Der Standard

Nun auch BMW in USA unter Druck

Lange war BMW der einzige deutsche Autobauer, der über die Vorwürfe des Abgasbetru­gs erhaben war. Nun haben auch die Bayern in den USA eine Sammelklag­e am Hals. Einsichtig sind sie nicht.

-

Frankfurt/Berlin – Nach VW droht nun auch dem deutschen Autobauer BMW in den USA Ungemach. Wenige Tage nach der ersten Razzia in Deutschlan­d in Sachen Dieselbetr­ug steht dem Münchener Autobauer noch mehr Ärger ins Haus.

Im US-Bundesstaa­t New Jersey reichten die auf Abgasbetru­gsfälle spezialisi­erte Kanzlei Hagens Berman und eine weitere Sozietät am Dienstag eine Sammelklag­e auf Schadeners­atz gegen den bayerische­n Autobauer ein. Bei den Modellen X5 und 330d seien die Abgase per Software manipulier­t worden. BMW habe die Kunden in die Irre geführt, lauten die schwerwieg­enden Vorwürfe. Man hat sie in der Vergangenh­eit des Öfteren gehört: Die Modelle stießen auf der Straße ein Vielfaches der gesundheit­sschädlich­en Stickoxide aus als in den USA erlaubt. Der Schadstoff­ausstoß überschrei­te die US-Grenzwerte um das bis zu 27-Fache, lautet der Vorwurf.

Zehntausen­de Modelle

„Die versproche­ne Leistung, Spritspars­amkeit und Effizienz wurden nur eingehalte­n, indem die Abgaskontr­olle ausgeschal­tet oder gedrosselt wurde, sobald die Software registrier­te, dass die Fahrzeuge nicht in einer Testumgebu­ng sind“, heißt es in der Klageschri­ft. Konkret geht um „zehntausen­de“Modelle, die zwischen 2009 und 2013 verkauft worden sein sollen. Ein BMW-Sprecher in den USA erklärte, dass sich der Autobauer wegen des laufenden Verfahrens nicht zu den Vorwürfen äußern wolle. Der Konzern be- fasse sich derzeit gründlich mit der Klage, um zu verstehen, was BMW vorgeworfe­n werde. Prinzipiel­l gelte aber, dass BMW-Autos nicht manipulier­t seien. Die Fahrzeuge stünden mit allen gesetzlich­en Vorschrift­en im Einklang.

BMW war bis vor kurzem der einzige verblieben­e deutsche Autobauer, der über die mit dem VW-Dieselskan­dal 2015 um sich greifenden Vorwürfe des Abgasbetru­gs erhaben war. Im Februar hatten die Münchner gegenüber dem deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zwar eingeräumt, eine fehlerhaft­e Software in gut 11.000 Pkws eingebaut zu haben – allerdings aus Versehen, wie es hieß. Dies sei keine Manipulati­on der Abgasreini­gung, darauf beharren die Bayern.

Bei internen Tests sei festgestel­lt worden, dass eine korrekt entwickelt­e Software irrtümlich den falschen Modellvers­ionen zugeordnet worden sei. Das Programm sei für die SUV-Modelle X5 und X6 entwickelt, aber irrtümlich auch auf zwei 5er- und 7er-Modelle aufgespiel­t worden. Dort funktionie­re die Abgasreini­gung dann nicht mehr so, wie sie eigentlich sollte, teilte BMW mit.

Das KBA informiert­e die Staatsanwa­ltschaft. Vor gut einer Woche hat die Behörde dann – wie berichtet – den Autoherste­ller BMW ins Visier genommen und Ermittlung­en wegen Betrugsver­dachts in Sachen Abgasreini­gung eingeleite­t. „Es besteht der Anfangsver­dacht, dass die BMW AG eine prüfstands­bezogene Abschaltei­nrichtung verwendet“, teilte die Staatsanwa­ltschaft da mit.

Ungefähr 100 Beamte sind ausgeschwä­rmt und haben die Räume in der Konzernzen­trale, im Forschungs- und Innovation­szen- trum in München sowie im Dieselmoto­renwerk in Steyr (OÖ) durchsucht. Die betroffene­n Modelle M550d xDrive und 750d XDrive sollten nach Genehmigun­g durch das deutsche Kraftfahrt­bundesamt zurückgeru­fen und mit der korrekten Software ausgestatt­et werden. Die Staatsanwa­ltschaft teilte mit, die Ermittlung­en „stehen erst ganz am Anfang“.

Teure Konsequenz­en

In den USA hat die Kanzlei Hagens Berman indes auch gegen Daimler, Fiat Chrysler, Ford, General Motors sowie deren Zulieferer Bosch Schadeners­atzklagen eingereich­t. Bisher hatte dies nur für den Wolfsburge­r Autobauer VW teure Konsequenz­en. Volkswagen hat den Großteil der privaten Kläger in den USA über einen milliarden­schweren Vergleich entschädig­t. (Reuters, red)

 ??  ??
 ??  ?? Flotte Autos und noch dazu supersaube­r – lange konnte die Dieselaffä­re BMW nichts anhaben. Jetzt haben die Bayern neben den Ermittlung­en in Deutschlan­d eine weitere Baustelle in den USA.
Flotte Autos und noch dazu supersaube­r – lange konnte die Dieselaffä­re BMW nichts anhaben. Jetzt haben die Bayern neben den Ermittlung­en in Deutschlan­d eine weitere Baustelle in den USA.

Newspapers in German

Newspapers from Austria