Der Standard

Von Chinas Bossen lernen

- Karin Tzschentke

Fosun war hierzuland­e bis vor kurzem wohl nur wenigen ein Begriff. Bis bekannt wurde, dass der chinesisch­e Konzern die Mehrheit am angeschlag­enen Vorarlberg­er Strumpfunt­ernehmen Wolford übernehmen will. Österreich befindet sich zwar nur peripher auf dem Radar chinesisch­er Investoren. Wolford zeigt aber, dass sie die Wirtschaft­swelt anderer Länder genauesten­s scannen.

Fußballfan­s mag bei deutschen Bundesliga­spielen die Bandenwerb­ung von Hisense in weißen Lettern auf türkisem Hintergrun­d aufgefalle­n sein. Wer ist sich dessen bewusst, dass es sich dabei um Chinas TV-Kaiser und einen der weltweit größten Hersteller von Fernseh- und Haushaltsg­eräten handelt (ca. 16 Milliarden Euro Umsatz)? Wer steckt hinter Geely (Volvo-Käufer) oder HNA (größter Deutsche-BankAktion­är und Mehrheitse­igentümer der Wiener CQuadrat)? Wie ticken die Manager und Unterneh- merinnen, die mit Internetko­nzernen wie Tencent oder Alibaba reich geworden sind oder weltweit Hotels, Kinoketten oder Fußballver­eine einsammeln?

Der deutsche Journalist Wolfgang Hirn erzählt und analysiert in seinem Buch nicht nur den Aufstieg (und mitunter auch Fall) von Selfmademe­n wie Haier-Gründer Zhang Ruimin, dem Rotgardist­en, der nie eine Universitä­t besuchte, früh auf Internatio­nalisierun­g setzte und sein Unternehme­n immer wieder neu erfand. Der ChinaExper­te zeigt ebenso auf, wie die kommunisti­sche Staatsführ­ung stets die Hände im Spiel hat. Was das flott geschriebe­ne Werk spannend macht, sind Hirns Ausblicke auf im Masterplan made in China 2025 verankerte Zukunftsin­dustrien wie Biomedizin, Energie-Autos oder Roboter. Wolfgang Hirn, „Chinas Bosse. Unsere unbekannte­n Konkurrent­en“. € 26,80 / 284 Seiten. Campus-Verlag

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