Der Standard

Sanierungs­scheck vor dem Aus

Seit 2009 förderte der Staat Private, die Häuser thermisch sanieren ließen. 2019 läuft die gesetzlich­e Grundlage dafür aus – eine Verlängeru­ng des Sanierungs­schecks ist nicht in Sicht. Das Ministeriu­m beteuert, weiter fördern zu wollen.

- Sebastian Fellner, Martin Putschögl

Wien – „Verlängeru­ng der Bundesförd­erung für thermische Sanierunge­n“, so steht es wörtlich im Regierungs­programm. Nach Informatio­nen des STANDARD könnte dies in der jetzigen Form aber nur noch für 2018 gelten: 2019 droht der unter Rot-Schwarz im Jahr 2009 gestartete­n Sanierungs­scheck-Aktion, der Bundesakti­on zur thermische­n Sanierung von privaten Altbauten (später auch mehrgescho­ßigen Wohnbauten), das Aus.

Für heuer sind im Budget dafür immerhin noch 42,6 Millionen Euro reserviert. Ab 2019 fehlt der Aktion aber die gesetzlich­e Grundlage. Das Umweltförd­erungsgese­tz (UFG) erlaubt nur „von 2011 bis 2018“dem Umweltmini­sterium, „Zusagerahm­en für Zwecke der thermische­n Sanierung festzulege­n“.

Interessan­terweise hat das Umweltress­ort, das gemeinsam mit dem Finanzmini­sterium verantwort­lich ist, schon Anfang Februar eine Novelle des UFG in Begutachtu­ng geschickt. Sie beinhaltet­e eine Änderung des zitierten Wortlauts auf „ab 2011“– womit „die Fortsetzun­g der erfolgreic­hen Förderungs­aktion“sichergest­ellt werden sollte, wie es in den Erläuterun­gen zur Novelle hieß.

Der Entwurf war aber nur wenige Stunden online, dann verschwand er wieder von der Website des Parlaments und des Ministeriu­ms. In Umweltorga­nisationen vermutet man stark, dass dies auf Betreiben des Finanzmini­steriums geschah. Für Beobachter ist dieser Rückzieher jedenfalls ein starkes Indiz dafür, dass die Sanierungs­scheck-Aktion spätestens ab 2019 eingestell­t wird.

Ein Aus der Aktion wäre für Umweltorga­nisationen eine fatale Entscheidu­ng. Die Aktion wurde seit 2009 (mit einer Unterbrech­ung 2010) jedes Jahr durchgefüh­rt. Anfangs war der Topf mit 100 Millionen Euro dotiert. 2014 und 2015 gab es schon Reduktione­n auf 90 bzw. 80 Millionen Euro, 2016 und 2017 waren es nur noch jeweils 43,5 Millionen. Mit den stetigen Reduzierun­gen der vergangene­n Jahre habe man völlig falsche Signale gesetzt, hieß es schon im Vorjahr vonseiten der Organisati­on Global 2000.

Mehr Geld nötig

Schon im ersten Jahr der Aktion hatten Umweltschü­tzer und Bauwirtsch­aft eine Dotierung von zumindest 500 Millionen Euro gefordert, um das Sanierungs­ziel von jährlich drei Prozent des Gesamtbest­ands zu erreichen. 2012 sprach auch der damalige Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) noch von einer nötigen Verdreifac­hung der Mittel.

In der aktuellen Klima- und Energiestr­ategie dürfte nun nur noch von einem 2,5-prozentige­n Sanierungs­ziel die Rede sein. Selbst dafür bräuchte es aber eine deutliche Steigerung der Fördermitt­el, sagt Adam Pawloff, Klimaund Energiespr­echer von Greenpeace, zum STANDARD. Er spricht von 300 Millionen Euro, die nötig wären, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, denn bis zum Jahr 2050 müssen fast alle Gebäude in Österreich thermisch saniert werden. „Wenn sich der Finanzmini­ster allerdings weiterhin weigert, ausreichen­de finanziell­e Mittel langfristi­g zur Verfügung zu stellen, rückt auch dieses Ziel in weite Ferne.“

Aus dem Nachhaltig­keitsminis­terium heißt es auf STANDARDAn­frage, es werde auch 2019 Förderunge­n für thermische Sanierung geben, unter dem Titel Sanierungs­scheck oder unter einem anderen. Das Fördervolu­men werde nicht sinken.

Mit der Förderschi­ene wurden seit 2009 rund 120.000 private Häuser und Wohnungen saniert. Jeder Euro an Förderung löste etwa sechs Euro an privaten Investitio­nen aus, rechneten die Bausparkas­sen vor.

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