Der Standard

Kärnten muss bei Glyphosat warten

Gesetzesen­twurf für Verbot laut EU zu wenig begründet

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Brüssel/Wien – Erst im Dezember hat die Kärntner Landesregi­erung ein Verbot des umstritten­en Pflanzensc­hutzmittel­s Glyphosat auf den Weg gebracht; drei Jahre lang sollte das als krebserreg­end geltende Mittel nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Jetzt heißt es zurück an den Start. Die EU-Kommission will das Kärntner Glyphosat-Verbot in der aktuellen Form nicht akzeptiere­n.

Brüssel habe in einem Schreiben von Mitte März „ernsthafte Bedenken“dagegen geäußert, sagte der Grüne EU-Abgeordnet­e Thomas Waitz dem STANDARD. Das Verbot des Unkrautver­nichters sei „zu wenig begründet“und es sei nicht zulässig, sich nur auf das Vorsorgepr­inzip zu berufen.

Die EU-Kommission vermisst in der Änderung des Kärntner Landes-Pflanzensc­hutzmittel­gesetzes u. a. Angaben, warum die Zulassung von Glyphosat aufgrund „spezifisch­er ökologisch­er oder landwirtsc­haftlicher Bedingunge­n“verweigert wird. Auch das Argument, das Glyphosat-Verbot sei zum Schutz der aquatische­n Umwelt und der Trinkwasse­rversorgun­g notwendig, wird laut EU nicht ausreichen­d begründet.

„Wir ersuchen die Kommission, einen gangbaren Weg aufzuzeige­n, wie nationale Verbote von Glyphosat möglich wären – ver- gleichbar mit den bereits möglichen nationalen Gentechnik­verboten“, sagte Waitz. Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sei aufgeforde­rt, selbststän­dig tätig zu werden. Die Ressortche­fin solle alle Maßnahmen ergreifen, die rechtlich möglich sind.

Greenpeace werde die Kommission befragen, wie ein Glyphosatv­erbot in Österreich umgesetzt werden kann, kündigte die Umweltschu­tzorganisa­tion an. Die EU-Kommission müsse den Weg für ein glyphosatf­reies Österreich ebnen. Schließlic­h habe sie den Mitgliedst­aaten versproche­n, dass die Staaten das Pflanzengi­ft im eigenen Land verbieten könnten.

Frankreich arbeitet an Verbot

Österreich hatte Ende November in der Frage einer EU-weiten Neuzulassu­ng des Pflanzengi­fts in Brüssel mit „Nein“gestimmt. Das Land Kärnten untersagte daraufhin Ende Jänner mit einer Verordnung die Verwendung von Glyphosat und ähnlichen Pestiziden auf „sensiblen öffentlich­en Flächen“. Dazu gehören u. a. Krankenhäu­ser und Pflegeeinr­ichtungen, Schulen und Kindergärt­en.

Derzeit arbeitet Frankreich intensiv an einem Verbot von Glyphosat. Ein solches muss wie im Fall Kärnten in Brüssel nostrifizi­ert werden. (stro, APA)

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