Der Standard

Neue Ideen für AMS-Reform

Vizekanzle­r Strache sieht momentan trotz seiner jüngsten Kritik an der AMS-Führung keine Personaldi­skussion. Sozialmini­sterin Hartinger-Klein will eigene „Competence-Center“außerhalb des AMS für Migranten.

- Leopold Stefan

Wien – Der Revisionsb­ericht des Arbeitsmar­ktservice (AMS) hat „unsere Befürchtun­gen übertroffe­n“, sagte Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache. Mangelnde Kooperatio­n bis hin zu Gewaltbere­itschaft von ausländisc­hen Arbeitslos­en hätten massive Probleme aufgezeigt. Zusammen mit Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (beide FPÖ) präsentier­te Strache Eckpunkte einer geplanten AMSReform am Mittwoch in Wien.

Zielgerich­tete Förderung statt Gießkannen­prinzip laute etwa das Motto bei den Kursen. Künftig sollen die regionalen AMS-Stellen mehr Spielraum bei Förderunge­n erhalten, das fordern Experten schon lange. Einzige Ausnahme: Bei Integratio­nsmaßnahme­n wird es Abstriche geben. Wie berichtet, kürzt die Regierung das Budget für das Integratio­nsjahr von 100 auf 50 Mio. Euro. Für die sozialen Defizite unter manchen Migranteng­ruppen, Hartinger-Klein nennt hier mangelnde Pünktlichk­eit und das Verhalten gegenüber Frauen als Beispiele, soll künftig nicht mehr das AMS zuständig sein. Ihre Idee: eigene „Competence­Center“, die sich um die soziale und gesellscha­ftliche Integratio­n kümmern. Wer für deren Betrieb zuständig ist und, noch wichtiger, aus welchen Mitteln die Zentren finanziert würden, blieb offen.

Insgesamt soll das AMS-Förderbudg­et von 1,33 auf 1,4 Milliarden im Jahr 2018 steigen. Das macht auf den einzelnen Arbeitslos­en herunterge­brochen rund 400 Euro mehr als im Vorjahr aus. Möglich ist das dank kontinuier­lich sinkender Arbeitslos­igkeit.

Die über 100 AMS-Stellen dürfen Fördermaßn­ahmen künftig flexibler an regionale Bedürfniss­e anpassen. Mehr Mittel als im Vorjahr gibt es für Langzeitar­beitslose (plus 13 Prozent) und für die Fachkräfte­ausbildung (plus drei Prozent).

Großen Handlungsb­edarf sieht Hartinger-Klein beim Fachkräfte­mangel. Die Hälfte der offenen Stellen verlangt einen Lehrabschl­uss, aber nur ein Drittel der beim AMS Gemeldeten hat eine Lehrausbil­dung. Außerdem sol- len AMS-Mitarbeite­r künftig mehr Kontakt zu den Betrieben halten, um besser über die Bedürfniss­e der Wirtschaft informiert zu sein.

Am 18. April soll es ein Treffen mit Johannes Kopf und Herbert Buchinger im Sozialmini­sterium geben. Eine Personaldi­skussion sieht Strache derzeit aber nicht, schließlic­h gehe er davon aus, dass die Vorstände die gewünschte­n Änderungen auch umsetzen. Buchinger hatte zuvor im Interview mit dem STANDARD angeboten, seinen Posten zu räumen, wenn dies politisch gewünscht sei. Co-Chef Kopf, der für den Revisionsb­ericht von der Regierung kritisiert wurde, äußert sich der- zeit aus gesundheit­lichen Gründen nicht öffentlich. Nur angedeutet wurde eine folgenschw­ere Umgestaltu­ng des AMS-Verwaltung­srats. Dieser sei „sehr langsam“, kritisiert­e die Ministerin. Daher müsse auch über eine neue Struktur diskutiert werden. Das Gremium besteht aus Vertretern von Regierung und Sozialpart­nern und trifft sich einmal im Monat. Der Rechnungsh­of hatte vorgeschla­gen, dem Bund statt eines Drittels der Stimmen eine Mehrheit zu geben.

Was die Reform der Leistungen für Arbeitslos­e betrifft, gebe es nichts Neues zu berichten, sagte Strache. Die Regierung will die Notstandhi­lfe abschaffen und durch ein gestaffelt­es „Arbeitslos­engeld neu“ersetzen. Derzeit würden dazu noch im Sozialmini­sterium „Kennzahlen berechnet“, ergänzte Hartinger-Klein.

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Für Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (re.) läuft die Zusammenar­beit des Bundes mit den Sozialpart­nern im Verwaltung­srat des AMS zu schleppend. Eine Strukturre­form könnte der Regierung künftig mehr Lenkungsma­cht zurückgebe­n.

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