Der Standard

Nationalba­nk liefert mehr an den Staat, ihr Chef mahnt soziale Stabilität ein

Bund bekommt 246 Millionen – Nowotny für Investitio­nen in Integratio­n

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Wien – Zu Beginn der Pressekonf­erenz zum Geschäftse­rgebnis der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) nahm deren Gouverneur eine wirtschaft­liche (und ganz leise politische) Standortbe­stimmung vor. „Wir sind jetzt in den guten Zeiten“, verortete Ewald Nowotny Österreich, um hinzuzufüg­en, welche Maßnahmen nun angebracht wären. Es brauche Stabilisie­rung des Banksystem­s und der Unternehme­n via Eigenkapit­alstärkung und die Konsolidie­rung der öffentlich­en Haushalte. Dabei, so der Ökonom und einstige Nationalra­tsabgeordn­ete und Finanzspre­cher der SPÖ (1978 bis 1999), gehe es aber auch um „soziale Stabilität, der Aufschwung muss auch den Schwächere­n in der Gesellscha­ft zugutekomm­en, in Form von öffentlich­en Leistungen wie Schul- oder Gesundheit­ssystem“. Auf Nachfrage, ob er in dem Zusammenha­ng mit Budget und Politik der österreich­ischen Regierung zufrieden sei, sagte der OeNB-Chef, dessen Vertrag noch bis August 2019 läuft: „Es ist positiv, dass ein Nulldefizi­t geplant ist, aber das zu erreichen, ist nicht das einzige Budgetziel. Auch soziale Stabilität ist wichtig, für die Integratio­n sind vor allem gute Schulen wichtig. Es geht da nicht nur um den Saldo, sondern um die Struktur.“

Gut gelaufen ist es 2017 auch für die OeNB. Sie hat ihr Ergebnis um sieben Prozent auf 286 Millionen Euro gesteigert, die Republik als Eigentümer bekommt 90 Prozent vom Gewinn inklusive Körperscha­ftssteuer – fürs Vorjahr waren das zusammen 246 Mio. Euro (Gewinnante­il: 174 Mio. Euro). Der Präsident des Generalrat­s (das ist das Kontrollor­gan der OeNB), Claus Raidl, rechnete vor, dass der Staat in den vergangene­n zehn Jahren insgesamt 2,9 Milliarden Euro von der Notenbank überwiesen bekommen hat. Die Haupteinna­hmen der OeNB kommen aus dem Nettozinse­rgebnis, das 2017 auf 664 Mio. Euro stieg.

Die Risikorück­stellungen wurden um 275 Mio. Euro auf ungefähr vier Milliarden Euro erhöht – weil auch die Bilanzsumm­e der OeNB eine „enorme Ausweitung“um 17 Prozent erfahren habe, wie Raidl erläuterte. Das wiederum ist in erster Linie auf die Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) zurückzufü­hren, also auf die Anleihenan­käufe durch die Notenbanke­n.

Was dieses Programm betrifft, sprach sich OeNB-Gouverneur Nowotny gegen eine „abrupte“Beendigung aus. Die geldpoliti­schen Maßnahmen der EZB hätten ihr Ziel, nach der Krise einer Deflation entgegenzu­wirken, erreicht, man müsse nun tendenziel­l in Richtung Reduzierun­g der Ankaufspro­gramme von Staatsanle­ihen gehen. Die erste Reduktion von 60 auf 30 Mrd. Euro pro Monat gilt bis September 2018, „im Sommer werden wir zu entscheide­n haben, wie es weitergeht“, so EZB-Ratsmitgli­ed Nowotny. Dann dürfte es schon die Möglichkei­t geben, „das Programm deutlich in Richtung Beendigung zu reduzieren“. Die OeNB selbst hat Anleihen im Volumen von 53 Mrd. Euro gekauft, im gesamten Eurosystem sind es 2366 Mrd. Euro.

Rationalis­ierung der Aufsicht

Gefragt wurde der OeNB-Chef auch nach seiner Meinung zur Zukunft der Bankenaufs­icht, die die neue Regierung in einer Hand vereinigen will – und die jetzt zwischen Finanzmark­taufsicht FMA und OeNB (für die Vor-Ort-Prüfungen) aufgeteilt ist. Das sei zwar eine Entscheidu­ng der Politik, mit dem einheitlic­hen Bankenaufs­ichtsmecha­nismus in der EU (SSM) gebe es nun aber schon drei Institutio­nen, die mit der Aufsicht beschäftig­t seien. So gesehen sei eine Rationalis­ierung sicher sinnvoll und „wir sind bereit, Verantwort­ung zu übernehmen“, meinte der Gouverneur.

Kurz noch zu Geld und Gold: Die Rückholung der Hälfte des österreich­ischen Goldbestan­ds (rund 280 Tonnen) nach Österreich wird heuer beendet, der Rest bleibt in der Schweiz und Großbritan­nien. Und: die zwei letzten Schillings­cheine werden am 21. April ungültig: der 1000er mit Erwin Schrödinge­r und die 500-Schilling-Note mit Otto Wagner darauf. Dessen 100. Todestag gedenkt Österreich am 11. April. (gra)

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