen, wäre verfehlt. Christoph Brützel nennt etwa Easyjet als Gegenbeispiel. Tatsächlich liegt die britische Airline mit einem Jahreseinstiegsgehalt von 26.000 Euro für Flugbegleiter um einiges über jenem der Konkurrenz. Und die US-Airline Southwest, die weltweit erfolgreichste Billigairline, zahlt besser als alle klassischen amerikanischen Airlines – und ist auch bekannt für ihr Superservice und das freundlichste Personal.
Auf die Übernahme der Laudamotion durch Ryanair macht sich Brützel übrigens seinen eigenen Reim. Dass Michael O’Leary sich Marktzugang erkaufe, hält er für „Unfug.“Der Ryanair-Chef stehe derzeit angesichts dessen, dass sich das Personal für bessere Arbeitsbedingungen organisiere, mit dem Rücken zur Wand. Leute mit irischen Arbeitsverträgen an Standorten europaweit zu beschäftigen, werde zunehmend unmöglich. „In Frankreich und Norwegen wurde er ausgesperrt. Nicht vereinbar mit dem dortigen Arbeitsrecht. Deswegen sucht er sich mit Lauda, der mit seinem Personal auch sehr rigide verfährt, einen Statthalter in Österreich.“