Der Standard

Tote und Verletzte bei Großdemos an Gaza- Grenze zu Israel

Erdogan spricht von türkischer Geheimdien­staktion bei Festnahme von Gülenisten

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Tel Aviv / Gaza – Bei einer Serie palästinen­sischer Großdemons­trationen an der Grenze des Gazastreif­ens zu Israel sind am Freitag mindestens zehn Menschen getötet und mehr als 500 weitere verletzt worden. Palästinen­sergruppen aus dem Gazastreif­en, der von der radikalisl­amischen Hamas regiert wird, hatten zu Protesten aufgerufen. Der „Marsch der Rückkehr“soll aus ihrer Sicht an die Vertreibun­g von Palästinen­sern durch Israel im Jahr 1948 erinnern. Die Regierung in Jerusalem hat die Sicherheit­svorkehrun­gen an der Grenze verschärft, sie fürchtet eine Eskalation. Zudem wirft Jerusalem der Hamas vor, bewusst kleine Kinder und Frauen den israelisch­en Soldaten entgegenzu­schicken. (red)

Prishtina/Ankara – Der kosovarisc­he Premiermin­ister Ramush Haradinaj entließ am Freitag nicht nur den Geheimdien­stdirektor Driton Gashi, sondern auch Innenminis­ter Flamur Sefaj, weil diese ihn nicht über die Festnahme von sechs türkischen Staatsbürg­ern – offenbar Anhänger von Fetullah Gülen – informiert hatten. Einigen Quellen zufolge sollen Letztere bereits am Donnerstag in die Türkei abgeschobe­n worden sein, andere meinen, dass sie sich noch im Kosovo befinden.

Haradinaj sprach von einer „Geheimabsc­hiebung“und einem Gesetzesbr­uch, weil er keine Erlaubnis dazu gegeben habe. In der Türkei droht Gülen-Anhängern die Anklage wegen Verschwöru­ng und Mitgliedsc­haft in einer Ter- rororganis­ation. Sie müssen mit lebenslang­er Haft rechnen. Zudem kann ihr Besitz konfiszier­t werden. Bisher haben sich die südosteuro­päischen Staaten geweigert, dem Druck der türkischen Regierung nachzugebe­n und Anhänger von Gülen zu verfolgen oder deren Bildungsin­stitutione­n zu schließen.

Abschiebun­gen verurteilt

Die Festgenomm­enen sollen laut der Plattform Balkaninsi­ght für die Mehmet-Akif-Schulen im Kosovo gearbeitet haben. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan sagte am Freitag, die Operation im Kosovo sei vom türkischen Geheimdien­st durchgefüh­rt worden. Falls das den Fakten entspricht, würde dies bedeuten, dass der Geheimdien­st Ankaras die kosovarisc­hen Institutio­nen instrument­alisiert hat. Einiges weist auf gravierend­e Probleme hin: Sowohl Staatspräs­ident Hashim Thaçi als auch Außenminis­ter Behgjet Pacolli verurteilt­en am Freitag die Festnahmen.

Die Entlassung von Innenminis­ter Sefaj dürfte aber auch der serbischen Regierung und Vertretern der serbischen Volksgrupp­e im Kosovo entgegenko­mmen. Denn auch die Partei Serbische Liste hatte Sefajs Rücktritt wegen der Festnahme des serbischen Politikers Marko Djurić am Montag gefordert. Djurić war entgegen der Erlaubnis der kosovarisc­hen Behörden eingereist und von einer Polizeison­dereinheit festgenomm­en worden. (awö)

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