Bundesheer braucht Finanzierung für zwölf neue Hubschrauber
Demnächst ringt der Verteidigungsminister mit dem Finanzressort um mehr Budget – der Standard hat recherchiert, warum es speziell für die tarnfarbenen Helikopter am Himmel mehr Mittel bräuchte.
Wien – Schon in den nächsten Wochen will Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) mit Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) „intensive Gespräche“über ein Sonderbudget für das Bundesheer führen. Konkret soll die Hubschrauberflotte erneuert werden, für die es „schnell einmal 300 Millionen“mehr brauche, wie Kunasek zuletzt vorrechnete. Die sind im Doppelbudget 2018/9 nicht vorgesehen.
Im Detail benötigt das Militär Ersatz für 22 Alouette- und zehn Kiowa-Helikopter – hier will man künftig mit einer geringeren Stückzahl auskommen, nämlich mit einer Staffel von zwölf.
Die Ausschreibung kann allerdings erst dann erfolgen, wenn das Verteidigungsministerium die Leistungsbeschreibung fertiggestellt hat. Zudem braucht es die Zusage des Finanzministeriums, dass auch genug Geld für den Kauf vorhanden ist. (red)
Kaum hat Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) sein Budget erstellt – schon stehen einige Ressortchefs um Nachverhandlungen an. Der Erste in dieser Reihe: Mario Kunasek (FPÖ). „In den nächsten Wochen“will der Verteidigungsminister mit dem Wächter über die Staatsfinanzen in „intensive Gespräche“eintreten, um Sondermittel für das Bundesheer herauszuholen – vor allem für die betagte Hubschrauberflotte des Bundesheeres, die es zu erneuern gilt. Zuletzt ließ Kunasek via Vorarl
berger Nachrichten wissen, dass es da „schnell einmal 300 Millionen Euro“mehr brauche, dem
STANDARD versichert er: „Auch die neuen Hubschrauber werden im Hilfs- und Katastropheneinsatz ein verlässliches Arbeitstier zur Unterstützung der Blaulichtorganisationen und der Bevölkerung sein.“
Technische Aufrüstung
Konkret steht bei den Black Hawks, die mit den Evakuierungsflügen im Zuge des Lawinenunglücks von Galtür seit der Jahrtausendwende als unverzichtbar gelten, eine Modernisierung der Avionik an. Denn die Transporthubschrauber, die im Notfall bis zu zwei Dutzend Personen fassen, brauchen dringend neue Bildschirme samt Wetterradar sowie einen Einbau des aktuellen Behördenfunksystems.
Diesem „Midlife-Update“wird derzeit der erste der neun Black Hawks unterzogen – und zwar bei Ace Aeronautics in den USA. Bei den anderen acht Stück ist der Umbau in Langenlebarn geplant.
Der Kostenrahmen dafür beträgt 48 Millionen Euro – und er wird eingehalten, versichert man im Verteidigungsressort. Kostengründe dürften auch eine Rolle dabei gespielt haben, dass der Auftrag lieber an das wenig bekannte Unternehmen aus Alabama ging und nicht an den Hersteller Sikorsky oder dessen Schweizer Vertragspartner Ruag.
Kompletten Ersatz braucht es hingegen für die derzeit 22 kleineren Alouette 3, die im Gebirge oft für Bergeflüge, bei Waldbränden für Löschflüge eingesetzt werden – allein im Vorjahr haben es diese Helikopter auf 2540 Flugstunden gebracht. Dazu müssen die zehn OH 58 Kiowa ersetzt werden – sie sind Baujahr 1976 und damit genauso so alt wie der Verteidigungsminister selbst.
Zwölf statt 32 Helikopter
Die Beschaffungspläne sehen künftig eine kleinere Staffel mit nur zwölf Helikoptern vor – dafür sollen diese dann als Verbindungs-, Aufklärungs- und Transporthubschrauber eingesetzt werden. Dazu sollen die neuen Hubschrauber freilich auch für Sanitätseinsätze verwendet werden, für die es leichteres Fluggerät braucht, denn: Der Black Hawk kann bei Rettungsflügen wegen seines bis zu zehn Tonnen schweren Gewichts allenfalls auf der Landeplattform des Wiener AKH landen, nicht jedoch auf den Dächern kleinerer Spitäler.
Laut dem militärischen Pflichtenheft, das bereits an mehrere Hersteller verschickt worden ist, wird also ein zweimotoriger Hubschrauber gesucht, der etwa acht Personen transportieren kann. Weiters soll er mit Kufen, nicht mit Rädern ausgerüstet sein, was Landungen im Gebirge erleichtert, außerdem soll er volle Instrumentenflugtauglichkeit haben und für den Worst Case bewaffnet werden können.
Infrage kommen ergo etwa der vom italienischen Leonardo-Konzern hergestellte Agusta-Westland AW109 Trekker oder der amerikanische Bell 429 Global Ranger aus dem Textron-Konzern. Auch der Airbus (in dem Eurocopter aufgegangen ist) hätte mit dem H-135, mit dem auch der ÖAMTC unterwegs ist, und dem größeren, von den deutschen Krisenreaktionskräften beschafften H-145 zwei exzellente Angebote.
Nach den Erfahrungen, die der Konzern mit dem Kunden Österreich gemacht hat – vor 13 Monaten hat Ex-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) wegen des Eurofighterdeals Betrugsanzeige gegen Airbus erstattet –, gilt jedoch als unsicher, ob Airbus sich überhaupt an der Ausschreibung beteiligt. Voraussetzung für die Ausschreibung ist eine komplette Leistungsbeschreibung durch das Bundesheer – und freilich eine Finanzierungszusage durch das Finanzressort.