Kopf des Tages
Aprilscherze als Brauchtum des derben Humors
Der Aprilscherz ist jahrhundertealter deutscher Brauch – und Unsitte zugleich. Auch Goethe stellte sich dem derben Humor.
Der Aprilscherz ist eine Herausforderung in jedem Sinne: eine Herausforderung der Glaubwürdigkeit dessen, der ihn macht; eine Herausforderung des Vertrauens dessen, dem er gespielt wird; eine Herausforderung ist es schließlich, sich nicht allzu sehr zu ärgern, wenn man hereingefallen ist und das Gegenüber lachend „April! April!“ruft. Sondern mitzulachen.
Dieses Lachen soll befreiend wirken. Es auszulösen hat lange Tradition: Schon bei den Saturnalien der römischen Antike (die allerdings nicht im April, sondern im Dezember stattgefunden haben), wurden scherzhaft Rollen getauscht und die Herren ausnahmsweise von den Sklaven lächerlich gemacht. Man kehrt ja danach zur strengen Ordnung zurück. Vielleicht sogar noch strenger als zuvor, man hat ja kurz Dampf abgelassen.
Dass das in unserer Kultur gerade am 1. Apil passiert, hat womöglich mit der Überlieferung zu tun, dass der 1. April der Geburtstag (nach anderer Lesart der Todestag) des Judas Ishkarioth, der Jesus an die Römer ausgeliefert hat, sein soll. Der Tag wäre demnach ein Unglückstag. Und weiterem Unglück beugt man vor, indem man sich mit Humor wappnet. Dieser Humor besteht oft darin, andere „in den April zu schicken“– und zwar nicht nur, indem man sie eine falsche Aussage glauben lässt, sondern indem man ihnen einen unmöglichen Auftrag erteilt.
Brauerlehrlingen wurde etwa angeschafft, sie sollten „einen Hund schießen“, was der Eingeweihte als Auftrag versteht, ein Bier aus dem Lagertank zu zwickeln – der Neuling aber nicht enträtseln kann. Übel war auch dran, wer in die Apotheke geschickt wurde, um etwas Mückenfett einzukaufen, wer auf seinem Einkaufszettel Gänsemilch fand oder beim Fleischhauer um gehackte Flohbeine anfragen musste.
Die Sitte dürfte auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, im Deutschen ist das Aprilschicken aber erst seit dem Kriegsjahr 1618 belegt. Goethe reimte später: „Den ersten April musst überstehn, dann kann dir manches Gute gescheh’n.“
Das gilt aber noch mehr für Frankreich: Dort galt der 1. April bis 1564 als Jahresbeginn – wer den Jahreswechsel irrtümlich weiter im April feierte, machte also einen Fehler. Weil man zum Jahresbeginn aber Fisch isst, gibt es in Frankreich den Brauch, am 1. April einer heimlich verehrten Frau eine Grußkarte mit dem Bild eines Fisches zu schicken. Und weniger verehrten Menschen einen Papierfisch an den Rücken zu heften. Hinterrücks werden sie dann ausgelacht.