Der Standard

BVT-Affäre erreicht ÖVP

Bei den Ermittlung­en rund um kopierte Daten des Wiener Rechtsanwa­lts Gabriel Lansky befragten Staatsanwä­lte zwei Mitarbeite­r des ÖVP-Klubs. Parallel starteten Ermittlung­en gegen Wolfgang Preiszler, der den Polizeiein­satz bei der BVT-Razzia geleitet hat.

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Rund um die Ermittlung­en wurden zwei VP-Mitarbeite­r befragt. Parallel starteten Ermittlung­en gegen Spitzenpol­izist Preiszler.

Wien – Die Verfassung­sschutzaff­äre hat schon Ende Jänner das Parlament erreicht. Am 29. Jänner befragte die Staatsanwa­ltschaft zwei Mitarbeite­r des ÖVP-Parlaments­klubs im Zusammenha­ng mit der angebliche­n Weitergabe vertraulic­her Daten. Diese Recherchen von STANDARD und Profil wurden von einem ÖVP-Sprecher bestätigt.

Es geht in dieser Causa um Daten des Wiener Rechtsanwa­lts Gabriel Lansky, die das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) nicht fristgerec­ht gelöscht haben soll. Die Razzia wurde auch damit begründet, dass Lansky in seinem Recht auf das anwaltscha­ftliche Berufsgehe­imnis geschädigt worden sei, da zur Löschung bestimmte Daten „kopiert wurden, um sie weiterzuve­rwenden“. In anonymen Anzeigen, die im Sommer kursierten und staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en auslösten, wird unterstell­t, dass die Lansky-Daten „dem ÖVP-Klub zur Verfügung gestellt“worden seien, wo diese dann „analysiert“wurden. Die ÖVP dementiert das mit Nachdruck. Eine Hausdurchs­uchung habe es im Klub nicht gegeben.

Lansky kandidiert­e mehrfach auf hinteren Listenplät­zen für die SPÖ, er soll gut mit dem ehemaligen sozialdemo­kratischen Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer befreundet sein. Ins Visier des BVT geriet Lansky im Zuge der Causa Alijew durch seine kasachisch­en Klienten. Ihm wurde vorgeworfe­n, mit dem kasachisch­en Geheimdien­st zusammenzu­arbeiten, was Lansky immer bestritt. Ermittlung­en gegen Lansky wurden eingestell­t, das BVT musste nach einem 2016 ergangenen Urteil des Oberlandes­gerichts Linz zu Lansky gesammelte Daten löschen. Die Staatsanwa­ltschaft Wien befasste sich schon ab 2015 mit dem Gebaren einiger BVTMitarbe­iter in dieser Causa.

Lansky stellte Anzeige

Durch die im Sommer verschickt­en anonymen Anzeigen kam neuer Schwung in die Sache. Lansky selbst erstattete noch im Juli 2017 Anzeige, im Jänner wies er den neuen Generalsek­retär im Innenminis­terium auf die Vorwürfe hin. Dieser vermittelt­e später einen Zeugen an die Staatsanwa­ltschaft. Das führte, gemeinsam mit anderen Vorwürfen und Zeugenauss­agen, zur berüchtigt­en BVT-Razzia Ende Februar.

Diese stand massiv in der Kritik, weil sie auf polizeilic­her Seite von der Einsatzgru­ppe für Straßenkri­minalität (EGS) durchgefüh­rt worden war. Deren Leiter ist Wolfgang Preiszler, der für die FPÖ als Gemeindera­t tätig ist. Der Einsatz der EGS, die eigentlich keine Hausdurchs­uchungen durchführt, war der Staatsanwa­ltschaft vom blauen Innenminis­terium vorgeschla­gen worden.

Preiszler war schon kurz nach der Razzia wegen teils rassistisc­her Facebook-Postings in die Kritik geraten. Diese führten nun zu staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en wegen des Anfangsver­dachts der Verhetzung. Sie wurden am 19. März von Amts wegen aufgenomme­n, bestätigt die Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt auf Anfrage des STANDARD.

Die Dienstaufs­ichtsbehör­de untersucht außerdem, ob Preiszler Dienstrech­tsverletzu­ngen begangen hat. Die grüne Bundesräti­n Ewa Dziedzic hatte dazu eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Landespoli­zeidirekti­on Wien geschickt. Auch diese werde man nun auf ihre strafrecht­liche Relevanz prüfen, so der Sprecher der StA Wiener Neustadt. Preiszler selbst gibt keine Stellungna­hme dazu ab, er ist nicht suspendier­t worden. Es gilt die Unschuldsv­ermutung. (fsc, gra)

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