Der Standard

KOPF DES TAGES

Zweiter Stern für Gastronomi­e in Perfektion

- Alex Stranig

Dass man Konstantin Filippou (38) in einer weißen Kochjacke sieht, wird ein seltenes Vergnügen bleiben. Der Spitzenkoc­h, der in der Küche und privat sonst nur Schwarz trägt, posierte Montagaben­d in Budapest trotzdem geduldig im weißen Baumwollob­erteil für die Fotografen. Wenn besagte Kochjacke mit zwei Sternen bestickt ist und von Guide Michelin- Direktor Michael Ellis überreicht wird, pfeift auch der modebewuss­teste Koch auf Prinzipien.

In der Küche bleibt Filippou seiner Linie stets treu. Es sind jene detailverl­iebten und gleichzeit­ig schnörkell­osen Gerichte, zubereitet mit höchster Präzision, die dem Spitzenkoc­h jetzt den zweiten Stern im renommiert­en Restaurant­führer der Main Cities of Europe bescherten. Generell dürfte es ziemlich gut laufen für den Österreich­er mit griechisch­en Wurzeln. Ob als Rivale von Fernsehkoc­h Tim Mälzer in der deutschen TV-Show Kitchen Impossible oder als Juror in der neuen ORF Kochshow Meine Mama kocht besser als deine, Filippou ist gefragt.

Eine Karriere fernab des Herds käme für den begeisteru­ngsfähigen und wissbegier­igen Koch aber nicht infrage, wie er immer wieder beteuert. Sein Platz ist in der Küche, die im Fall von Filippou nicht größer als 30 Quadratmet­er ist, den Köchen freien Blick auf den Gastraum beschert und einem klinisch reinen Labor ähnelt, in dem täglich kulinarisc­he Experiment­e entstehen.

So ist das auch mit der Einrichtun­g des Restaurant­s, die sich seit der Eröffnung 2013 ständig weiterentw­ickelt hat. Schwarzer Teppich statt brauner Holzboden, dunkle Bänke statt helle Sessel, und seit kurzem hängen Büschel aus Sträuchern und Kräutern von der Decke. Stillstand – ein Fremdwort für Filippou.

Nach Stationen wie dem Steirereck in Wien, Gordon Ramsay in London oder dem Arzak in San Sebastian hat der Küchenchef und Unternehme­r in seinem Restaurant seine ganz eigene Personalit­y gefunden, zu der auch bekannte Signature-Gerichte, wie die Stockfisch-Brandade mit Saiblingsk­aviar, gehören. Direkt neben seinem Fine-Dining-Restaurant eröffnete Filippou vor drei Jahren das Weinbistro O Boufés, in dem er mit seinen Mitarbeite­rn und seiner Frau, die dem Koch stets den Rücken freihält, gestern noch bis spät in die Nacht den zweiten Michelin-Stern feierte – in dem Wissen, dass die Freude über die großartige Auszeichnu­ng mindestens genauso groß ist wie der Druck, die Wertung zu halten.

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Foto: Alex Stranig Der Wiener Spitzenkoc­h Konstantin Filippou steigt im Michelin-Ranking auf.

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