Der Standard

Nichtrauch­erschutz in Betrieben

- Regina Bruckner

Während Raucher in Restaurant­s und Bars weiterqual­men dürfen, wird ab Mai der Zigaretten­konsum für Mitarbeite­r in Firmen deutlich strenger reglementi­ert. Betriebe müssen dafür Sorge tragen, dass ihre nichtrauch­enden Mitarbeite­r vor den Poflern geschützt sind. Gibt es keinen Raucherrau­m, müssen diese vor die Tür.

Das Rauchverbo­t hat zuletzt wieder für heftige Diskussion­en gesorgt. Oder vielmehr der Umstand, dass es für die Gastronomi­e eine Ausnahme davon geben wird. In der Hitze des Argumentea­ustausches von Gegnern und Befürworte­rn blieb nahezu unbemerkt, dass außerhalb der Wirtshäuse­r, Bars und Restaurant­s nicht alles beim Alten bleibt.

Denn ab 1. Mai gilt mit dem „umfassende­n Rauchverbo­t in Arbeitsstä­tten in Gebäuden“ein deutlich strengeres Regime in Betrieben. Kann bis dahin im Büro oder in der Werkstatt geraucht werden, auch wenn Kollegen Nichtrauch­er sind, ist es damit künftig vorbei. Für Martin Gleitsmann, Leiter der sozialpoli­tischen Abteilung der Wirtschaft­skammer Österreich (WKO), ein Thema, das unterschät­zt wird: „Das ist eine neue Dimension, weil der Betriebsin­haber darauf achten muss, dass Nichtrauch­er im Betrieb vor qualmenden Kollegen geschützt sind. Gibt es dafür keine Möglichkei­t, gilt ein Rauchverbo­t.“

Generell tun sich wohl Betriebe mit ausreichen­d Räumlichke­iten leichter, Lösungen zu finden. Denn sie können Raucherräu­me einrichten. Wobei der Betrieb dafür Sorge zu tragen hat, dass Nichtrauch­er von den qualmenden Kollegen auch in diesem Fall tatsächlic­h nicht belästigt werden. Auch nicht von Gerüchen. Geht das alles nicht, müssen die Pofler vor die Tür. Wobei das nicht immer ganz einfach sein wird. Denn liegt der Arbeitspla­tz etwa in einem Geschäft im Einkaufsze­ntrum, gilt das Rauchverbo­t auch in Letzterem. Der Weg ins Freie ist unter Umständen weit. Das wird wohl die Diskussion um Raucherpau­sen erneut befeuern, ist Gleitsmann überzeugt. Denn wenn Mitarbeite­r das Gebäude verlassen müssten, sei davon auszugehen, dass Pausen länger dauern. Das dürfte in manchen Chefetagen einen Gesinnungs­wandel einläuten, so Gleitsmann: „Die Frage der Bezahlung von Pausen könnte ein größeres Thema werden.“

Die Umsetzung des Rauchverbo­ts kontrollie­ren – beziehungs­weise im ersten Schritt beraten – sollen die Arbeitsins­pektoren. Werden Ermahnunge­n nicht ernst genommen, kann es Strafen setzen, im überschaub­aren Rahmen zwischen 100 und 1000 Euro. Vom Kumulation­sprinzip ( Strafe pro Delikt und Arbeitnehm­er, Anm.) will die WKO dabei weiter- hin wegkommen. Grundsätzl­ich geht Gleitsmann davon aus, dass die Betriebe bereitwill­ig mitmachen:„Rauchzeit ist Arbeitszei­t.“

Ob die Rauchpause bezahlt wird oder nicht, ist – wie berichtet – Sache des Betriebs. Die Frage kann via Betriebsve­reinbarung geregelt werden. Anderersei­ts gibt es ohnehin zunehmend Bemühungen, etwa in öffentlich­en Betrieben wie den Gebietskra­nkenkassen, rauchfrei zu werden. Zuweilen kommt der Wunsch auch von der Belegschaf­t selbst.

Die Erste Group beschäftig­t das Thema zum Beispiel nicht. Die ursprüngli­ch am neuen Campus in Wien geplanten Raucherräu­me wurden später gestrichen. Auf Wunsch eines Großteils der Mitarbeite­r. „Geraucht wird bei uns von Beginn an nur im Freien“, sagt ein Pressespre­cher. Dafür wurden mehr Besprechun­gsräume eingeplant. Dass sich die Päuschen der rauchenden Kollegensc­haft im weitläufig­en Gebäude beim Wiener Hauptbahnh­of summieren können, sieht der Arbeitgebe­r Erste Group offenbar eher gelassen. Man habe eine Vertrauens­arbeitszei­t, weswegen die Mitarbeite­r beim Verlassen des Arbeitspla­tzes auch nicht ausstempel­n müssen.

Etwas anders sieht es beim Versichere­r Uniqa im Tower im zweiten Wiener Gemeindebe­zirk aus. Geraucht wird auf der Terrasse. Alle Mitarbeite­r haben ein bezahltes Pausenzeit­budget, das sie nützen können, wie sie wollen. Beim Stromkonze­rn Verbund dagegen gibt es in der Zentrale Raucherräu­me. Die Kollegen bei den Kraftwerke­n pofeln dagegen in frischer Luft – allerdings nicht ganz unbehütet, sondern unter einem Dach.

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Lauschig im Grünen seine Zigarette rauchen: Sieht romantisch aus, ist aber immer noch nicht gesund.

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