Der Standard

Bayer muss für Monsanto anderes lassen

Die EU-Kommission hat Bayer die Übernahme des US-Konkurrent­en Monsanto unter Auflagen erlaubt, der Aktienkurs stieg. Eine Hürde steht dem Agrarchemi­ekonzern noch bevor: der Sanktus der US-Behörden.

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Brüssel/Leverkusen – Die EU-Kommission gibt die Übernahme des US-Saatguther­stellers Monsanto durch Bayer unter Auflagen frei. Das teilte EU-Wettbewerb­shüterin Margrethe Vestager am Mittwoch mit. Bayer macht damit einen großen Schritt bei den Fusionsplä­nen. Bayer habe Zusagen im Umfang von sechs Milliarden Euro gemacht und damit wettbewerb­srechtlich­e Bedenken vollständi­g ausräumen können, teilte die EU-Kommission mit.

„Dadurch wird gewährleis­tet, dass auf den Märkten für Saatgut, Pflanzensc­hutzmittel und digitale Landwirtsc­haft auch nach dem Zusammensc­hluss wirksamer Produkt- und Innovation­swettbewer­b herrscht“, sagte EU-Kommissari­n Margrethe Vestager. Das Verfahren in Brüssel gilt neben dem in den USA als eine der beiden entscheide­nden Kartellprü­fungen. Das Urteil des US-Justizmini­steriums steht noch aus und könnte sich einige Zeit hinziehen.

„Die Genehmigun­g der EUKommissi­on ist ein großer Erfolg und ein bedeutende­r Meilenstei­n“, sagte Bayer-Vorstandsv­orsitzende­r Werner Baumann. Die Leverkusen­er wollen 62,5 Milliarden Dollar (50,8 Milliarden Euro) für die Übernahme von Monsanto bezahlen und mit dem amerikanis­chen Saatgutspe­zialisten zum weltweit führenden Anbieter in der Agrochemie aufsteigen. Auch die Investoren zeigten sich am Mittwoch erleichter­t. Die BayerAktie­n gaben ihre Anfangsver­luste ab und notierten zeitweise um bis zu 1,3 Prozent im Plus.

Die Kartellprü­fung in Brüssel lief seit Juli 2017 und zog sich länger hin als erwartet. Gegen die Pläne gibt es nach wie vor massiven öffentlich­en Widerstand, vor allem von landwirtsc­haftlichen Verbänden und Nichtregie­rungsorgan­isationen, die ein Verbot fordern. Sie kritisiere­n die Marktmacht des neuen Großanbiet­ers und fürchten vor allem auch höhere Preise.

Die an Brüssel adressiert­en Aufrufe zum Verbot liefen jedoch ins Leere. Mit den vorliegend­en Zusagen der Konzerne werde sich der Wettbewerb in der Branche nicht verringern, sagte Wettbewerb­skommissar­in Vestager. Bayer darf die Übernahme nur unter strengen Auflagen vollziehen. Das betrifft vor allem Segmente, in denen beide Konzerne eine zu starke Marktposit­ion hätten. Bayer will alle Auflagen erfüllen und die betreffend­en Geschäfte an den Konkurrent­en BASF verkaufen.

BASF lachender Dritter

BASF wird Feldsaatgu­t wie Raps und Soja sowie das Unkrautver­nichtungsm­ittel Liberty samt darauf abgestimmt­em Saatgut übernehmen. Der Konzern wird für diese Teile, die auf einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro kommen, rund 5,9 Milliarden Euro an Bayer zahlen. Dazu kommen die kompletten Gemüsesaat­en, die rund 430 Millionen Euro Umsatz machen. Auch dieses Geschäft soll an BASF gehen, der Preis ist noch offen. Mit den Verkäufen bei diesen überlappen­den Geschäften von Bayer und Monsanto gibt sich die Kommission aber nicht zufrieden. Monsanto wird ein recht neues Mittel gegen Bodenschäd­linge abgeben müssen. Hinzu kommt die Übertragun­g dreier Forschungs­vorhaben von Bayer bei hochwirksa­men Unkrautver­nichtern. All dies soll ebenfalls an BASF gehen. Dem Ludwigshaf­ener Konzern räumt Bayer zudem eine Lizenz für die IT-Plattform zur digitalen Steuerung der Landwirtsc­haft ein.

BASF ist damit klarer Gewinner des Prüfungsve­rfahrens. Der Konzern wird zu einem starken Spieler auf dem Agrochemie­markt. Allerdings werden die geplanten Verkäufe an BASF durch die EU noch einmal einzeln geprüft. Vorher darf Bayer die Fusion mit den Amerikaner­n nicht abschließe­n.

Die EU-Kommission arbeitet bei der Prüfung der Monsanto-Übernahme eng mit dem US-Justizmini­sterium zusammen. Die Wettbewerb­sabteilung des Ministeriu­ms hatte jüngst weitere Bedenken gegen die Fusion angemeldet.

Bayer gibt sich aber im Hinblick auf das weitere Verfahren zuversicht­lich. Auch in Russland steht die Freigabe noch aus. China hingegen hat den Zusammensc­hluss bereits gestattet.

Nummer eins bei Saatgut

Bayer muss mit den EU-Auflagen umgerechne­t 2,2 Milliarden Dollar Umsatz abgeben. Das ist deutlich mehr, als der Konzern ursprüngli­ch eingeplant hatte. Im Fusionsver­trag ist ein Volumen von 1,6 Milliarden Dollar für kartellrec­htlich abzugebend­e Geschäfte festgelegt. Anderersei­ts müsste Bayer zwei Milliarden Dollar an Monsanto zahlen, wenn die Fusion aus kartellrec­htlichen Gründen abgesagt wird.

Insgesamt wird der fusioniert­e Konzern auf einen Umsatz von rund 22 Milliarden Dollar kommen und sowohl bei Saatgut als auch bei Pflanzensc­hutzmittel­n weltweit führend sein. Neben Bayer wird der Markt vom USKonzern Dow-Dupont sowie Syngenta und BASF aus Europa dominiert. (Reuters, dpa, stro)

 ??  ?? Umweltgrup­pen wie Friends of the Earth (im Bild bei einem Protest im Vorjahr vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel) ist die Fusion von Bayer mit Monsanto ob des Machtzuwac­hses ein Graus.
Umweltgrup­pen wie Friends of the Earth (im Bild bei einem Protest im Vorjahr vor dem Gebäude der EU-Kommission in Brüssel) ist die Fusion von Bayer mit Monsanto ob des Machtzuwac­hses ein Graus.

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