Der Standard

Post flirtet mit Volksbank

Auf die Scheidung zwischen österreich­ischer Post und Bawag könnte eine Hochzeit folgen. Die Post könnte sich am Volksbanke­nsektor beteiligen: mit mehr als 30 Prozent.

- Renate Graber Renate Graber

Nach dem Aus zwischen Bawag PSK und Post AG könnte nun eine Partnersch­aft mit der Volksbank Wien AG kommen.

Wien – Die Bawag PSK hat sich von der Österreich­ischen Post AG getrennt und zieht aus den Postfilial­en aus. Von den rund 320 beamteten Postlern, die als Finanzbera­ter an den Bawag-Schaltern der Postämter gearbeitet haben, hat die Bank schon rund 140 zurückgesc­hickt. Für die pensionsfä­higen unter ihnen wird an einem Sozialplan gebastelt, die jüngeren sollen umgeschult und in den Postbetrie­b eingeglied­ert werden.

Parallel dazu sucht die teilstaatl­iche, börsennoti­erte Post (knapp 53 Prozent hält die Öbib) nun dringend nach einem neuen Bankpartne­r – und könnte diesmal in einer echten Ehe landen, und zwar mit den österreich­ischen Volksbanke­n, konkret der Volksbank (VB) Wien AG. Angepeilt wird, gut informiert­en Kreisen zufolge, eine Beteiligun­g der Post, von rund 35 Prozent ist die Rede.

Offiziell allerdings nicht, da sagen die Post-Verantwort­lichen unter Generaldir­ektor Georg Pölzl seit Monaten, dass man „mit internatio­nalen und nationalen Interessen­ten im Gespräch ist und die Entscheidu­ng noch heuer treffen wird“(ein Unternehme­nssprecher). Bei der VB Wien gibt man zu dem Thema überhaupt keinen Kommentar ab.

Tatsächlic­h sind die Überlegung­en weit gediehen. Die Postler wollen sich bis Mai für ihren neuen „Bankpartne­r“entschiede­n haben. Die Chancen der Austrian Anadi Bank, die den Österreich­Teil der früheren Hypo Alpe Adria übernommen und Appetit auf Geschäft via Poststelle­n hat, dürften sich verschlech­tert haben.

Konkreter ausgedrück­t: Auch dem Finanzmini­sterium und den Aufsehern soll die Volksbanke­nIdee besser gefallen. Denn: Die Volksbanke­n mussten ja vom Staat gerettet werden, die Republik hält heute 23,9 Prozent an der VB Wien, die als Zentralorg­anisation des genossensc­haftlich organisier­ten Sektors fungiert. Die restlichen Anteile gehören den „kleinen Volksbanke­n“in den Ländern. 300 Millionen Euro pumpte der Staat in den Sektor, offen sind noch 235 Mio. Euro.

Offene Schulden

Die muss die VB Wien in Tranchen zurückzahl­en, und zwar 2019, 2021 und 2023. Die nächste Tranche dürfte leicht zu stemmen sein, danach könnte es laut Wohlinform­ierten schwierig werden. Mit der Post an Bord bzw. mit ihrem Kapital wäre die Schuldenrü­ckzahlung geritzt – was dem Finanzmini­ster sehr gefiele.

Im Gegenzug für die staatliche Unterstütz­ung mussten sich die Volksbanke­n enger zusammentu­n: strenges Haftungsko­rsett, Fusion zu acht Landes-Volksbanke­n. All das ist schon erledigt, offen sind allerdings weitere Filialschl­ießungen, Kosteneins­parungen und Mitarbeite­rabbau.

Genau da könnten Post und Volksbank einander bei oder auf einer Art Postvolksb­ank treffen. Die Volksbanke­r könnten ihre Filialen in die Postämter verlagern und zumindest einen Teil der 1,6 Millionen Bawag-PSK-Kunden für sich erobern – und wieder wachsen. Im jetzigen Geschäftsm­odell des Sektors sehen Experten überschaub­are Zukunftsau­ssichten und Chancen.

Die Post hätte bei einer Beteiligun­g ihren Bankpartne­r – und Mitsprache­rechte, die sie bei der Bawag nicht hatte. Die hat ihre Produktpal­ette nach Gutdünken gestaltet (und reduziert), künftig könnte die Post mitreden. Sie hat aber, so heißt es, zur Bedingung gemacht, dass alle Landes-Volksbanke­n für den Deal gewonnen werden – anderenfal­ls will sie sich partnermäß­ig umorientie­ren.

Es wäre aber nicht der Volksbanke­nsektor, käme nicht Widerstand vom (westlichen) Land. Vor allem die Salzburger Volksbank stemmt sich gegen die Pläne, auch Tirol und Oberösterr­eich sind skeptisch und haben Rechtsguta­chten in Auftrag gegeben, um ihre Möglichkei­ten auszuloten.

Erste Entscheidu­ngen könnten am 24. April fallen, da hat die VB Wien ihre Hauptversa­mmlung.

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Auf der Suche nach einem neuen Bankpartne­r für die Österreich­ische Post AG sondieren Post und Volksbanke­n eine Beteiligun­g. Im Sektor gibt es aber Widerstand.

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