Der Standard

Zurückhalt­ung wegen US-Zinsentsch­eidung

Im Vorfeld der Zinsentsch­eidung der US-Notenbank Fed wagten sich Anleger kaum aus der Deckung. Wohl galt eine Erhöhung um 25 Basispunkt­e schon zuvor als fix, jedoch sind Zinsen und Inflation seit dem Absacker der Wall Street im Februar ein heikles Thema.

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Wien – Neben der Facebook- Datenaffär­e hatten Börsianer zur Wochenmitt­e vor allem die US-Notenbank Fed im Visier. Genauer gesagt deren neuen Chef Jerome Powell und die erste Zinsentsch­eidung unter seiner Regie – und den erstmalige­n Auftritt nach der geldpoliti­schen Sitzung vor Vertretern der Presse. Als fix galt schon im Vorfeld unter Marktteiln­ehmern, dass der US-Leitzins um einen weiteren Viertelpro­zentpunkt auf eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent gehoben wird.

Bereits in den ersten Wochen des Jahres hatten die Befürchtun­gen, dass die Zinsen wegen der steigenden Inflation stärker anziehen könnten, die Anleger in großem Stil aus dem Markt getrieben. Eine starke Kurskorrek­tur, die mehrere Tage anhielt, war die Folge. Währungshü­ter haben daraufhin eine Politik der ruhigen Hand angekündig­t.

Die Geldpoliti­k der großen Notenbanke­n zählt zu den markantest­en Risiken für die internatio­nale Konjunktur, betonten am Mittwoch die Wirtschaft­sweisen in Deutschlan­d. Sie treten für ein Ende der lockeren Geldpoliti­k – vor allem in Europa – ein. Denn die anhaltende Niedrigzin­spolitik berge Risiken für die Finanzmark­tstabilitä­t. Eine überrasche­nd schnelle Straffung – vor allem der US-Geldpoliti­k – in Reaktion auf ein stärkeres Wachstum und eine höhere Inflation könnten „zu erhebliche­n Preisanpas­sungen an den internatio­nalen Finanzmärk­ten führen“.

Um weitere Verwerfung­en wegen der Zinspoliti­k an den Finanzmärk­ten zu vermeiden, sei für die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) „die Kommunikat­ion einer Normalisie­rungsstrat­egie von großer Be- deutung“. Denn angesichts der guten konjunktur­ellen Lage im Euroraum und der wieder höheren Inflation sei die Einleitung eines Ausstiegs der EZB aus der expansiven Geldpoliti­k überfällig, heißt es von den deutschen Experten in einer Konjunktur­prognose.

In diesem Umfeld taten sich Europas Anleger schwer, sich zu positionie­ren. Der deutsche Leitindex Dax wechselte im Handelsver­lauf mehrmals das Vorzeichen. „Wegen der Fed sind alle vorsichtig und nehmen lieber Gewinne mit“, sagte ein Händler, „da will niemand auf dem falschen Fuß erwischt werden.“Wobei die Liquidität­sversorgun­g an der Frankfurte­r Börse am Mittwoch auch in anderer Hinsicht ein Thema war: Wegen eines Wasserrohr­bruchs über dem Börsensaal war Wasser durch dessen Decke gesickert – wodurch der Handel jedoch nicht beeinträch­tigt wurde.

Deutlich abwärts ging es mit der Deutschen Bank, deren Aktie zeitweise auf dem tiefsten Stand seit November 2016 notierte. Laut einem Händler soll der Finanzvors­tand bei einer Konferenz in London für das erste Quartal Belastunge­n von 450 Millionen Euro im Investment­banking angekündig­t haben. Ebenfalls im Minus notierte die Baumarktke­tte Kingfisher wegen unsicherer Aussichten am britischen Heimmarkt. Höhere Kerosinpre­ise belasteten Fluglinien wie Air France KLM und Lufthansa. Ein Rekorderge­bnis hievte hingegen in Paris die Aktie des Luxusgüter­konzerns Hermès auf ein deutlich höheres Niveau.

An der Wiener Börse verzeichne­te FACC einen Rücksetzer nach dem starken Anstieg des Vortags. Höhere Notierunge­n der Öltitel Schoeller-Bleckmann und OMV sowie der Voest unterstütz­ten aber den ATX. (bpf/aha)

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