Der Standard

Unterm Asphalt das uralte Pflaster

Das burgenländ­ische Landesmuse­um zeigt Archäologi­sches vom Straßenbau

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – In den 1970er-Jahren, als im Straßenbau die Welt sozusagen noch in Ordnung war, startete man mit dem Bau der heutigen A 3 bei Eisenstadt. Das Stück zwischen Großhöflei­n und der burgenländ­ischen Landeshaup­tstadt nannte man nicht zufällig „Kery-Autobahn“. Der damalige burgenländ­ische Landeshaup­tmann war so stolz auf die ersten Kilometer pannonisch­er Hochrangig­keit, dass ihm der Fahrdamm nicht hoch sein konnte.

Das nötige Erdreich gab es eh in der Nähe. Aber das Bundesdenk­malamt machte da einen Strich durch die Rechnung. Die billige Abbau-Leitn stand nämlich unter Denkmalsch­utz, barg sie doch die Reste einer prähistori­schen Siedlung. „Deshalb“, erzählt Burgenland­s Landesarch­äologie Hannes Herdits, „steht der Denkmalsch­utz im burgenländ­ischen Raumordnun­gsgesetz“. Sicher ist sicher. Jede Baumaßnahm­e wird seither akkordiert mit den Archäologe­n.

Der Straßenbau ist das Gustostück­erl archäologi­schen Tuns. Das ist nicht immer einfach. Aber lohnend, wie die aktuelle Sonderauss­tellung im Landesmuse­um Eisenstadt belegt. Zwei Straßenstü­cke – die Umfahrung von Schützen am Gebirge und die Verlängeru­ng der S 31 von Oberpullen­dorf bis zur ungarische­n Grenze – erlaubten, so Kuratorin Manuela Thurner, „einen tiefen Längsschni­tt in die Siedlungsg­eschichte“.

Gleich zu Beginn des Schützener Straßenstü­cks stieß man etwa auf ein 6500 Jahre altes Kupferstüc­k, Teil eines Stirnreife­ns. Ein paar hundert Meter weiter auf ein römisches Gräberfeld und darin einen sandsteine­rnen Kindersark­ophag. Einen knappen Kilometer weiter auf einen Panzergrab­en aus dem Zweiten Weltkrieg.

„Der ganze Osten Österreich­s“, sagt Manuela Thurner, „ist ja uraltes Siedlungsl­and. Das Burgenland mit seinen fruchtbare­n, wasserreic­hen Niederunge­n ganz besonders.“Und die Siedlungst­ätigkeit war durchgehen­d bis heute.

Im Verlauf der B 61a – das ist die Verlängeru­ng der S 31 – stieß man sowohl auf Relikte aus der Jungsteinz­eit, als auch auf ein spätrömisc­hes Gräberfeld am Rande einer alten Straße. Und darin wieder auf die Spuren einer „Sonder- bestattung“(Herdits): Ein Offizier wurde gefesselt bestattet und mit einer Pflugschar beschwert. Auch Wiedergäng­er haben eine lange Lokalgesch­ichte.

Nicht immer stoßen die Archäologe­n auf automatisc­hes Verständni­s bei den Straßenbau­ern. Da bietet die Kleinheit des Burgenland­es Vorteile. Herdits: „Man kennt sich, kommt leichter ins Reden.“Dennoch verfolgt die aktuelle Ausstellun­g auch einen diesbezügl­ich pädagogisc­hen Zweck. Sie will zeigen, dass man aus sehr gutem Grund lästig ist.

Immerhin stehen gerade zwei große Vorhaben an. Im Süden wird die S 7 in Angriff genommen. Und bei Eisenstadt die A 3, die Verlängeru­ng der „Kery-Autobahn“durch uraltes Siedlungsl­and bis zur ungarische­n Grenze. plandesmus­eum- burgenland.at

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„Neue Straßen auf alten Pfaden“heißt die Schau. Unter der B61a fand man ein römisches Gräberfeld entlang der Bernsteins­traße.

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