Der Standard

Wie Ludwig seine Machtübern­ahme in Wien vorbereite­t

Frauenberg­er nach KAV- Skandal wohl nicht mehr Stadträtin – Flächenbez­irke auf der Überholspu­r

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Es kam zwar für viele wenig überrasche­nd, doch dann in einer überrasche­nden Deutlichke­it. Michael Ludwig machte Ende Jänner das Rennen um den Titel „Chef der Wiener SPÖ“. Der Mann, den die Wiener Stadtregie­rung und Bundespart­eivorsitze­nder Christian Kern in den Ring geschupst hatten, Andreas Schieder, blieb auf der Strecke zurück: 57 Prozent zu 43 Prozent lautete der Sieg für die Flächenbez­irke.

Mit der Wahl kam auch die Ankündigun­g des neuen Landespart­eichefs und designiert­en Bürgermeis­ters, die „inhaltlich­e und personelle“Zukunft der Stadtregie­rung zu überdenken. Die Gegner versprache­n, sich hinter dem Neo-Vorsitzend­en zu sammeln. Flügelkämp­fe sollten begraben, „Brücken“gebaut werden. Die Hand Ludwigs war „ausgestrec­kt“.

Schnell sprach man über Ablösekand­idaten. Für Finanzstad­trätin Renate Brauner und Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er soll ein Verbleib in der Stadtregie­rung fast ausgeschlo­ssen sein. Die Personalia der Stadt werden Mitte Mai spruchreif. Bürgermeis­ter Michael Häupl übergibt an Ludwig am 24. Mai. Bei der Gemeindera­tssitzung soll auch das neue Team Ludwigs gewählt werden, das am 14. Mai von den Wiener Gremien abgesegnet wird.

Der Frieden währte nicht lange. Nach dem Skandal um den Ener- giering rund um das Spital Nord, folgte der nächste Schlag für Frauenberg­er: Genossen aus den eigenen Reihen erklärten, dem Gesetzesen­twurf zur Neuorganis­ation des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) als Anstalt öffentlich­en Rechts könne man nicht zustimmen. Später ruderte die SPÖ zurück: Man stehe „geschlosse­n hinter den Reformplän­en“, hieß es in einer Aussendung.

In Teilen der SPÖ Wien spricht man von einer Kampagne gegen die Gesundheit­sstadträti­n – aus der eigenen Partei. So vermuten manche, die „Ludwig-Seite“wolle Frauenberg­er zum Rücktritt bewegen, um sie nicht aus der Stadt werfen zu müssen. „Die Frage ist offenbar nicht mehr, ob sie geht, sondern, wie“, heißt es dort.

Denn die Felder sind groß, die Ludwig und Frauenberg­er trennen. Etwa verhandelt­e sie gerade erst die Anfang des Jahres in Kraft getretene Reform der Mindestsic­herung. Ludwig will hier aber einen schärferen Kurs, etwa durch einen Wien-Bonus, wie er ihn als Wohnbausta­dtrat für Gemeindewo­hnungen eingeführt hat.

Und: Ludwig muss seine Anhänger befrieden. Der Umbau der Parteizent­rale ging daher fix. Sybille Straubinge­r, die dem Team Schieder zugerechne­t wird, musste ihren Posten als Parteimana­gerin wenige Tage nach der Wahl Ludwigs an eine seiner engsten Vertrauten abtreten – an Döblings SPÖ-Chefin Barbara Novak.

Aber nicht nur personell, auch inhaltlich werden die roten Königsmach­er belohnt. Die „Leuchtturm­projekte“, auf die sich die Wiener SPÖ geeinigt hat, finden sich in Außenbezir­ken. Kultur und Veranstalt­ungsmöglic­hkeiten außerhalb der Innenstadt hatten sich die dortigen Bezirksche­fs gewünscht und bekommen. (ook)

Michael Ludwig wird im Mai Wiener Bürgermeis­ter. Was bedeutet das für die Stadträtin­nen?

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