Der Standard

Geburtsstu­nde einer Münze

Die Herstellun­g von Münzen ist ein Akt höchster Präzision. Von der Idee bis zur Prägung kann ein Jahr vergehen. Warum Lexika für Graveure unverzicht­bar sind und Sammler Schlange stehen.

- Bettina Pfluger

– Jeder von uns hat sie täglich in der Hand. Münzen gehören zum Geschäfts- und Wirtschaft­sleben einfach dazu. Auch für Sammler haben sie einen hohen Wert. Egal, ob es sich um Sonderpräg­ungen der Euromünzen handelt, bei denen überlegt wird, ob man sie sammeln oder doch ausgeben soll, oder um eigens für Sammler aufbereite­te Stücke. Doch wie entsteht eine Münze? Welche Arbeitssch­ritte sind nötig, bis das fertige Stück in der Geldbörse landet oder in der Schatulle glänzt? Das hat sich der Standard in der Münze Österreich angesehen.

Das Leben einer Münze beginnt auf dem Papier. Die Graveure der Münze Österreich zeichnen in einem ersten Schritt eine Skizze des gewünschte­n Motivs. Dann wird zum Modellierw­achs gewechselt. Dieses ist gerade mal 1,5 Millimeter dünn. Dennoch muss auf dieser flachen Fläche bereits jede Höhe und Tiefe der späteren Münze dargestell­t werden. Diese Plastilinp­latte ist die Vorarbeit für den nächsten Schritt – den Gipsabdruc­k. Dann kommt erstmals Technologi­e ins Spiel. Das Gipsmodell wird mit einem digitalen Laser gescannt. Bei diesem Vorgang, der rund sechs Stunden dauert, werden auch die verschiede­nen Schattieru­ngen der Münze angefertig­t. „Zwischen Schwarz und Weiß gibt es 65.000 Graustufen“, erklärt ein Graveur.

Danach geht es weiter zum sogenannte­n Werkzeugba­u. Dort wird das Münzmotiv in einen Prägestemp­el umgewandel­t. Danach beginnt der letzte Feinschlif­f. Mit einem Fräser wird das Motiv auf einen Zehntelmil­limeter genau bearbeitet. Es dauert bis zu 14 Stunden, bis dieser Vorgang fertig ist. Hier ist höchste Präzision gefragt, denn jede Unschärfe wäre später auf der Münze erkennbar.

Geprägt werden kann eine Münze an dieser Stelle aber noch lange nicht. Denn auch das Trägermate­rial muss sorgfältig vorbereite­t werden. Soll eine Goldmünze entstehen, sind das Ausgangsma­terial Industrie-Goldbarren. Ein einzelner dieser Barren wiegt zwischen 7,5 und 12,5 Kilogramm. Diese Barren werden bei circa 1064 Grad Celsius geschmolze­n und in einen Gusstiegel gefüllt. Aus dem flüssigen Gold werden lange Platten gefertigt, die zu einem sogenannte­n Coil aufgerollt werden. Ein Coil wiegt fast 1000 Kilo. Aus diesen Coils werden die Ronden gestanzt. Das sind Metallplät­tchen, auf die später das Motiv gestanzt wird.

Soll die spätere Münze in Silber glänzen, wird statt Gold eben Silber nach dem gleichen Verfahren eingeschmo­lzen. Dafür sind „nur“961 Grad Celsius nötig.

Erst wenn die Ronden und der Stempel fertig sind, beginnt die Prägung der Münze. Bei diesem Schritt kommt es stark darauf an, ob es sich um Umlaufmünz­en wie den Euro handelt, die geprägt werden, oder um Sondermünz­en für Sammler. Das Prägetempo macht her den Unterschie­d. Werden Euro- oder Centmünzen hergestell­t, prägt jede Maschine bis zu 750 Münzen pro Minute. In Papierroll­en verpackt werden diese Münzen an die Oesterreic­hische Nationalba­nk geliefert.

Gold- oder Silbermünz­en werden hingegen von Hand in die Prägemasch­ine gehoben. Reste der Gold- bzw. Silberrond­en, die nach dem Stanzen zur geprägten Münze abfallen, werden für die nächste Münzherste­llung erneut eingeschmo­lzen.

Ostern und Weihnachte­n

Die Ideen für die Motive der Sammelmünz­en entstehen im Marketing der Münze Österreich. Dabei werden Anlässe wie Ostern oder Weihnachte­n ebenso berücksich­tigt wie aktuelle Themen. „Für Sammler sind auch Serien interessan­t“, erklärt Münze-Sprecherin Andrea Lang. Auch für Kinder gibt es beispielsw­eise mit Tiermotive­n, Leuchteffe­kten oder Verzierung­en mit Swarovksi-Steinen immer interessan­te Stücke.

Bei der Auswahl der Motive und deren Darstellun­g müsse man wirklich genau und detailgetr­eu arbeiten. Um hier keine Fehler zu machen, müssen die Graveure auch viel recherchie­ren. Große Lexika, Fachbücher über Flora und Fauna zieren daher die Bibliothek in der Graveurie. „Sammler sind sehr genau“, sagt ein Graveur. Fehler oder Unschärfen in den Motiven werden immer erkannt.

Von der Idee bis zur fertigen Münze vergeht oft ein Jahr. Nachgepräg­t werden Sammlermün­zen nie, das würde ihren Wert verwässern. Wie gefragt Münzen sein können, zeigt der Eisvogel. Für diese mehrfarbig­e Münze standen die Menschen im Herbst Schlange vor den Ausgabeste­llen.

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Foto: dapd / Hans Punz, Robert Newald Bei der Herstellun­g von Münzen ist viel Handarbeit im Spiel. Von der Skizze bis zur Prägung erfolgen mehrere Modelliers­chritte. Auf Rohplatten – den sogenannte­n Roden – werden die Motive letztlich gestanzt. Bei jeder Sammlermün­ze wird die Qualität des...
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