Die Saat der Islamisten
Unvorstellbar ist nicht unmöglich. Vor einem Jahr ermordete wohl ein Westafrikaner die jüdische Rentnerin Sarah Halimi in Paris durch einen Wurf vom Balkon. Am vergangenen Freitag brachte ein ebenfalls noch nicht dreißigjähriger Maghrebiner vermutlich die Holocaust-Überlebende Mireille Knoll mit Messerstichen um.
Die jüdische Gemeinschaft ist verängstigt und aufgebracht, und in den sozialen und anderen Medien wird debattiert: Waren da Antisemiten am Werk? Brutale Gewalttäter? Psychisch gestörte Delinquenten? Möglicherweise alles zusammen. Die zwei Mordtaten erscheinen wie das Konzentrat einer Ideologie, die nicht nur in Afghanistan oder Syrien wütet, die nicht nur Terrorakte wie 9/11 oder letzten Freitag in Carcassonne auslöst: Sie nistet sich zunehmend auch in den französischen Banlieues, den fast ausschließlich von Zuwanderern bewohnten Vierteln, ein.
Diese Ideologie ist brutal, pathologisch, kriminell und antisemitisch – genau wie die Morde an zwei alten Menschen, mit denen die Generation der Holocaust-Überlebenden nach der Verfolgung durch die Nazis nun eine neue Form der Bedrohung erfährt. Diese islamistische Ideologie wirkt in Frankreich offenbar so stark, dass sie sich langsam verselbstständigt: Sie findet labile und randständige Helfershelfer, die von sich aus zur irren Tat schreiten.
Über 10.000 Gefährder zählen die Pariser Behörden bereits. Das ist nicht nur für die Juden Frankreichs gefährlich.