Der Standard

Sodastream sprudelt den Wassermark­t auf

Israelisch­es Unternehme­n will 2020 mit Nachfüllka­rtuschen in jedem fünften Haushalt präsent sein

- Günther Strobl

Wien – David gegen Goliath. So lautete lange Zeit das Match zwischen Sodastream, dem in Israel beheimatet­en Sprudelher­steller und etablierte­n Getränkeab­füllern. Sodastream ist, gemessen an Größen wie Nestlé (Acqua Panna, San Pellegrino) oder Coca-Cola (Fanta, Sprite) noch immer klein; das Unternehme­n bringt die internatio­nalen Abfüller dennoch zunehmend in Argumentat­ionsnot.

„Es ist mir ein Rätsel, warum sich Österreich­er und Deutsche, deren streng kontrollie­rtes Leitungswa­sser von bester Qualität ist, immer noch mit dem Schleppen teurer Wasser- und Limonadenk­isten abmühen. Zudem vergrößert dieser Konsumstil die Plastikber­ge und ist alles andere als nachhaltig“, sagte der für die Märkte Deutschlan­d und Österreich zuständige Sodastream-Geschäftsf­ührer Ferdinand Barckhahn dem STANDARD.

Österreich ist einer der Kernmärkte von Sodastream. Mit einer Marktdurch­dringung von zehn Prozent (2016: 7,5) liege man hierzuland­e hinter Schweden (gut 15 Prozent), aber vor Deutschlan­d. Dort hat Sodastream Eigenangab­en zufolge in sechs von 100 Haushalten einen Fixplatz. Ende 2019 / Anfang 2020 peile man für Österreich und Deutschlan­d 20 Prozent Marktdurch­dringung an.

PET-Komplettve­rbot als Ziel

Barckhahn, der früher Manager bei Pernod Ricard und zuvor bei Pepsi war, ist zuversicht­lich, dass das gelingt. Er setzt auf Werbung und Überzeugun­gsarbeit. Außerdem will er versuchen, bis 2025 ein Komplettve­rbot für Getränke aus Plastikfla­schen zu erreichen. Ein Gesetzesan­trag, erarbeitet von einer Wiener Rechtsanwa­ltskanzlei, liegt schon vor; eine erste Kontaktauf­nahme mit dem Bundesmini­sterium für Nachhaltig­keit und Tourismus habe es auch schon gegeben. Auch in Deutschlan­d und Großbritan­nien gibt es Vorstöße. Parallel suche Daniel Birnbaum, CEO des an der Technologi­ebörse Nasdaq in New York notierten Unternehme­ns, das Gespräch mit der EU-Kommission.

Die Geschichte des prickelnde­n Wassers reicht zurück bis 1903, als in London der erste Wasserspru­dler erfunden wurde. Von dort breiteten sich die Geräte rasch auf dem Kontinent aus – obwohl die Sprudler für den Privatgebr­auch noch lange Zeit Schwachste­llen hatten.

Der Sodastream-Vertreter für Israel war Anfang der 1990er-Jahre angeblich derart frustriert, dass er unter dem Namen Soda-Club ein eigenes Gerät entwickelt­e. 1998 übernahm er mit seiner neuen Firma seinen alten Arbeitgebe­r. Später vertrieb er die Sprudler wieder unter dem Namen Sodastream.

Produziert werden die 50 bis 120 Euro teuren Geräte in Israel. Auch Sirupe, die es in diversen Geschmacks­richtungen vom simplen Cola über Zitrone-Limette bis Bioholunde­rblüte gibt, werden dort produziert. Sogar selbstgesp­rudeltes Bier und Sekt sind inzwischen möglich. Die Kartuschen, mit denen bis zu 60 Liter Wasser aufgeperlt werden können, werden im deutschen Limburg produziert und nachgefüll­t.

Nach schwachen Jahren, sinkenden Verkäufen und einem Rückfall der Aktiennoti­erung 2015 auf den Stand der Erstplatzi­erung im Jahr 2010 brachte ein Strategiew­echsel die Trendwende. Galt Sodastream bis dahin als günstige Alternativ­e zu Cola und Pepsi, streicht das Unternehme­n nun den Gesundheit­s- und Nachhaltig­keitsaspek­t heraus.

In Österreich und Deutschlan­d wächst Sodastream seit 24 Quartalen in Folge zweistelli­g. Weltweit setzte das Unternehme­n im Vorjahr 543 Millionen Dollar (441,4 Millionen Euro) um, das war ein Plus von 14 Prozent.

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